In zahlreichen Städten haben am Montag spontane Demonstrationen gegen die türkischen Invasionspläne in den selbstverwalteten Gebieten Nord- und Ostsyriens stattgefunden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte am Samstag in einer im Fernsehen übertragenen Rede auf einer Veranstaltung seiner islamisch-konservativen Partei AKP gesagt, die Türkei stehe kurz vor einem Militäreinsatz in Nordsyrien. Nach einem Telefongespräch zwischen Erdoğan und Trump am Sonntagabend signalisierte das Weiße Haus am frühen Montagmorgen, sich einer Offensive nicht in den Weg stellen zu wollen. Fast gleichzeitig begann an der Grenze der Truppenabzug US-amerikanischer Soldaten. Unterdessen hat das türkische Militär Panzer und Artilleriegeschütze an der Grenze zu Rojava in Stellung gebracht.
Gegen den drohenden Angriff beteiligten sich gestern bundesweit etliche Menschen an zahlreichen Protestaktionen. In Kiel beteiligten sich etwa 200 Menschen aus der kurdischen und nicht-kurdischen Linken an einer spontanen Demonstration. Nach einer längeren Auftaktkundgebung auf den Treppen des Hauptbahnhofs zog die Demonstration einmal lautstark um den Einkaufskomplex Sophienhof und endete nach einer Stunde wieder am Ausgangsort. Weltweit wird für den „Tag X”, dem Tag des tatsächlichen Angriffs der Türkei auf Rojava, zu Protesten mobilisiert. Auch in Kiel wird es an diesem Tag eine Demonstration vor dem Hauptbahnhof geben.
In Hamburg kamen am Abend mehrere hundert Menschen vor der Roten Flora zusammen, um gegen die türkischen Invasionspläne zu demonstrieren. Gegen 18.30 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Richtung Schanzenstraße in Bewegung und zog über das Schulterblatt, die Schanzenstraße und die Altonaer Straße. Immer wieder wurden die Parolen „Alle gemeinsam gegen den Faschismus”, „Bijî Berxwedana Rojava” und „Faschist Erdoğan” gerufen.
Zurück vor der Flora endete die Demonstration. Ein Sprecher erklärte: „In den nächsten Tagen werden wir auf der Straße sein und Widerstand gegen die türkische Invasion leisten“, erklärte ein Sprecher.
In Hamburg wird für den Tag X für 18.00 Uhr zur Roten Flora mobilisiert.
In Münster trafen sich rund 150 Menschen am Abend zu einer Kundgebung vor dem Hauptbahnhof. Einige waren mit Fahnen der Volksverteidigungseinheiten YPG gekommen. In Redebeiträgen wurde massive Kritik an den Besatzungsplänen der türkischen Regierung in Rojava und der Entscheidung des US-Präsidenten, der Türkei grünes Licht für eine Invasion zu gewähren, geübt.
In Mannheim versammelte sich am frühen Abend ebenfalls eine Menschenmenge zum Protest gegen die türkische Bedrohung für Nord- und Ostsyrien vor dem Hauptbahnhof. Kurd*innen und solidarische Menschen forderten „Stoppt Erdoğans Terror über die Kurden in Rojava“.
Auf einer Kundgebung in Duisburg machten Aktivist*innen auf die türkische Schützenhilfe für Terrororganisationen wie den „Islamischen Staat“ (IS) und andere dschihadistische Gruppierungen in Nordsyrien aufmerksam. Unterstrichen wurden auch Kriegsverbrechen der Türkei in anderen Regionen Kurdistans, die mit Waffen aus Europa, insbesondere der Bundesrepublik, begangen wurden.
In Essen gingen etwa 300 Personen auf die Straße, um gegen den Angriff des türkischen Staates und die verlogene Politik der USA zu protestieren.
Auch in Saarbrücken gab es eine Demonstration gegen die Invasionsdrohungen der Türkei. Die Demonstration zog unter der Parole „Türkische Armee raus aus Kurdistan“ vor das Rathaus der Stadt.
Ebenfalls in Hannover und Bremen fanden gestern Protestaktionen gegen die drohende Invasion der Türkei statt. An der Aktion in Bremen nahmen Vertreter*innen politischer Parteien, wie der Bremer Bürgerschaftsabgeordnete Cindi Tuncel, aber auch Friedensakademiker*innen wie Çetin Gürer, Antifa-Gruppen, das Kurdistan Solidaritätskomitee und viele andere Aktivist*innen teil. Am 12. Oktober soll um 14.00 Uhr eine weitere Aktion vor dem Bremer Hauptbahnhof stattfinden.
Weitere Demonstrationsberichte erreichten uns unter anderem aus Gießen und Köln.