KCDK-E gratuliert zum Cejna Êzî

Der kurdische Europadachverband KCDK-E ruft anlässlich des Êzî-Festes alle ezidischen Institutionen, religiöse Führer und einflussreiche Persönlichkeiten dazu auf, Verantwortung für den Status und Wiederaufbau von Şengal zu übernehmen.

Der Ko-Vorsitz des größten kurdischen Dachverbands in Europa, KCDK-E, hat eine Erklärung zum ezidischen Cejna Êzî (Êzî-Fest) veröffentlicht. Anlässlich des wichtigen Festes schreibt der Verband:

„Das Ezidentum ist der älteste und ursprünglichste Glaube der Region. Er hat im Verlauf seiner gesamten Geschichte Exil und Massaker erlebt. Die Bedrohung der nationalen, religiösen und kulturellen Existenz der ezidischen Kurd:innen hält weiterhin an. Der AKP/MHP-Faschismus setzt seine Massaker auch in diesem heiligen Monat des ezidischen Volkes fort.

Wie andere Teile Kurdistans auch, ist Şengal von Massakern und Genozid bedroht und wird vom rassistischen türkischen Staat und dem IS-Chef Erdoğan angegriffen. Der verabscheuungswürdige Mord an Merwan Bedel, dem Ko-Vorsitzenden im Exekutivrat der Selbstverwaltung von Şengal, und der Bombenangriff auf das Gebäude des Şengal-Rats reichen aus, um die Gefährlichkeit der Situation zu zeigen. Wir können die neuen Massaker am ezidischen Volk, das schon so viel erlitten hat, verhindern, wenn wir sicherstellen, dass der Status von Êzdîxan [Land der Ezid:innen] anerkannt und die Selbstverwaltung in ihrer eigenen religiösen, kulturellen und nationalen Einheit und Organisation aufgebaut wird.

Anlässlich dieses Festes sollten alle ezidischen Institutionen, religiösen Führer und Persönlichkeiten Verantwortung für Einheit und Organisierung übernehmen. Sie müssen Garant:innen der Einheit des ezidischen Volkes werden und für den Widerstand von Şengal eintreten, um den Status und den Aufbau der Region zu gewährleisten.

Als KCDK-E gratulieren wir dem ezidischen Volk zum Cejna Êzî. Wir wünschen, dass dieses Fest dem ezidischen Volk und allen Menschen in Kurdistan Frieden, einen Status und Freiheit bringen möge.“

Cejna Ê

Am ersten Dienstag im Dezember eines Jahres fasten die Ezidinnen und Eziden drei Tage von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Am vierten Tag, immer ein Freitag, wird das Cejna Êzî gefeiert - und das ist heute. Wie das geht?

Bei den Ezid:innen, die auch als „Rojperest” (Sonnenanbeter) bezeichnet werden, beginnt der Monat 13 Tage später, also am 14. Tag eines Monats im gregorianischen Kalender. Der Ursprung des Festes ist sehr alt und findet sich im Mithraismus, in dem die Sonne verehrt wurde. Im Ezidentum nimmt die Sonne einen hohen Stellenwert ein und wird als das sichtbare Symbol Gottes verstanden, da ohne die Sonne ein Leben nicht möglich wäre. Nicht ohne Grund fällt daher der wichtigste Feiertag der Ezid:innen in die Zeit der Wintersonnenwende.

Weil die Tage vor der Sonnenwende immer kürzer werden und damit die Sonne immer weniger zu sehen ist, fasten die Ezid:innen. Mit dem Feiertag wurde also ursprünglich das Ende der kurzen Tage gefeiert. Es ist das Fest zu Ehren Gottes. Nach der dreitägigen Fastenzeit wird mit der Familie, Bekannten und Freund:innen das Fasten gebrochen. Nach dem gemeinsamen Mahl erfolgt das ezidische Tischgebet und jede/r Teilnehmer:in nimmt symbolisch ein Stück Brot in den Mund.

Am Freitagfrüh nehmen die Ezid:innen ebenfalls ein gemeinsames Mahl zu sich. Alle Familienmitglieder gratulieren sich gegenseitig zum Fest, Kinder ziehen von Haus zu Haus und bekommen Süßigkeiten. Im Namen der Toten werden Speisen an Nachbarn verteilt, auf den ezidischen Friedhöfen werden die Gräber der Verstorbenen aufgesucht und religiöse Würdenträger rezitieren Gebete für die Toten. Danach besuchen die Erwachsenen die Haushalte ihrer Nachbarn und Freund:innen.