Schweiz: Große Teilnahme am 9. Kongress des CDK-S

Unter Beteiligung hunderter Delegierter fand der 9. Kongress des kurdischen Dachverbands CDK-S in der Schweizer Stadt Gerlafingen statt. Die Delegierten zeigten sich entschlossen, alles für eine Niederlage Erdoğans bei den Präsidentschaftswahlen zu tun.

Die Demokratische Kurdische Gemeinde in der Schweiz (CDK-S) hat am Sonntag seinen 9. Kongress in Gerlafingen im Kanton Solothurn abgehalten. Hunderte Delegierte diskutierten vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage über die Arbeit des Dachverbands und wählten einen neuen Vorstand. Die SP-Abgeordnete Franziska Roth (Sozialdemokratische Partei der Schweiz) und Tuncay Yılmaz, Gründungsvorsitzender der sozialistischen Partei SYKP, nahmen als Gäste an dem Kongress teil.


Im Gedenken an Raperîn Amed und Fazil Botan

Der Kongress war Raperîn Amed (Delal Azizoğlu), einer der Vorreiterinnen der kurdischen Frauenbewegung und Mitglied des Exekutivrats von KONGRA-GEL, die am 17. Juni 2022 bei einem türkischen Luftangriff auf die Medya-Verteidigungsgebiete gefallen ist, und Fazil Botan (Ahmet Şeker), einem langjährigen Kommandanten des kurdischen Freiheitskampfes, der im Juni vergangenen Jahres an den Folgen einer Verletzung in Frankreich verstorben war, gewidmet. Die Parole, unter der der Kongress stattfand, war: „Lasst uns dem Verrat und der Kollaboration zum Trotz ein freies Kurdistan schaffen und Rêber Apo [Abdullah Öcalan] befreien.“ Nach einer Schweigeminute für die Gefallenen begann der Kongress.

Sarıkaya: „Das kurdische Volk wird den Genozid verhindern“

Der kurdische Politiker Mustafa Sarıkaya ging in einer Rede auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in der Türkei und Nordkurdistan, die andauernde Totalisolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan, den 100. Jahrestag des Lausanner Teilungsabkommens und die aktuellen Angriffe auf Mexmûr ein. Er erklärte: „Mit dieser Politik will man das kurdische Volk dazu verdammen, weitere 100 Jahre in Gefangenschaft unter dem Damoklesschwert des Völkermordes zu leben. Das kurdische Volk wird dies nicht zulassen.“ Sarıkaya beschrieb die aktuelle Phase als einen echten Scheideweg nicht nur für die Kurd:innen, sondern auch für alle Völker des Nahen Ostens, und fuhr fort: „Während des gesamten vergangenen Jahrhunderts wurde versucht, das kurdische Volk durch Angriffe zu vernichten, aber das kurdische Volk hat das nicht erlaubt. Obwohl diese Angriffe viel Schaden anrichteten, gab es permanent Widerstand. Als Fortsetzung des Vertrags von Lausanne soll der Vernichtungsplan im zweiten Jahrhundert abgeschlossen werden.“ Im Lausanner Abkommen war die Teilung Kurdistans vereinbart worden.

Es ist unsere Verantwortung, das Erdoğan-Regime zu zerschlagen“

Sarıkaya erklärte weiter: „Wenn Erdoğan bei diesen Wahlen siegt, dann bedeutet das nicht weniger als die Zustimmung zur Vollendung des Mordes am kurdischen Volk. Die Wahlkampagne des Erdoğan-Regimes zielt darauf ab, den Völkermord an den Kurdinnen und Kurden zu vollenden. Wir setzen unseren Widerstand gegen diese Kampagne in vorbereiteter Weise fort. Alle Feinde der Kurden in der Türkei haben sich um Erdoğan geschart und sind auf menschenverachtende Weise zum Angriff übergegangen. Dadurch, dass Erdoğan 49,5 Prozent der Stimmen erhalten hat, versuchte man nun, uns ein Gefühl der Niederlage zu vermitteln. Aber lasst uns dem nicht glauben. Wir wollen das Erdoğan-Regime zerschlagen und wir haben die Möglichkeit dazu. Es liegt in unserer Verantwortung, alles dafür zu tun, dem Regime ein Ende zu bereiten. In dieser Hinsicht müssen wir jetzt in den letzten drei Tagen [der Auslandswahl] kämpferisch weiterarbeiten und es darf keine Person mehr geben, die dann nicht zur Wahl gegangen ist.“

Roth: „Euer Widerstand wird noch sichtbarer werden“

Die SP-Abgeordnete Franziska Roth bekräftigte in ihrem Grußwort die Unterstützung der SP für den kurdischen Freiheitskampf. Dabei unterstrich sie die globale Bedeutung des kurdischen Kampfes für Demokratie, Frauenrechte, Freiheit und Gleichheit.

Yılmaz: Öcalans Projekt bestimmt die Richtung der türkischen Politik

Anschließend ergriff der Gründungsvorsitzende der SYKP, Tuncay Yılmaz, das Wort und sagte: „Die Bewegung der PKK hat eine führende Rolle beim Aufbau der sozialistischen Bewegung in der Türkei und im Nahen Osten gespielt. Heute findet in der Türkei, in Kurdistan und im Nahen Osten ein massiver Widerstand gegen das System statt. Die Hauptquelle für diesen großen Widerstand sind die Ergebnisse des sich über Jahre immer weiter ausbreitenden Kampfes des kurdischen Volkes, der kurdischen Freiheitsbewegung. 2009 hatte Abdullah Öcalan eine Dachpartei als Projekt vorgestellt. Dieses Projekt bestimmt heute die Richtung der Politik in der Türkei. Wenn sich heute eine Kraft herauskristallisieren kann, die die Richtung der Wahlen bestimmen kann, stehen dahinter die besonderen Bemühungen, die Abdullah Öcalan für die Gründung der HDP (Demokratische Partei der Völker) und des HDK (Demokratischer Kongress der Völker), unternommen hat.“ Yılmaz betonte, den Kampf auszuweiten und in diesem Sinne fortzusetzen.

Wahlen der Ko-Vorsitzenden und Vorstände

Es folgte Botschaften von Metin Mintaş im Namen der Gefallenenfamilien in der Schweiz (KOMAV), Yaqob Tilermenî im Namen des Schweizer Kurdischen Instituts (Enstîtuya Kurdî a Swîsre), Ali Omar im Namen der PYD und Ali Matur im Namen des alevitischen Verbands FEDA. Anschließend wurden Tätigkeitsberichte der vergangenen zwei Jahre verlesen und diskutiert. Nach einer Pause fanden die Wahlen statt. Als Ergebnis der Abstimmung wurden Selma Sürer und Hüseyin Mamaklı zu Ko-Vorsitzenden der CDK-S sowie ein 14-köpfiger Vorstand gewählt. Nach der Wahl wurde ein Plan für die nächsten zwei Jahre verabschiedet.