Uetze: Augenzeugenberichte zur Flucht aus Şengal
Auf einer Veranstaltung im niedersächsischen Uetze haben Augenzeugen von ihrer Flucht aus Şengal nach dem IS-Angriff im August 2014 berichtet.
Auf einer Veranstaltung im niedersächsischen Uetze haben Augenzeugen von ihrer Flucht aus Şengal nach dem IS-Angriff im August 2014 berichtet.
Am Freitagabend fand unter der Überschrift „Die Sicht ezidischer Familienväter auf Flucht und Vertreibung aus Şengal/Nordirak" eine Veranstaltung der Landungsbrücke e.V. und der evangelischen Kirche in Uetze bei Hannover statt.
Gedolmetscht und moderiert wurde die Veranstaltung von Yilmaz Pêşkevin Kaba, Moderator von Çira Fokus auf Çira TV. Augenzeugen berichteten über die Flucht aus Şengal zu Beginn des Völkermordes vom 3. August 2014. Es folgte ein Input über die Eziden und das Ezidentum ergänzt durch aktuelle Informationen über das Leben der Binnengeflüchteten und die Situation in Rojava/Nordsyrien von heute.
„Töchter der Sonne – Keçên rojê“ ist der Titel eines im Frühjahr erscheinenden Buches, aus dem die beiden Autorinnen, Claudia Ruhs und Sebra Xalti, einige Ausschnitte vorgelesen haben. Sebra Xalti, Ravo Ossman und Claudia Ruhs haben die Erlebnisse von Frauen während dieser Zeit und der anschließenden Flucht nach Deutschland aufgeschrieben, durch Gedichte von Sebra Xalti ergänzt und mit Gemälden von Ravo Ossman, die seine Verarbeitung der Geschehnisse widerspiegeln, sichtbar gemacht.
Dazu sagen die beiden Autorinnen: „Das haben wir getan, damit die Weltöffentlichkeit nicht vergisst, was in Şengal passiert ist und dass das, was den ezidischen Frauen und Mädchen passiert ist, nicht in Vergessenheit gerät: Missbrauch und Versklavung und das Auseinanderreißen von Familien, sowie das Leid, das sie durch die Morde an Vätern, Brüdern, Ehemännern und Söhnen erfuhren." Weiter heißt es dazu: „Wir möchten diesen Frauen und Mädchen Gehör verschaffen und signalisieren, dass sie niemals vergessen werden. Wir hoffen, dass die freie Welt alles versucht, die Frauen und Mädchen zu finden (falls sie noch leben). Das ist uns eine Herzensangelegenheit. Den Überlebenden, die es auf dramatische Art und Weise, unter lebensbedrohlichen Umständen hierher geschafft haben, möchten wir vermitteln, dass sie nicht allein sind und ein Recht darauf haben, wieder Freude zu empfinden und sich ein neues Leben aufzubauen, die deutsche Sprache lesen und schreiben zu lernen und selbständig und selbstbestimmt zu leben."
Anschließend gab Yilmaz Pêşkevin Kaba einen Input über die Eziden und das Ezidentum. Er veranschaulichte die Situation in Wort und Bild, um die Berichte der Augenzeugen Azad, Dexîl und Jalal und die Sichtweise von Vätern und jungen Männern nachvollziehbarer zu machen.
Festgehalten wurde am Ende, dass noch mehr Öffentlichkeit und Unterstützung geschaffen werden muss. Auch die Planung weiterer Veranstaltungen wurde angeregt. Für das leibliche Wohl sorgten Ezidinnen aus der Nachbarschaft. Anschließend gab es Gelegenheit zu einem interkulturellen Austausch.
Die an dem Abend gesammelten Spenden werden den Familien aus dem Buch, die meist noch in Camps leben, zu Gute kommen.