An vielen Orten in der Schweiz fanden 1. Mai-Demonstrationen statt. Überall schlossen sich auch kurdische Aktivist:innen den Demonstrationen an.
Demonstration mit Abdullah Demirbaş in Baden
In der Schweizer Stadt Baden fand eine kämpferische 1. Mai-Demonstration statt. Neben Politiker:innen verschiedener Parteien und Gewerkschaftsvertreter:innen trat auch der kurdische Politiker und ehemalige Bürgermeister von Amed-Sûr, Abdullah Demirbaş, auf. Demirbaş betonte, dass das Regime in Ankara sich seinem Ende zuneige, Freiheit müsse jedoch erkämpft werden. Immer wieder wurde die Freiheit von Abdullah Öcalan gefordert. Die kurdische Frauenbewegung in der Schweiz sammelte Unterschriften, um diese an das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter (CPT) zu senden. Mit den Unterschriften wird die Befassung des CPT mit der seit mehr als drei Jahren andauernden absoluten Isolation Öcalans eingefordert.
Aarau: „Bijî Yek Gulanê! Freiheit für Abdullah Öcalan!“
In Aarau startete die Demonstration vor dem Hauptbahnhof. Viele Kurdinnen und Kurden beteiligten sich mit Bildern von Abdullah Öcalan und Fahnen der PKK an der Demonstration. Es wurden Flugblätter verteilt, die darauf hinwiesen, dass es seit über drei Jahren kein Lebenszeichen von Öcalan mehr gibt. Auf der Abschlussveranstaltung wurden Unterschriften für die Freiheit des kurdischen Vordenkers gesammelt.
Kämpferische Demonstration in Winterthur
Die Demonstration in Winterthur wurde wie immer von der UNIA, der größten Gewerkschaft der Schweiz, organisiert. UNIA, SP, Aufbau, Antifa, CDK-S Winterthur (Demokratisches Kurdisches Gesellschaftszentrum), die Grünen, Sozialist:innen, Anarchist:innen und andere Gruppen nahmen an der Veranstaltung teil. Der Marsch begann an der Steinbergasse und dauerte rund eineinhalb Stunden. Während der Demonstration wurden Reden auf Deutsch und Türkisch über die Bedeutung und den Stellenwert des 1. Mai gehalten. Immer wieder hallte „Es lebe der 1. Mai“, „Bijî Yek Gulanê“, „Bijî Berxwedana Gerîla“, „Jin Jiyan Azadî“, „Bijî Berxwedana Rojava“, „Hoch die Internationale Solidarität“, „Schulter an Schulter gegen Faschismus“ und „Türkische Armee raus aus Kurdistan“ durch die Straßen der Schweizer Stadt. Viele Demonstrant:innen trugen Fahnen mit Bildern von Abdullah Öcalan.
Eine Bayraktar-Killerdrohnen-Attrappe wurde unter Jubel zerstört. Aktivist:innen verschiedener Gruppen sprühten Parolen am Rand der kämpferischen Demonstration und es kam immer wieder zu Polizeiangriffen und mehreren Festnahmen. Dabei setzte die Polizei auch Pfefferspray ein.
Luzern
Die Aktionen in Luzern wurden vom Organisationskomitee für den 1. Mai organisiert, dem das Demokratische Kurdische Gesellschaftszentrum Luzern, die Sozialistische Partei, die Grüne Partei und viele anarchistische Strukturen angehören. Die Aktivist:innen versammelten sich auf dem Kappelplatz und liefen durch die Innenstadt zum Helvetiaplatz. An der Kundgebung nahmen SP-Nationalrat Michael Töngi, die Luzerner SP-Kantonsrätin Ylfete Fanaj, Kantonsräte der Grünen, Jugendorganisationen und anarchistische Strukturen teil.
Mehmet Eroğlu vom CDK-LU erklärte: „Der 1. Mai ist der Tag, an dem alle Menschen ohne Unterschied der Hautfarbe, der Nation, des Geschlechts oder der Sprache zusammenkommen und gegen Ungerechtigkeit kämpfen. Arbeiter und unterdrückte Gemeinschaften auf der ganzen Welt kommen heute zusammen und rufen nach Freiheit und protestieren gegen Ungerechtigkeit. Die kapitalistische Moderne stellt immer größere Mittel für Krieg und Ausbeutung bereit. So werden noch größere Kriege vorbereitet. Das Ergebnis ist, dass die Menschen immer ärmer werden und die Ungerechtigkeit zunimmt. Das Gegengift gegen die kapitalistische Moderne ist der vom kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan entwickelte Demokratische Konföderalismus. Wir, als Unterdrückte, können auf diese Ausplünderung und diese Unterdrückung antworten, indem wir die Fahne des demokratischen Konföderalismus hissen.“
Demonstration in Bern
Tausende von Menschen versammelten sich in Bern zur 1. Mai-Kundgebung und zogen von dort zum Schweizer Parlament. An der Demonstration nahmen auch viele kurdische Aktivist:innen teil. Immer wieder wurde ein Ende der Isolation Öcalans gefordert.
1. Mai im Flüchtlingslager Gurnigelbad
Auch im Flüchtlingslager Gurnigelbad bei Bern wurde der 1. Mai begangen. Die Bewohner:innen erinnerten an das Taksim-Massaker am 1. Mai 1977 in Istanbul sowie an alle Gefallenen des 1. Mai und begingen dann den Kampftag mit ausgelassenen Kreistänzen.
In einer Rede unterstrich der Lagerbewohner Rojger Lerzan den internationalistischen Charakter des 1. Mai und sagte: „Wir grüßen alle Arbeiter und Völker, die an diesem wichtigen Tag Widerstand leisten. Es lebe der 1. Mai, Bijî Yek Gulanê.“
Der Journalist Mehmet Murat Yıldırım sagte: „Wir haben den 1. Mai mit unseren Freunden in dem Lager, in dem wir heute leben, gefeiert. Der 1. Mai ist der Feiertag der Arbeiter, der Arbeit, der Geschwisterlichkeit und der Freundschaft. Als Journalist möchte ich über die Situation meiner Kollegen im Lande sprechen. Die Presseschaffenden stehen unter massiver Repression. Jeden Tag erhalten wir Nachrichten über neue Verhaftungen und Inhaftierungen. Wir wollen, dass dieser Druck so schnell wie möglich aufhört. Mit diesen Gefühlen und Gedanken gratuliere ich allen Werktätigen auf der ganzen Welt zum 1. Mai.“
Kämpferischer 1. Mai in Zürich
In Zürich wurde der 1. Mai mit großer Begeisterung begangen. Es versammelten sich Tausende Menschen am Helvetiaplatz und liefen lautstark durch die Stadt. Auf der Abschlusskundgebung sprach unter anderem Maya Hess, Vertreterin von Medico. Sie wies auf die schwerwiegenden Verletzungen politischer Gefangener in der Türkei hin und sagte: „Der Anführer des kurdischen Freiheitskampfes befindet sich seit langem in Isolation und es gibt keine Nachrichten über ihn. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, sich gegen diese Rechtsverletzungen zu wehren.“
Während der Demonstration wurden Flugblätter gegen die Isolation auf der Gefängnisinsel Imrali verteilt. Außerdem wurden die Invasionsangriffe des türkischen Staates auf die Medya-Verteidigungsgebiete verurteilt. Immer wieder gab es am Rande der Demonstration militante Aktionen. Eine Anschlussdemonstration wurde von der Polizei eingekesselt und angegriffen.
Protest in Solothurn
In Solothurn versammelten sich Menschen am Kreuzackerplatz und demonstrierten von dort durch die Stadt. Markus Baumann, Präsident der Gewerkschaft UNIA, Yvonne Feri, Präsidentin der Gewerkschaft Syna, und Bundesrätin Pierre-Yves Mailand vom Schweizer Gewerkschaftsbund hielten Ansprachen. Für die kurdische Diaspora sprach Selda Aryen. Kurze Reden wurden auch im Namen der 400 aus einem Stahlwerk entlassenen Arbeiter:innen gehalten. Nach den Reden betrat eine kurdische Kinderfolkloregruppe die Bühne, begleitet von Trommeln und Flöten führten sie kurdische Tänze auf. Die Feierlichkeiten dauerten bis in die Nacht. Kurdische Aktivist:innen verteilten Flugblätter und sammelten Unterschriften für die Kampagne der YJK-S.
1. Mai-Demonstration in Basel
In Basel versammelten sich ebenfalls viele Menschen zu einer Demonstration. Kurdische Folkloregruppen und Initiativen nahmen an dem Protest teil und brachten ihre Forderungen nach einem Ende der Isolation Öcalans und einer politischen Lösung in Kurdistan deutlich zum Ausdruck.
Demonstration in Bellinzona
In Bellinzona zogen die Aktivist:innen vom Bahnhof zum Kantonsparlament. Kurdische Aktivist:innen verteilten Flugblätter über die türkischen Angriffe auf Kurdistan und die Isolation auf Imrali. An einem Infostand wurden die Schriften Öcalans vorgestellt.
Tausende demonstrieren in Genf
Auch in Genf nahmen viele Kurd:innen an einer Demonstration teil und setzten mit ihren Fahnen und Parolen einen deutlichen eigenen Akzent. Auf Transparenten und Fahnen bezogen sich die Aktivist:innen auf den Widerstand der Guerilla und forderten die Freiheit von Abdullah Öcalan.
Abenddemonstration in Lausanne
Da in Lausanne der 1. Mai kein Feiertag ist, fand eine Abenddemonstration statt. Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen veranstalteten eine Kundgebung. Für den kurdischen Verein in Lausanne hielt Rûken Azik eine Rede. In der Anschlussdemonstration wurden Parolen mit Forderungen nach der Freiheit von Öcalan laut. Die kurdischen Aktivist:innen schrieben Briefe nach Imrali.
St. Gallen: „Organisiert euch im Demokratischen Weltkonföderalismus“
In St. Gallen hatte sich das Demokratische Kurdische Gesellschaftszentrum an der Vorbereitung der Demonstration zusammen mit Gewerkschaftsverbänden und Parteien beteiligt. Die Demonstration zog lautstark durch die Stadt.
In der Rede, die im Namen des Demokratischen Kurdischen Gemeindezentrums St. Gallen gehalten wurde, hieß es; „Die kapitalistische Moderne hatte noch nie ein progressives Potential, im Gegenteil, sie hat die Gesellschaft von innen heraus zerstört. Doch wie uns die Menschen in Rojava seit mehr als zehn Jahren tagtäglich zeigen, kann die Gesellschaft wieder aufgebaut werden. Prozesse des sozialen und persönlichen Wandels und die Bildung und Entwicklung von Selbstorganisationsstrukturen sind der Weg zur Verwirklichung einer neuen Gesellschaft. In einer Gesellschaft, die zuvor von staatlicher Herrschaft, Machtpolitik und marktwirtschaftlichem Denken geprägt war, stehen nun das soziale Leben, die sozialen Beziehungen, die gemeinschaftliche Kommunikation und Entscheidungsfindung im Mittelpunkt. Auf diese Weise ist Rojava für viele Menschen in der Welt zu einem Leuchtturm der Hoffnung geworden. Deshalb laden wir alle feministischen, ökologischen und demokratischen Bewegungen, alle Jugendlichen, alle Frauen und alle Widerständlerinnen und Widerständler ein, ihre Gesellschaften mit uns im Rahmen des demokratischen Weltkonföderalismus zu organisieren.“