Ibrahim Kalın, Chef des türkischen Nachrichtendienstes MIT, hat sich bei einem Besuch in Bagdad mit dem irakischen Präsidenten Abdul Latif Rashid, Ministerpräsident Mohammed al-Sudani und Vertretern schiitischer, sunnitischer und turkmenischer Gruppen getroffen.
Wie das Büro von Präsident Rashid mitteilte, sei es in dem Gespräch mit dem türkischen Geheimdienstchef um die Wasserfrage und die militärischen Angriffe auf irakischem Staatsgebiet gegangen. Laut der Mitteilung hat Rashid sich für eine Einigung beider Länder auf eine Lösung für die Wasserknappheit im Irak ausgesprochen und darauf hingewiesen, dass mit steigender Bevölkerungsdichte auch der Wasserbedarf im Land gestiegen sei.
Die Türkei reguliert den Zufluss von Euphrat und Tigris und nutzt Wasser als politisches Druckmittel. Der Irak leidet seit geraumer Zeit unter zunehmender Dürre, weite Landesteile sind mittlerweile ausgetrocknet. Auch gegen die Bevölkerung der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien setzt der türkische Staat Wasser als Waffe ein.
Respekt vor irakischer Souveränität gefordert
Zudem soll Rashid in dem Gespräch erklärt haben, dass der Irak für den gegenseitigen Respekt vor der Souveränität der Nachbarländer eintrete und einseitige Angriffe auf sein Staatsgebiet ablehne. Die Angriffe würden die Stabilität und Sicherheit im Irak zerstören. Die Interventionen der Türkei in Silêmanî und anderen Orten in der Kurdistan-Region im Irak hätten einen negativen Einfluss auf die Beziehungen zwischen beiden Ländern, alle Nachbarländer müssten die Souveränität des Irak und die Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger respektieren, so die Mitteilung aus dem Büro von Präsident Rashid.
Türkische Militärpräsenz im Nordirak
Der türkische Staat unterhält in der Kurdistan-Region im Nordirak Dutzende Militärbasen und bombardiert täglich irakisches Territorium. Neben der PKK-Guerilla in den Bergen sind auch immer wieder Städte und Dörfer Angriffsziele der türkischen Armee. Im September 2023 sind bei einem Drohnenangriff auf den Flughafen Arbat (Erbet) in Silêmanî mehrere Peschmerga der Patriotischen Union Kurdistans (YNK) getötet und verletzt worden. Auch das ezidische Kerngebiet Şengal wird ständig von der türkischen Luftwaffe bombardiert, im vergangenen Dezember starben dort fünf Arbeiter bei einem Drohnenangriff.
Irak als Schauplatz des dritten Weltkriegs
Angriffe auf irakischem Staatsgebiet werden auch von den USA und vom Iran ausgeführt. Anfang Januar ist bei einem US-Drohnenangriff in Bagdad ein Anführer der an die sogenannten Volksmobilisierungskräfte (Hashd al-Shaabi) gebundenen Miliz „Harakat Hezbollah al-Nujaba“ getötet worden, Ministerpräsident al-Sudani forderte daraufhin die Beendigung des US-geführten Einsatzes der internationalen Koalition gegen den IS im Irak.
Im Zuge des Gaza-Kriegs und der Eskalation im Nahen Osten werden in den letzten Monaten vermehrt Stützpunkte der USA im Irak und in Syrien von Iran-nahen Milizen wie der Gruppierung „Islamischer Widerstand im Irak“ angegriffen.
Die iranische Revolutionsgarde hat in der Nacht zum 15. Januar Raketen auf die südkurdische Hauptstadt Hewlêr (Erbil) abgefeuert, als Vergeltung für die Ermordung mehrerer Kommandeure im Dezember durch Israel. Mehrere Menschen kamen dabei ums Leben.