Straße in Qamişlo nach Nubar Ozanyan benannt

In Qamişlo ist eine Straße nach Nubar Ozanyan benannt worden. Der armenische Revolutionär fiel 2017 als Kommandant der TIKKO im Kampf gegen den IS vor Raqqa.

In der nordostsyrischen Stadt Qamişlo ist eine Straße im zentralen Viertel Bişêriyê nach dem armenischen Revolutionär Nubar Ozanyan benannt worden. Die Straßenumbenennung, bei der es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Angehörigenrates von Gefallenen, der Volkskommune von Qamişlo und der Partei der demokratischen Einheit (PYD) handelt, wurde am Sonntag im Rahmen einer Zeremonie begangen.

Es war eine Zusammenkunft mit vielen Elementen aus dem Leben Ozanyans, an der sich viele Menschen der verschiedensten Kulturen, die für die diverse Gesellschaft Rojavas mit ihrem einzigartigen Mosaikcharakter stehen, beteiligten. Anwesend waren politische und zivilgesellschaftliche Vertreter:innen von armenischen, arabischen und kurdischen Einrichtungen, von Suryoye-Vereinigungen und Kämpfer:innen militärischer Verbände. In Redebeiträgen ging es um persönliche Erlebnisse mit dem Revolutionär und um den gemeinsamen Kampf der Völker für ein geschwisterliches Leben auf der Basis kommunaler Organisierung, orientiert an freiheitlichen, demokratischen, gemeinwirtschaftlichen, feministischen und ökologischen Prinzipien. Dem armenischen Volk wurde angesichts des Verlusts von Nubar Ozanyan tiefes Mitgefühl ausgesprochen.

Einweihungszeremonie in Qamişlo | Video: Anha

Wer war Nubar Ozanyan?

Nubar Ozanyan, dessen Nom de Guerre Orhan Bakırcıyan lautete, wurde 1956 in der zentralanatolischen Stadt Yozgat geboren und war 40 Jahre lang innerhalb der Arbeiter- und Bauern-Befreiungsarmee der Türkei (TIKKO), der Guerillaorganisation der TKP/ML, aktiv. Fast sein ganzes Leben widmete er dem revolutionären Kampf.

In den Jahren 1988 bis 1990 war Ozanyan in Palästina, von 1991 bis 1992 kämpfte er in der armenischen Kaukasusrepublik Arzach (Bergkarabach). Anfang der Achtziger hielt er sich für eine Weile in Frankreich auf. Ozanyan galt als enger Freund des Filmemachers Yılmaz Güney, Wegbereiter des kurdischen Kinos, und war in Paris eine Zeitlang sogar dessen Personenschützer.

2014 zog es Ozanyan nach Südkurdistan, wo er gegen die türkische Besatzung kämpfte. In Rojava nahm er im Kreis der Internationalist:innen am Widerstand von Siluk teil. Die Kleinstadt nahe Girê Spî (Tall Abyad) war im Sommer 2015 im Rahmen einer YPG-Offensive aus der Herrschaft verschiedener islamistischer Gruppen befreit worden. Nachdem Ozanyan zwischenzeitlich im nordkurdischen Dersim war, kehrte er zurück nach Rojava. Am 14. August 2017 starb er vor Raqqa als TIKKO-Kommandant im Kampf gegen die dschihadistische Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Das 2019 am Gedenktag des türkischen Genozids an den Armenier:innen im Osmanischen Reich in Nordostsyrien gegründete armenische Bataillon ist nach ihm benannt.

Die „Kolana Şehîd Nûbar Ozanyan” in Qamişlo | Foto: Armenisches Bataillon