Kurd-Akad: Solidarität mit Rojava

„Die Demokratische Autonome Verwaltung Nord- und Ostsyriens (DAANES), ihre Universitäten und Selbstverwaltungsinstitutionen müssen als Leitbild für den Transformationsprozess in Syrien anerkannt werden“, fordert Kurd-Akad.

Internationales akademisches Netzwerk

Das Netzwerk kurdischer AkademikerInnen (Kurd-Akad) setzt sich zusammen mit Universitäten der DAANES, dem Centre de Solidarité avec les Universités Alternatives (CSUA) und dem Netzwerk „Decolonizing Knowledge and Science: Breaking Isolation and Weaving Solidarity with the Universities of North and East Syria / Rojava” dafür ein, die Isolation der Universitäten in Nord- und Ostsyrien zu durchbrechen. In einer gemeinsamen Erklärung der beteiligten Organisationen und Institutionen heißt es:

Die Ereignisse in Syrien überschlagen sich derzeit. Mit dem Sturz des Assad-Regimes stehen die Chancen für ein neues, demokratisches, pluralistisches und dezentralisiertes Syrien offen. Allerdings ist den Islamisten von Hay’at Tahrir al-Sham (HTS), die mit wohlklingenden Versprechungen zu Übergangsregenten geworden sind, nicht trauen. Es ist erwiesen, dass der Islamische Staat (IS) Fraktionen in der HTS hat und ihre frauenfeindlichen Aktionen Teil ihrer Kontrolle über Syrien waren. Die HTS nimmt sich eine an den Taliban orientierte Politik und Strategie zum Vorbild. Parallel dazu gehen die Angriffe der Islamisten der Nationalen Syrischen Armee (NSA) und des türkischen Staates auf die DAANES massiv weiter, um die Basisdemokratie und die Revolution der Frauen zu zerstören. Als internationalistisches, dekolonialistisches Netzwerk von Akademiker:innen aus verschiedenen Teilen der Welt, darunter Chile, die USA, Kanada, Japan, Libanon, Syrien und verschiedene europäische Länder, haben wir uns zusammengeschlossen, um den wichtigen Weg der Dekolonisierung der Wissenschaft voranzubringen. Wir sind dabei, eine sehr praktische Arbeit zu entwickeln, um die Isolation der Universitäten in Nord- und Ostsyrien zu durchbrechen. Wir haben fünf Arbeitsgruppen gebildet und bereiten ein Online-Symposium am 20. Februar 2025 vor.

Kolonialismus und fallende Bomben

In unserem Aufruf zur Einreichung von Beiträgen für das Symposium vor mehr als einem Monat haben wir erklärt: „In der Demokratischen Autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) ist der Kolonialismus so real und konkret wie die fallenden Bomben. Bei der Dekolonisierung geht es darum, ihn rückgängig zu machen. Die Praxis der Dekolonisierung des Wissens muss daher mehr sein als bloße Worte und rein innerakademische Diskussionen. Stattdessen erfordert die aktuelle Situation praktische Solidarität und politischen Aktivismus/Aktionen gegen die Angriffe und Gräueltaten der Türkei gegen die DAANES, ihre Universitäten und auch gegen Maßnahmen, die ihre internationale Anerkennung und Kooperationsfähigkeit untergraben.” Dies ist umso bedeutsamer, als die Türkei/NSA inzwischen ernsthafte Vorstöße gegen Shehba und die Städte Tall Rifaat und Manbij im Westen der autonomen Region unternommen hat.

Die Türkei ist das größte Hindernis für Frieden

Die Türkei ist das größte Hindernis für Frieden, Demokratie und Frauenrechte in Syrien. Es darf nicht zugelassen werden, dass die DAANES an der Teilnahme an den anstehenden Verhandlungen gehindert wird. Die Suche nach einer Lösung mit Freiheit für alle in Syrien lebenden Menschen muss ein umfassender demokratischer Prozess sein. Alle Teile der syrischen Gesellschaft, alle ethnischen und religiösen Gruppen und alle Geschlechter müssen in vollem Umfang am Dialog und an der Entscheidungsfindung über die Zukunft Syriens beteiligt sein. Dies kann nicht allein auf den Mechanismus der Durchführung von Wahlen reduziert werden. Das System der multiethnischen und multireligiösen Basisdemokratie, welches in der DAANES seit mehr als einem Jahrzehnt praktiziert wird, und mehr noch ein System, in dem Frauen in allen Gremien mit einer positiven Führungsrolle vertreten sind, kann ein inspirierendes, beispielhaftes Modell werden. Es darf nicht zugelassen werden, dass islamistische, frauenfeindliche Organisationen den Umstrukturierungsprozess dominieren.

Transformationsprozess in Syrien

Wie wir in unserem jüngsten Aufruf zur Einreichung von Beiträgen sagten: „Insbesondere in der selbstverwalteten autonomen Region in Nord- und Ostsyrien, zu der auch das historische Rojava gehört, sind die neu gegründeten Universitäten selbst partizipativ und demokratisch in ihren Themen, Methoden und Organisationsstrukturen. Auf neue und innovative Weise verbinden die akademischen Einrichtungen in Nord- und Ostsyrien Theorie und Praxis als aktivistische Wissenschaft für die gesamtgesellschaftlichen Prozesse der Freiheit und Autonomie durch Frauenbefreiung, nachhaltige Ökologie und Basisdemokratie.” Die drei Universitäten der Selbstverwaltung, die Rojava-Universität (Qamislo), die Kobane-Universität (Kobane) und die Al-Sharq-Universität (Raqqa), können und sollten zusammen mit allen anderen Organisationsstrukturen, Verwaltungsorganen und Räten der selbstorganisierten Gesellschaft der DAANES eine wichtige Rolle im Transformationsprozess Syriens spielen. Sie müssen international als gleichberechtigte Mitglieder der globalen demokratischen Gemeinschaft anerkannt werden.