Dass es in der von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan dirigierten Türkei so etwas wie einen Rechtsstaat oder Gewaltenteilung nicht mehr gibt, die Regierung immer härter gegen Oppositionelle vorgeht und die Polizei gewaltbereiter als jemals zuvor ist, zeigt ein aktueller Fall aus Istanbul. Dort brach die Polizei am Samstag im Bezirk Esenyurt die Haustür des kurdischen Politikers Edip Karçik, dem ehemaligen Ko-Vorsitzenden des Kreisverbands der Demokratischen Partei der Völker (HDP) auf, stürmte ins Wohnzimmer, misshandelte ihn, seinen Neffen und den krebskranken Bruder und verschwand wieder. Angeblich, weil sich herausgestellt habe, dass eine Verwechslung vorliege. Alle drei Betroffenen wurden mit Blutergüssen an verschiedenen Körperteilen in Krankenhäuser der Bosporus-Metropole eingeliefert.
Karçik glaubt nicht an einen Irrtum. „Es handelt sich ganz klar um Willkür und eine Politik der gewaltsamen Unterdrückung. Im Grunde spiegelt diese Maßnahme die Mentalität der Regierung wider“, sagte der Politiker.
„Mein Bruder wurde erst vor kurzem aufgrund seines Krebsleidens operiert und erholte sich bei mir von den Strapazen seiner Behandlung. Das war den Polizisten egal. Vor seinen Augen schlugen sie meinen Neffen. Als ich intervenierte, wurde ich über den Boden geschleift, außerdem schlug man mir ins Gesicht und trat gegen meine Beine und Füße. Nachdem wir unsere Ausweise vorlegten, sagten sie, sie hätten sich in der Adresse geirrt. Anschließend zogen sie wieder ab.“ Karçik kündigte an, juristische Schritte einzuleiten.