Proteste gegen Pariser Anschlag: Verbunden in Trauer und Wut

In Erfurt, Frankfurt, Hannover, Leipzig und Bremen haben Protestaktionen gegen den tödlichen Anschlag auf die kurdische Community in Paris stattgefunden.

Parallel zu der Großdemonstration in Paris haben am Samstag auch in Deutschland dezentrale Protestaktionen gegen den Anschlag auf die kurdische Community stattgefunden.

Erfurt: Verbunden in Trauer, zusammen mit Wut

In Erfurt hat eine vom örtlichen kurdischen Kulturverein und der feministischen Organisation „Gemeinsam Kämpfen“ aus Jena organisierte Demonstration gegen den Anschlag auf das kurdische Kulturzentrum in Paris stattgefunden. Vor dem Hauptbahnhof fanden sich die Teilnehmenden neben einem schwarzen Trauertuch zur Anfangskundgebung in einem großen Kreis zusammen und schafften dadurch fühlbare Verbundenheit, Frauen spendeten sich gegenseitig Trost. Ein Transparent drückte aus, was viele dachten: „Stoppt den Staatsterror der Türkei. Mit einer Schweigeminute wurde der in Paris ermordeten Evîn Goyî (Emine Kara), Abdurrahman Kızıl und Mîr Perwer gedacht. Die anschließenden „Sehîd Namirin"-Rufe der Teilnehmenden erfüllten den Vorplatz des Bahnhofes und durchbrachen die Normalität des Weihnachtsverkehrs. „Der terroristische Anschlag in Paris hat ein weiteres Mal gezeigt: Faschismus und Patriarchat machen keinen Urlaub, kennen keine Feiertage, und damit auch nicht unser Widerstand“, sagte eine Aktivistin.

Im anschließenden lautstarken Demonstrationszug von etwa 100 Menschen zeigten sich Wut und Widerstand, viele Passant:innen unterbrachen aufmerksam geworden ihr Tun. Mit Parolen wie „Erdogan Terrorist" und „Alle zusammen gegen den Faschismus" gelangte der Zug zum Anger. Dort sagte eine kurdische Teilnehmerin eindrücklich und bestimmt: „Ein solcher Tag fordert uns auf zusammenzuhalten, auch wenn wir Schwierigkeiten miteinander haben. Schließen wir uns näher zusammen, hier und überall."

In Redebeiträgen wurde die Aufklärung des Anschlages und des Attentates in Paris vor zehn Jahren gefordert. Am 9. Januar 2013 wurden die Kurdinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez vom türkischen Geheimdienst ermordet. Bis heute ist niemand die Morde bestraft worden, Frankreich stuft den Fall als Staatsgeheimnis ein. „Es ist eindeutig, dass der Anschlag am Freitag nicht zufällig stattfand, sondern im Zusammenhang steht mit der strukturellen Unterdrückung der Kurd:innen in Europa und der damit verbundenen engen Zusammenarbeit mit der Türkei. Er steht in Verbindung mit dem Schweigen der westlichen Staaten gegen den Angriffskrieg der Türkei auf die kurdischen Gebiete. Diese Kriminalisierung und dieses Schweigen muss endlich ein Ende haben! Die kraftvollen Großdemonstrationen in Paris, Marseille und die vielen Protestaktionen überall in Deutschland verteilt zeigen ganz klar: Unsere Antwort heißt Widerstand! Verbundenheit ist unsere größte Waffe!“, so eine Aktivistin.


       

Demonstration in Frankfurt

In Frankfurt a.M. demonstrierten Hunderte Menschen gegen den Anschlag in Paris. Die von der kurdischen Föderation FCK-Kawa organisierte Demonstration startete am Hauptbahnhof. Die Teilnehmenden trugen Bilder der drei Todesopfer. In Redebeiträgen wurde der bewaffnete Angriff als organisierter Terroranschlag auf das kurdische Volk bezeichnet.

 

Demonstration in Hannover

In Hannover fand eine Demonstration statt, der Auftakt war am Hauptbahnhof. Die Teilnehmenden protestierten im strömenden Regen gegen das Massaker von Paris.

 

Kundgebung in Leipzig

In Leipzig fand auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz eine Kundgebung im Gedenken an die Opfer des Anschlags in Paris statt. Aufgerufen dazu hatten die Kampagnen „Women Defend Rojava" und „Defend Kurdistan". In Redebeiträgen wurde darauf hingewiesen, dass Kurdinnen und Kurden selbst in der Diaspora nicht sicher sind. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer des Attentats in Paris. Unsere Solidarität gilt der kurdischen Freiheitsbewegung“, sagte eine Aktivistin und forderte ein Ende der antikurdischen Repression in Deutschland.

Spontandemonstration in Bremen

In Bremen fand am Samstagabend eine wütende Spontandemonstration gegen den Anschlag auf das kurdische Kulturzentrum in Paris statt. „Die Trauer um unsere Freundinnen und Freunde, die wir am 23. Dezember in Paris und an vielen anderen Orten und Tagen verloren haben, wird zu unserer Wut. Wir werden ihren Kampf weiterführen, in Bremen, in Paris und überall. Wir gedenken Evîn Goyî, Mîr Perwer und Abdurrahman Kızıl – Şehîd Namirin!“, so die internationalistischen Aktivist:innen.