Italien: Öcalan wird Ehrenbürger von Rende

Die italienische Stadt Rende in Kalabrien hat Abdullah Öcalan zum Ehrenbürger ernannt. Der Stadtrat würdigt damit das von Öcalan vorgelegte alternative Gesellschaftsmodell und prangert die Missachtung von Menschenrechten in der Türkei an.

Der Stadtrat von Rende, einer 36.000-Einwohner-Stadt in Kalabrien, hat Abdullah Öcalan zum Ehrenbürger ernannt. Die Entscheidung im Stadtrat fiel einstimmig. Bürgermeister Marcello Manna erklärte dazu: „Wir möchten mit diesem Beschluss die Wichtigkeit von Menschenrechten betonen. Das halten wir für notwendig, weil Menschenrechte in der Türkei nicht anerkannt werden.“

Öcalan kämpfe für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage, führte Manna weiter aus. Das von ihm vorgeschlagene System des demokratischen Föderalismus sei ein alternatives Gesellschaftsmodell, das auf Gleichberechtigung und Pluralismus aufbaue.

Marta Petrusewicz erinnerte als Mitglied des städtischen Kulturausschusses daran, dass Abdullah Öcalan 2016 der Friedenspreis der IPB Italien verliehen wurde. „Es ist kein Zufall, dass ihm dieser Preis verliehen worden ist. Er spielt eine Schlüsselrolle für den Frieden im Mittleren Osten und ist die Symbolfigur des kurdischen Befreiungskampfes.“ Trotz seiner Bedeutung werde er seit 22 Jahren im Inselgefängnis Imrali isoliert, so Petrusewicz: „Seine Menschenrechte werden verletzt, sein Leben ist in ständiger Gefahr und er darf weder von seinem Rechtsbeistand noch von Angehörigen besucht werden.“

Stadträtin Lisa Sorrentino wies auf die seit Jahrzehnten andauernde Unterdrückung des kurdischen Volkes in der Türkei hin. Wie dramatisch die Situation in der Türkei sei, habe zuletzt der vor zwei Wochen erfolgte Austritt aus der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen gezeigt.

In Italien haben bereits zahlreiche Städte und Gemeinde Abdullah Öcalan zum Ehrenbürger erklärt, darunter Palermo, Napoli, Palagonia, Reggio Emilia, Riace, Martano, Pinerolo, Castel de Giudice, Castel Bottaccio, Berceto, Cinquefrondi und Fossalto. Die türkische Regierung hatte im März 2020 scharf auf die Ernennung von Öcalan zum Ehrenbürger von Fossalto reagiert und ihre Erwartung geäußert, dass italienische Behörden dies als „Kollaboration mit der PKK“ zu werten hätten.