Islam-Gemeinschaft Kurdistans trifft sich in Dortmund

In Dortmund findet an diesem Wochenende der 9. Kongress des kurdischen Islamverbands CÎK statt. Der erste Gastredner war ein Ezide, der den Zusammenhalt der Glaubensgemeinschaften Kurdistans als Verteidigungsmechanismus bezeichnete.

Neunter Kongress des kurdischen Islamverbands CÎK

Die Islam-Gemeinschaft Kurdistans (Civaka Îslamiya Kurdistan, CÎK) hält an diesem Wochenende mit 145 Delegierten ihren 9. Kongress in Dortmund ab. An dem Kongress nehmen Vertreter:innen verschiedener Glaubensgemeinschaften aus Europa und kurdische Geistliche teil. Die Versammlung begann am Samstag mit einer Begrüßung durch den Verbandsvorsitzenden Ahmet Hafız Turhallı und Botschaften anderer Organisationen.


Der erste Redner war Hacı Çelik vom ezidischen Dachverband NAV-YEK. Çelik sagte, für die Freiheit und Einheit des kurdischen Volkes sei es wichtig, dass die in Europa lebenden kurdischen Muslime und Muslima sich organisieren und ihre bestehenden Institutionen stärken. Ein organisiertes Vorgehen der Glaubensgemeinschaften aus Mesopotamien, Anatolien und Kurdistan sei ein Verteidigungsmechanismus gegen die Systeme, die im Nahen und Mittleren Osten finstere Szenarien zur Auslöschung des kurdischen Volkes entwerfen, so der ezidische Vertreter: „Der Zusammenhalt der Glaubensgemeinschaften bedeutet, in Kurdistan Massaker wie in Şengal und Kobanê zu verhindern. In diesem Sinne begrüße ich Ihren Kongress und wünsche Ihnen viel Erfolg.“

Ein weiterer Gastredner war der Ko-Vorsitzende von FED-MED, Ahmed Kobanê, der die Arbeit der kurdischen Islam-Gemeinschaft als vorbildlich für den gesamten Nahen und Mittleren Osten bezeichnete. Muslimische Geistliche hätten eine wichtige Mission hinsichtlich der Lehre des wahren Islam und der Unterstützung des kurdischen Freiheitskampfes.

Aus dem kurdischen Freiheitskampf hervorgegangene Islam-Bewegung

Der CÎK-Vorsitzende Hafız Ahmet Turhallı sagte in einer Ansprache, der türkische Staat und die anderen Kurdistan besetzt haltenden Staaten versuchten, das religiöse und soziale Leben der Kurdinnen und Kurden zu assimilieren und im Sinne ihrer eigenen Machtinteressen zu gestalten. So habe der türkische Staat nach dem von Scheich Said angeführten Aufstand von 1925 daran gearbeitet, das kurdische Volk zu türkisieren. Das wichtigste Standbein dieses Projekts seien religiöse Maßnahmen im Sinne einer türkisch-islamischen Synthese. Diese Politik habe der türkische Staat bis in die 1990er Jahre erfolgreich umgesetzt, erst mit dem Aufstieg der kurdischen Freiheitsbewegung sei sie ins Leere gelaufen. Turhallı sagte, der von Abdullah Öcalan und einer Bewegung junger Menschen begonnene nationale Befreiungskampf habe dieses Vorgehen in die Schranken gewiesen. Durch Öcalans Feststellung, dass Kurdistan ein besetztes Land ist, sei eine Haltung und ein Widerstand gegen Assimilierung und Besatzung entstanden. Aus dieser Entwicklung sei auch die Islam-Bewegung Kurdistans hervorgegangen.

Auf dem Kongress wurde gestern der Tätigkeits- und Finanzbericht verlesen und diskutiert. Heute soll ein neuer Vorstand gewählt und ein Arbeitsplan für die kommenden zwei Jahre erstellt werden.