Osman Turgay in Mannheim an Corona verstorben

Osman Turgay ist in Mannheim an den Folgen der Viruserkrankung Covid-19 gestorben. Der 75 Jahre alte Kurde aus Mêrdîn lebte seit rund vier Jahrzehnten in Deutschland.

Osman Turgay ist in Mannheim an der neuartigen Lungenkrankheit Covid-19 verstorben. Das gab am Freitag das kurdische Gesellschaftszentrum DTKM bekannt. Der 75 Jahre alte Kurde, der mit seinem Spitznamen „Apê Osman“ große Beliebtheit bei den Mannheimer Kurdinnen und Kurden genoss, soll am 9. April tot in seiner Wohnung gefunden worden sein. Vermutlich starb er bereits Anfang des Monats, äußerten Nachbarn gegenüber DTKM-Mitgliedern. „Am 13. März war Apê Osman noch ein letztes Mal im kurdischen Verein. Er sah sichtlich angeschlagen aus und sagte auch, dass es ihm nicht gut gehe. Drei Tage später mussten wir das Gesellschaftszentrum schließen. Unser Vorstand hatte seitdem mehrmals versucht, Apê Osman zu erreichen. Zuletzt suchten wir letzten Mittwoch seine Wohnung auf. Nachbarn informierten uns schließlich darüber, dass er ums Leben gekommen ist“, sagte Cano Yıldız aus dem Vorstand von DTKM.

Der Leichnam Osman Turgays soll sich noch immer in der Gerichtsmedizin befinden. Es sei unklar, wo der alleinstehende Mann beigesetzt werden soll, so Yıldız. „Wir sind unendlich traurig über diesen Verlust. Alle Kurden aus Mannheim kannten und schätzten Apê Osman. So traurig die Nachricht über seinen Tod ist, war auch sein früheres Leben“.

Osman Turgay kam 1945 in Omerya (türk. Ömerli) in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (Mardin) auf die Welt. Als junger Mann ging er zum Arbeiten in den Libanon. Nach Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs 1975 blieb er noch drei Jahre, ging dann nach Deutschland. Seine Verwandten nahmen an, dass er im Libanon ums Leben gekommen sei. „Sie waren geschockt, als wir sie über Apê Osmans Tod in Kenntnis setzten“, so Yıldız.

Schon in frühster Kindheit durchlebte Osman Turgay tiefgreifende traumatische Erlebnisse. „Als sein Vater starb, sollte seine Mutter mit ihrem Schwager verheiratet werden. Sie flüchtete daraufhin zu ihrer Familie nach Qamişlo in Nordsyrien, musste ihren Sohn aber zurücklassen. Apê Osmans Onkel väterlicherseits waren gewalttätig, er bekam oft Prügel. Er war zehn oder vielleicht etwas älter, als er sich ganz allein auf den Weg zu seiner Mutter nach Qamişlo machte. Als er ankam, musste er feststellen, dass es der Hochzeitstag seiner Mutter war. Sie zogen dann weg und ließen sich in Aleppo nieder. Später ging er dann in den Libanon. Zwar versuchte er einmal, in Mêrdîn wieder Fuß zu fassen. Allerdings musste er feststellen, dass ein Bruder seinen Anteil am Nachlass des Vaters beschlagnahmt hatte. Deshalb kehrte er in den Libanon zurück und kam später nach Deutschland. Hier lebte er seit fast 40 Jahren. Und seit 1994 ging er im kurdischen Verein in Mannheim ein und aus. Apê Osman war auf jeder Veranstaltung und ein ideologischer Unterstützer der Philosophie Abdullah Öcalans. Er war ein glühender Patriot, sein Tod ist ein großer Verlust für uns. Wir werden ihn vermissen“, sagte Yıldız.