Bei der Oberbürgermeisterwahl in Istanbul am 31. März kandidieren Meral Danış Beştaş und Murat Çepni als Duo für die Partei der Völker für Gleichberechtigung und Demokratie (DEM). Anders als bei der letzten Kommunalwahl im März 2019, als die Vorgängerpartei HDP die CHP unterstützte und in Istanbul und Ankara zu einem Wahlsieg gegen die Kandidaten der regierenden AKP beigetragen hatte, hat sich die DEM für die Aufstellung eigener Kandidierender auch im Westen der Türkei entschieden.
Die Kurdin Meral Danış Beştaş und der aus Rize am Schwarzen Meer stammende Murat Çepni sind erfahrene Politiker:innen. Çepni war in der letzten Legislaturperiode Abgeordneter der HDP im Parlament, Danış Beştaş ist seit 2015 Parlamentsabgeordnete. Die 56-Jährige ist in Mêrdîn geboren und hat an der Dicle-Universität in Amed (tr. Diyarbakir) Jura studiert. Nach ihrem Abschluss 1990 arbeitete sie als Rechtsanwältin.
Istanbul ist auch eine kurdische und alevitische Stadt
Wie Meral Danış Beştaş gegenüber ANF erklärte, kam der Vorschlag für ihre Kandidatur als Istanbuler Oberbürgermeisterin vom Zentralen Exekutivrat der DEM-Partei. „Es ist eine schwere Verantwortung, aber wir werden diese Last zusammen mit unseren Völkern schultern“, sagte die Politikerin. „Istanbul ist auch eine kurdische Stadt. Es ist die Stadt mit dem größten kurdischen Bevölkerungsanteil im Land. Man trifft hier gewöhnlich bei jedem Schritt auf Kurdinnen und Kurden. Istanbul ist gleichzeitig auch die Stadt der Aleviten und der Menschen von der Schwarzmeerküste. Sie beherbergt die gesamte Türkei und alle Bevölkerungsgruppen.“
Spaltung der Opposition gegen die AKP?
Dass die DEM mit eigenen Kandidat:innen in die Bürgermeisterwahlen geht, stößt nicht überall auf Zustimmung. Meral Danış Beştaş erklärte zu dem Vorwurf, dass damit die Opposition gegen die AKP geschwächt wird: „Wir spalten die Stimmen nicht, wir holen uns unsere eigenen Stimmen. Vielmehr wird versucht, unsere Stimmen zu spalten. Diese Propaganda wird von denen betrieben, die es auf unseren Stimmenanteil abgesehen haben. Wir sind die drittgrößte Partei der Türkei und treten überall zu den Wahlen an. Wir kämpfen für eine Demokratisierung und für ein Land, in dem alle frei zusammenleben können und die kurdische Frage auf demokratische Weise gelöst wird. Unser Ziel ist nicht, eine andere Partei zu unterstützen oder zur Niederlage einer anderen Partei beizutragen. Wir wollen gewinnen. Wir wollen die Stimmen aller Menschen in Istanbul. Ein Erfolg in Istanbul würde sich auf das gesamte Land auswirken und zu einem gleichen und freien Zusammenleben beitragen. Wir haben uns nicht auf den Weg gemacht, um anderen Stimmen zu nehmen oder andere zu blockieren. Unser Anliegen ist es, zu gewinnen und die Völker siegen zu lassen. Wahlen sind für uns kein Mittel, um eine Stadt für den eigenen Profit in Parzellen aufzuteilen. Istanbul muss von der eigenen Bevölkerung regiert werden.“