Vierzig Jahre Freiheitskampf in Kurdistan
Den 40. Jahrestag des ersten Schusses der Guerillagruppe rund um den Kommandanten Mahsum Korkmaz haben der Bund der Kommunist:innen, der Kommunistische Jugendbund und die Revolutionäre Jugendbewegung Kurdistans zum Anlass genommen, in Berlin zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung einzuladen. Unter dem Titel „Guerilla im Wandel der Zeit" folgten der Einladung zum Austausch am Freitagabend etwa 150 Menschen.
Vorausgegangen war der Veranstaltung dabei die kurzfristige Absage des ursprünglich geplanten Veranstaltungsortes aufgrund einer Diffamierungskampagne. Gestützt wurde sich neben Antisemitismusvorwürfen auf die vermeintliche Unterstützung von „Terrorgruppen", ohne dabei einen Bezug zu dem Charakter der Veranstaltung herzustellen.
Nach einleitenden Worten eines Aktivisten des Bundes der Kommunist:innen wurde die Veranstaltung mit einer Schweigeminute für die Gefallenen der Revolution eröffnet. Im Anschluss folgten Redebeiträge zu der Bedeutung des 15. August 1984 von der Revolutionären Jugendbewegung Kurdistans und dem Kommunistischen Jugendbund. Wie der Aktivist des Kommunistischen Jugendbundes festhielt, habe der Beginn des bewaffneten Kampfes der ganzen Welt Hoffnung gebracht, da er gezeigt habe, dass Widerstand selbst gegen einen übermächtig scheinenden Feind möglich sei. Die Aufnahme des bewaffneten Kampfes geschah dabei in einer Zeit, so der Aktivist der Revolutionären Jugendbewegung Kurdistans, „in der allein die Tatsache über Kurdistan zu sprechen zum Tode hätte führen können".
Als Hauptteil der Veranstaltung folgte ein Vortrag über die Geschichte des kurdischen Freiheitskampfes und die vier Säulen des revolutionären Volkskrieges, der von Abdullah Öcalan durch die Veröffentlichung seiner Verteidigungsschriften aus dem Gefängnis heraus eingeleitet wurde. Wie der Redner hervorhob, wurde die kurdische Freiheitsbewegung stark von dem Sieg des vietnamesischen Volkes gegen die US-amerikanische Besatzung beeinflusst. Dieser Sieg, welcher zwei Millionen Vietnames:innen das Leben kostete, habe nämlich gezeigt, dass ein vom Volk getragener Kampf selbst gegen die größte Militärmacht bestehen könne. Unter diesem Einfluss seien PKK-Kader, darunter auch der Kommandant der ersten Aktion am 15. August, Mahsum Korkmaz (Egîd), 1979 in den Libanon gegangen, um dort die Grundlagen des künftigen Guerillakrieges zu schaffen.
Nach Vorbereitungen in den Bergen der Zap-Region in Südkurdistan erfolgte am 15. August 1984 der erste Angriff auf türkische Polizei- und Militärstützpunkte in Dih (tr. Eruh) und Şemzînan (Şemdinli). Der Referent fuhr fort, dass „trotz des geringen militärischen Ausmaßes, die erste abgefeuerte Kugel eine enorme psychologische Wirkung entfaltete, da damit die bleiernde Stille, die aufgrund der türkischen Militärjunta nach 1980 herrschte, gebrochen wurde". Binnen eines Jahres breitete sich die militärische Front auf über 1000 Kilometer aus und die Guerilla wurde zu einer Massenbewegung. Heute sei es, so der Vortragende, immer noch die Guerilla, welche die Gesellschaft in allen Teilen Kurdistans dazu befähige, sich zu organisieren, da sie diesen Prozess nicht nur verteidige, sondern ebenso in dem Aufbau demokratischer Autonomie Initiativkraft sei.