Türkische Medien berichteten am Freitag über eine erfolgreiche Geheimdienstoperation in Nordsyrien, mit der ein Anschlag eines „Terroristen der PKK/YPG“ auf militärische Ziele verhindert worden sei. „Ömer Abdullah el Dahham“, angeblicher Verantwortlicher der PKK/YPG in Tabqa mit dem Codenamen Abu Dahham , habe Angriffe auf militärische Einheiten geplant und sei vom MIT unschädlich gemacht worden. Ein vom MIT beauftragtes Spezialteam habe den Terroristen akribisch observiert und Schritt für Schritt verfolgt, bevor er in Tabqa „in wirkungslosen Zustand“ versetzt wurde, teilte etwa die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı unter Berufung auf „Sicherheitskreise“ mit. Viele weitere Nachrichtenportale berichteten über den Fall unter den gewohnten Schlagzeilen über den „entschlossenen Antiterrorkampf des MIT“.
Das Problem: Zu dem Anschlag auf Omar Muhammad / Abdullah Al-Dahham in Tabqa hat sich bereits am 5. August der „Islamische Staat“ in seiner Propagandaagentur Amaq bekannt. Darauf machte heute das Medienzentrum der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) aufmerksam. Dass über vier Monate später der MIT die Verantwortung für die Operation übernommen habe, weist aus Sicht der QSD auf den klaren Zusammenhang zwischen dem türkischen Staat und dem IS hin. Omar Muhammad / Abdullah Al-Dahham sei ein Bürger aus Tabqa gewesen, der keine Verbindung zu den QSD – und damit auch zum Mitgliedsverband YPG – gehabt habe und nicht an militärischen Handlungen beteiligt gewesen sei. Der Mitteilung des Medienzentrums der QSD sind die entsprechenden Berichte des MIT und IS sowie weitere veröffentlichte Meldungen beigefügt.
Peinlich, aber wirksam: Staatlicher Propagandaapparat
In der Vergangenheit sind viele ähnliche Fälle aufgedeckt worden. Auch die Guerillaarmee HPG dementiert immer wieder Meldungen des türkischen Propagandaapparats. So wurde vor kurzer Zeit in den gleichgeschalteten Medien der Türkei von einer erfolgreichen MIT-Operation in der südkurdischen Stadt Silêmanî berichtet, bei der ein PKK-Terrorist eliminiert worden sei. Die HPG hatten Monate zuvor öffentlich gemacht, dass der Guerillakämpfer im Krieg gefallen ist. In einem anderen Fall wurde behauptet, ein gesuchtes PKK-Mitglied sei bei einer sorgfältig vorbereiteten Geheimdienstoperation in der Kurdistan-Region Irak gefasst worden. Der ehemalige Guerillakämpfer hatte sich jedoch zwei Monate vorher dem türkischen Staat ergeben und befand sich längst in der Türkei.