Nürnberg: „Irgendwie mit der PKK verbunden“

Die Kampagne „Riseup4Rojava“ hat für heute zu einer Auseinandersetzung mit den Medien aufgerufen. In Nürnberg fand eine Demonstration zum Pressehaus der Nürnberger Nachrichten statt.

Heute wurde von der Kampagne #Riseup4Rojava dazu aufgerufen, bundesweit zu Medienhäusern zu gehen und die Redaktionen aufzufordern, die Berichterstattung der Autonomen Selbstverwaltung zu berücksichtigen. Oft wird einseitige Propaganda des türkischen Staates verbreitet, oft sind ihre Reporter*innen dort „embedded“ und berichten aus Furcht vor Verlust ihrer Akkreditierung entweder sehr vorsichtig oder geben gleich die türkische Sichtweise wieder. Die Redaktionen sollten aufgefordert werden, über die Kriegsverbrechen der türkischen Armee und ihrer islamistischen Söldner zu berichten.

Auch die Wortwahl vieler Presseorgane mutet oftmals seltsam an - etwa, wenn dschihadistische Söldner als „Freischärler" bezeichnet werden oder die kurdische YPG/YPJ erklärt wird als „mit der PKK verbunden" ... irgendwie ... ob und wie genau, wird nicht weiter ausgeführt, das scheint für die Leser dieser Artikel schon überfordernd zu sein. Dabei wird dann auch kaum versäumt, auf das Verbot der Arbeiterpartei Kurdistans in Deutschland hinzuweisen, und oft genug übernimmt man auch Erdoğans Wording von den „Terroristen". So werden Stigmata verfestigt und die Chance auf eine Auseinandersetzung über Inhalte und Ziele vertan. Auch dagegen hat sich die heutige Kampagne gerichtet.

„Wir sind so bunt und multi-ethnisch wie Rojava“

Über die Wortwahl  in der Berichterstattung über Aktionen in Deutschland hat sich auch Nürnberger Bündnis für Frieden in Kurdistan geäußert: „Wenn in der Presse wieder mal über ‚Kurden-Demos' berichtet wird, obwohl fast die Hälfte der Teilnehmer*innen eben nicht aus Kurdistan kommt, finden wir das unseriös und stigmatisierend. Wir sind so bunt und multi-ethnisch wie das Projekt in Rojava, das wir verteidigen. Die Revolution in Rojava ist wie die Freiheitsbewegung nicht nur „kurdisch". Sie ist das Ergebnis eines Kampfes, der in Kurdistan seinen Ausgang nahm und mit Abdullah Öcalan einen Vordenker fand. Aber längst hat der Spirit dieser Bewegung auf der ganzen Welt Freunde und Freundinnen gefunden, die eine Alternative zur kapitalistischen Moderne suchen: basisdemokratisch, ökologisch, feministisch. Diese hart erkämpfte Hoffnung auf ein anderes Leben jenseits von Staat, Macht und Gewalt wollen wir uns nicht nehmen lassen. Deshalb gehen wir auf die Straße.“

Sitzstreik vor dem Pressehaus der Nürnberger Nachrichten

Der täglichen Kundgebung in Nürnberg folgte heute eine Demonstration zum Pressehaus der Nürnberger Nachrichten. Ein kurzer Sitzstreik auf der Straße brachte den Verkehr zum Erliegen. Danach wurde von einer Vertreterin der PYD das heute erschienene Informationsdossier von Civaka Azad, dem Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei gegen Nordsyrien überreicht. Der Redakteur bedankte sich und versprach, das Anliegen seiner Redaktion weiterzuleiten.

Die Aktion verlief insgesamt friedlich. Mit Reden auf Kurdisch und Deutsch und Flyern wurden die Passant*innen über den Angriffskrieg der Türkei aufgeklärt. So hieß es in einem Flugblatt des Bündnisses: „Die Selbstverteidigungskräfte in Nordsyrien leisten erbitterten Widerstand gegen die Aggression der Türkei und ihrer dschihadistischen Hilfstruppen. Die Menschen in Rojava haben unter großen Opfern gegen den IS gekämpft - für sich und ihre Nachbar*innen, für die Menschlichkeit und für uns alle! Nun ist es an uns zu verhindern, dass sie von Erdoğan und seinen Schlächtern massakriert werden!“