Der drohende Angriff der türkischen Armee auf Nordsyrien brachte wie in vielen anderen Städten auch in Nürnberg Menschen auf die Straße. Dem Aufruf zu einer Kundgebung vor der Lorenzkirche im Zentrum der Stadt folgten knapp 100 Leute. Neben Kurd*innen beteiligten sich auch zahlreiche Menschen, die mit Rojava ein demokratisch-sozialistisches Projekt verbinden, dessen Existenz inmitten von einem islamo-faschistischen Nachbarn und imperialen Großmachtinteressen permanent bedroht ist.
Nach der PYD und dem Spitzenkandidaten der Linken Liste Nürnberg sprachen Vertreter der Sozialistischen Jugend – Die Falken und des Bündnisses für Frieden in Kurdistan.
Im Redebeitrag der interventionistischen Linken (iL) wurde betont, dass es um „mehr als den Verrat an den Kurden geht. Solidarität mit der Revolution in Rojava heißt in erster Linie, eine Freiheitsbewegung zu unterstützen, die eine Alternative anstrebt zur Kapitalistischen Moderne – egal ob in Rojava, in den Bergen Kurdistans oder in den Metropolen Europas. Basisdemokratische Selbstbestimmung mit den Pfeilern Geschlechtergerechtigkeit und Ökologie sind die nicht verhandelbaren Paradigmen. Dass diese von den Vertretern der Kapitalistischen Moderne, von den Dschihadisten, Faschisten und Rassisten, nicht toleriert werden können, sollte jedem klar sein.“
Der Krieg gegen die Bewegung, gegen die PKK, habe immer schon stattgefunden und halte bis heute an, erinnerte der iL-Sprecher. „In Nordkurdistan mit den aktuellen Angriffen auf die gewählten Bürgermeister*innen der HDP, in Südkurdistan mit den Luftangriffen auf die Medya-Verteidigungsgebiete und jetzt nach Efrîn eben Rojava. Wieder träumt der türkische Staat von einer ‚vollständigen Vernichtung‘ der Freiheitsbewegung. Und wieder werden dies hohle Worte bleiben. Denn das Herbeireden von der ‚Schwäche der Bewegung‘ gehört zur türkischen Kriegspropaganda. Längst ist die ‚kurdische‘ Freiheitsbewegung zu einer internationalistischen Bewegung geworden mit Freunden auf der ganzen Welt. Längst wird nicht nur mit Kalaschnikows gekämpft, sondern auch auf dem diplomatischen Parkett. Längst hat man gelernt, sich zu vernetzen und setzt auf gesellschaftliche Organisierung.“
Die iL fuhr fort, es sei falsch, die Opferrolle und den Verrat in den Vordergrund zu stellen, denn dies betone eine Ohnmacht, die am wenigsten in Rojava selbst zu spüren ist. Dort sei man bereit zur Selbstverteidigung und begreife sich als Subjekt der Geschichte. „Eine kämpfende Bewegung moniert nicht den Verrat, den die Feinde an ihr begehen, sondern vertraut auf ihre Werte und Ziele. Der Geist des Widerstands ist ihre Stärke.“
Mit einem Dank an die Teilnehmer*innen der Kundgebung und dem Aufruf, die weiteren Ankündigungen in den sozialen Medien zu verfolgen und am TagX, zu dem die Kampagne #Riseup4Rojava mobilisiert, noch stärkere Präsenz auf den Straßen zu zeigen, endete die Kundgebung.