Lebensgefährliche Bedingungen im Lager Kara Tepe

Die Schutzsuchenden im Lager Kara Tepe auf Lesbos sind schutzlos den Winterbedingungen ausgesetzt. Kälte, Überflutung und mangelnde sanitäre Anlagen sorgen für eine lebensbedrohliche Gemengelage.

Mit etwa 7.000 Insass*innen ist das Lager Kara Tepe das größte Flüchtlingslager der EU. 30 Prozent der hier festgehaltenen Schutzsuchenden sind minderjährig. Die Bewohner*innen des Lagers kommen aus dem berüchtigten, abgebrannten sogenannten EU-Hotspot Moria und sind nun direkt an der Küste interniert. Die Bedingungen im Lager sind lebensbedrohlich. Trotz Verbot der griechischen Regierung, Aufnahmen aus dem Lager anzufertigen, tauchen immer neue erschütternde Bilder aus Kara Tepe auf. Aufnahmen der Diakonie zeigen, wie die Menschen mit Überschwemmungen in dem von hohen Stacheldrahtzäunen umzäunten Lager in vollkommen unzureichenden Zelten zu kämpfen haben. Viele der Zelte stehen auf der nackten Erde. Die Bewohner*innen versuchen, sich mit Paletten vergeblich vor dem in die Zelte strömenden Wasser zu schützen. Die Zelte sind vollkommen überbelegt und ein Schutz vor Corona und anderen Krankheiten de facto unmöglich.

Bundesregierung verzögert Übernahme von Schutzsuchenden aus Griechenland

Währenddessen hält die EU an den Massenlagern fest und die Bundesregierung verzögert die Übernahme von Schutzsuchenden aus Kara Tepe und ehemals Moria. Nach dem Brand in Moria hatte Deutschland zugesagt, 1553 Menschen aufzunehmen, die von Griechenland anerkannt worden waren. Bis heute konnten lediglich 291 Menschen einreisen.

Kara Tepe und Lipa sind kein Unglück sondern Teil der zynischen EU-Abschreckungspolitik

Die Zustände in Kara Tepe auf Lesbos oder im Lager Lipa in Bosnien sind kein Zufall und auch kein Unglück, sondern bewusste Abschreckungspolitik der EU und ihrer Nachbarstaaten. Es wäre den reichen EU-Staaten wie Deutschland ein leichtes, den Lagerhorror zu beenden. Der CDU-Politiker Friedrich Merz brachte diese zynische Logik auf den Punkt, indem er erklärte, durch die Aufnahme einiger hundert obdachlos gewordener Flüchtlinge aus der winterlichen Kälte würden Anreize zur Migration nach Europa geschaffen.