Hayri Ergönül in London an Covid-19 verstorben

Hayri Ergönül ist in London an Covid-19 verstorben. Der 55-jährige alevitische Kurde war Überlebender des gegen Aleviten gerichteten Pogroms in Maraş im Jahr 1978.

Die Corona-Pandemie fordert auch in Großbritannien immer mehr Todesopfer. In London ist der 55-jährige kurdische Alevite Hayri Ergönül an Covid-19 verstorben. Er war nach der Feststellung der Coronainfektion am 12. März auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Nordlondon behandelt worden. Seine Ehefrau war ebenfalls infiziert, wurde inzwischen jedoch als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen.

Hayri Ergönül hat das Pogrom von Maraş (kurdisch: Gurgum) am 19. Dezember 1978 überlebt. Der damals Zwölfjährige musste zusehen, wie seine Eltern und sein großer Bruder ermordet wurden. Weil er voller Blut seines Bruders war, war zunächst davon ausgegangen worden, dass er auch tot ist.

„Großer Verlust“

In London lebende Kurden sprechen von einem großen Verlust. Der Autor Ahmet Güven bezeichnete Ergönül als „sehr wertvollen und konstruktiven Freund“. Ali Poyraz vom Kurdischen Volksrat wies auf den „kämpferischen und solidarischen“ Charakter des Verstorbenen hin. Israfil Erbil, der Vorsitzende der Alevitischen Föderation Britannien, erklärte: „Er hatte Asthma und Bronchitis. Sein Tod ist ein großer Verlust für uns.“

„Ich war damals zwölf Jahre alt“

Hayri Ergönül hatte in einer Reportage berichtet, wie er das damalige Pogrom erlebt hatte: „Wir haben beim Massaker von Maraş fünf Personen verloren. Drei waren von unserer Familie, zwei waren Gäste. Meine Mutter, mein Vater, mein großer Bruder und zwei Besucher, beide waren Lehrer, wurden ermordet. Die Menschen griffen mit Äxten, Messer, Schusswaffen, Knüppeln und ähnlichen Mitteln unsere Häuser an. Sie hatten Benzinkanister in den Händen und zündeten die vorher markierten Häuser und Geschäfte an. Sie griffen die Menschen an. Ich war damals zwölf Jahre an. Ich konnte nichts tun und musste alles mitansehen. Die staatlichen Kräfte taten nichts, um für Sicherheit zu sorgen.“