Melek Başkale als Organisatorin von Hungerstreik verhaftet

Sieben Jahre lang hat Melek Başkale ihre in Istanbul inhaftierte Schwester besucht, jetzt ist sie selbst im Gefängnis. Der jungen Frau aus Riha wird vorgeworfen, den Hungerstreik politischer Gefangener zu organisieren.

Melek Başkale ist am Freitag in Riha (tr. Urfa) wegen vermeintlicher Mitgliedschaft in der PKK verhaftet worden. Ihre Wohnung war am Dienstag von einer polizeilichen Antiterroreinheit gestürmt worden. Nach dreitägigem Verhör wurde sie gestern dem Haftrichter vorgeführt. Ihre Schwester Esma Başkale befindet sich seit sieben Jahren im Istanbuler Frauengefängnis Bakirköy. Melek wird vorgeworfen, ihre Schwester im Gefängnis besucht zu haben. Dabei soll sie Kontakt mit Angehörigen von anderen Gefangenen aufgenommen und den Hungerstreik organisiert haben. Sie wurde noch am Freitag ins 2. T-Typ-Gefängnis Urfa überstellt.

In der Türkei sind politische Gefangene seit November 2020 gruppenweise im Hungerstreik gegen ihre Haftbedingungen und die Isolation von Abdullah Öcalan. Die Bedingungen in türkischen Gefängnissen haben sich im Zuge der Corona-Pandemie massiv verschlechtert. Während faschistische Gefangene und Gewalttäter im Rahmen einer Vollzugsreform zu Zehntausenden auf freien Fuß gesetzt wurden, werden politische Gefangene einem Regime der Isolation unterzogen. In den Zellen fehlt es an allem, vom Hygienematerial bis hin zu ausreichend Wasser zur Reinigung. Besuch ist kaum noch möglich. Die Behandlung kranker Gefangener ist mit Isolation und Übergriffen verbunden. In Anbetracht der Pandemie können die Haftbedingungen als lebensbedrohlich betrachtet werden.

Auch die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan wurde verschärft. Besuche von Anwält:innen und Angehörigen sind ebenso unmöglich wie Briefkontakte oder Telefongespräche. Die Gefangenen fordern, dass sich die Situation ändert und Öcalan seine Rolle für Frieden und Freiheit in Kurdistan spielen kann.