Veranstaltung mit dem Demokratischen Jugendrat Syrien in Berlin
In Berlin hat am Freitagabend die Veranstaltung „Revolution und Aufbau. Junge Frauen vom Demokratischen Jugendrat Syrien berichten“ stattgefunden.
In Berlin hat am Freitagabend die Veranstaltung „Revolution und Aufbau. Junge Frauen vom Demokratischen Jugendrat Syrien berichten“ stattgefunden.
Am Freitagabend stellte eine Delegation des Demokratischen Jugendrats Syrien in Berlin ihre Erfahrungen beim Aufbau eines demokratischen Konföderalismus in Kurdistan und Syrien vor. Die zahlreichen Besucher:innen der Veranstaltung „Revolution und Aufbau. Junge Frauen vom Demokratischen Jugendrat Syrien berichten“ freuten sich auf spannende Berichte und Analysen der Revolutionärinnen – und wurden nicht enttäuscht. Dabei stand insbesondere die Rolle der Frauen und ihrer aktiven Organisierung im Fokus.
„Nur durch Aktionen können wir unsere Existenz sichtbar machen“
Nach ihrer Teilnahme an der Weltjugendkonferenz vom 3. bis 5. November 2023 in Paris haben die jungen Frauen des Demokratischen Jugendrats Syrien bereits zahlreiche europäische Städte besucht und von ihren Erfahrungen mit der Revolution im Mittleren Osten berichtet. Nun führte sie ihr Weg nach Berlin, wo sie im Kulturzentrum MOOS auf ein gespannt lauschendes Publikum trafen. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Jugendkommune Berlin und Ronahî – Youth Center for Public Relations. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie kann der Aufbau einer Alternative, ein freies und selbstbestimmtes Leben aller Menschen und Völker, inmitten von Krieg und Chaos aussehen?
Berichte aus einer Region im Krieg
Zu Beginn der Veranstaltung drückten die Referentinnen ihre Genesungswünsche für die Verletzten durch die Angriffe des türkischen Staates auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien in den letzten Tagen aus und erinnerten an gefallene Genoss:innen. Die Rolle des türkischen Staates als Feind der Revolution und der Selbstverwaltung zog sich durch die gesamte Veranstaltung. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund brisant, dass der Besuch der Delegation in die Woche nach dem Empfang des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan durch Bundeskanzler Olaf Scholz fällt. Deutschland ist ein wichtiger militärischer Partner des NATO-Mitglieds Türkei, das seit Jahren völkerrechtswidrige Angriffe auf die kurdische Freiheitsbewegung durchführt. Die Mitglieder des Jugendrats prangerten das Großmachtstreben des türkischen Staates an: „Die Gebiete, die sie Anfang des 20. Jahrhunderts verloren haben, wollen sie jetzt wieder unter ihre Kontrolle bringen.“ Dies drücke sich auch in den aktuellen Angriffen aus, die Zivilist:innen und kritische Infrastruktur treffen, um die Lebensgrundlage der Menschen zu zerstören.
Frauenbefreiung und Widerstand
Der Widerstand gegen den türkischen Staat lebe auch vom Engagement der freien Frauen, berichteten die Delegierten. Bereits seit den Anfangstagen im Jahr 2011 bildeten Frauen die Basis der Revolution von Rojava. Sie wollten selbst sicherstellen, dass sie nicht noch einmal beherrscht werden. Dafür arbeiteten sie in vielfacher Weise. So betrieben sie Kulturarbeit, um die zuvor unterdrückten Sprachen und Gebräuche zu erhalten, und organisierten sich auch militärisch. Nicht ohne Grund seien die Kämpferinnen der YPJ weltweit bekannt, betonten die Referentinnen. Die jungen Frauen übernähmen große Verantwortung für die Gesellschaft in den Bereichen Verteidigung und Organisation. Dieses Engagement für die eigenen Belange sei essenziell, betonten sie: „Nur durch Aktionen können wir unsere Existenz sichtbar machen.“ Dies ist ihnen bisher gelungen, schließlich sind in allen Institutionen der Selbstverwaltung autonome Strukturen vorhanden. Und damit sind die Frauen auch ein Vorbild für die Zuhörenden in Berlin, autonom zusammenzukommen, Aktionen zu unternehmen und sich zu bilden.
Internationale Solidarität und Organisierung
Ihre Antworten auf die Fragen unserer Zeit gaben die Delegierten auf der Basis ihrer praktischen Erfahrungen. Im Demokratischen Jugendrat Syrien sind seit 2017 diverse junge Menschen organisiert, die einen wichtigen Beitrag dazu leisten, eine demokratische und föderale Republik Syrien aufzubauen. Sie verfolgen das Ziel einer autonomen Selbstverwaltung auf den Grundlagen des Demokratischen Konföderalismus nach den Ideen Abdullah Öcalans. In ihrem Vortrag gaben die Delegierten eine kämpferische und hoffnungsvolle Antwort auf die Herausforderungen der Revolution in Rojava und auf der Welt. Dabei betonten sie auch die Rolle der Jugend. Damit schlossen sie an die kürzlich in Paris stattgefundene Konferenz an und setzten ein Zeichen für die Einheit und den gemeinsamen Kampf der internationalistischen Jugend. Jugend sei nicht an eine Altersgruppe gebunden, sondern vom jugendlichen Geist abhängig. Dieser sei in den Gebieten der Selbstverwaltung stark ausgeprägt, berichteten die Referentinnen.
Dabei schlugen sie erneut einen Bogen nach Berlin und Deutschland. Die hiesige Internationalistische Jugendkommune lernt von den Strukturen in Nordostsyrien, entwickelt Kampagnen und trägt dazu bei, die Ideen der Revolution zu verbreiten. Dies sei eine Möglichkeit, auch in den Zentren des Kapitalismus aktiv zu werden.
Voller Überzeugung und Hoffnung
Der Kampf gegen das kapitalistische System ist ein harter. Das machte der Bericht der Delegierten des Demokratischen Jugendrats Syrien erneut klar. Sie befinden sich jeden Tag in diesem Kampf und bauen gegen den Widerstand der kapitalistischen Nationalstaaten in Nordostsyrien eine klassenlose Gesellschaft auf, in der sich alle Menschen frei entfalten können. Zudem möchte ihr Projekt das Zusammenleben aller Völker realisieren – und stellt damit eine Bedrohung für das herrschende System dar. Dessen Angriffen mit seinen technischen Mitteln begegnen die Menschen in den Gebieten der Selbstverwaltung vor allem mit einer unbesiegbaren Überzeugung. So sind und bleiben sie ein Symbol für ein menschlicheres Leben im demokratischen Weltkonföderalismus.
Die Veranstaltung in Berlin endete dementsprechend trotz aller berichteten Herausforderungen auf einem optimistischen Ton. Gemeinsam stimmten die Delegierten und Besucher:innen zum Abschluss die Parolen „Bijî Berxwedana Rojava“ und „Jin Jiyan Azadî“ an und drückten so ihre Solidarität mit den Freund:innen und der Revolution in Rojava aus.
Text und Foto: Jugendkommune Berlin