In Berlin hat am Donnerstagabend eine Informationsveranstaltung zur Person und Rolle Abdullah Öcalans und zu seiner aktuellen Lage in Isolationshaft stattgefunden. Die Veranstaltung wurde vom kurdischen Verein in Berlin und der internationalistischen Jugendkommune in Vorbereitung auf den bevorstehenden 25. Jahrestag der Verschleppung Öcalans in die Türkei organisiert, sowie zur Mobilisierung zum internationalistischen langen Marsch, der am 10. Februar in Basel beginnt. Es waren knapp 30 Personen anwesend.
Zu Beginn gab es eine kurze Einordnung zur Politisierung Öcalans und wie es zur Gründung der PKK kam. Außerdem wurden der Hergang des internationalen Komplotts gegen die kurdische Freiheitsbewegung und seine Folgen geschildert. Dabei wurden die beispiellosen Bedingungen der Isolationshaft, in der sich Öcalan seit 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali befindet, und die Tatsache, dass es seit fast drei Jahren kein Lebenszeichen gibt, beschrieben.
Die Besonderheit des Abends waren die Erzählungen eines langjährigen Aktivisten der kurdischen Bewegung, der Abdullah Öcalan persönlich getroffen hatte und nun davon berichtete. Dabei hob er hervor, dass, um den Werdegang der kurdischen Freiheitsbewegung verstehen zu können, man erst den Werdegang Öcalans nachvollziehen müsse.
Er erzählte davon, dass Öcalans Politisierung zu einer Zeit der Demoralisierung, politischer Repression und kultureller Unterdrückung passierte. Im Laufe seiner politischen Arbeit suchte Öcalan immer wieder Kontakt zu demokratischen Kräften in und außerhalb von Kurdistan, um gegen ein Gefühl der politischen Einsamkeit anzukämpfen. Er entschied sich auch dazu, die Kämpfe nach Europa zu tragen und daran zu arbeiten, allen Menschen eine Möglichkeit zu geben, das kapitalistische System, in dem sie leben, mithilfe drei simpler und doch tiefgreifender Fragen zu hinterfragen, die auch heute noch Orientierung bieten: Wie muss ich leben? Was muss ich tun? Und wo muss ich anfangen?
Der Erzähler legte einen besonderen Fokus auf die Persönlichkeit von Abdullah Öcalan und seinen bedachten Umgang mit anderen Menschen. So zeigten sich seine analytischen und pädagogischen Fähigkeiten auch beim gemeinsamen Sport, wenn er auf das Spielverhalten aller achtete und Einzelgänge wegen fehlender Gemeinschaftlichkeit kritisierte.
Abschließend betonte der Redmer, dass auch Öcalan den Freiheitskampf und den Anspruch dahinter nicht nur für das kurdische Volk sieht, sondern immer internationalistisch dachte, und auch das Modell des demokratischen Konföderalismus die Vielfalt, die Selbstbestimmung und die Gemeinschaftlichkeit aller Völker etablieren soll.
Im Anschluss sprachen noch zwei Vertreterinnen des Jineolojî-Komitees und betonten, dass Abdullah Öcalan mit seinen Ideen und Schriften ein bedeutender Bezugspunkt und Verbündeter für die Frauenbefreiungsbewegung ist und dank seiner klaren Analysen zu den Geschlechterverhältnissen schwierige Wege ebnete. Er erkannte die Bedeutung der Befreiung der Frau für die Befreiung der Gesellschaft und ermutigte Frauen, sich als Revolutionärinnen zu organisieren und mit Selbstbewusstsein zu sprechen. Ziel sei die Entwicklung einer freien Persönlichkeit, um Werte wie Stärke und Militanz nicht im Sinne des militarisierten Staatsapparats zu sehen, sondern neu und schön zu besetzen. All dies sei auch ein Teil der Jineolojî-Arbeit.
Als Mitorganisatorinnen des langen Marschs riefen sie nochmal zur Teilnahme auf und betonten, dass es nicht nur eine große Demonstration sei, sondern vor allem eine Möglichkeit, kollektives Leben zu erleben.
Zum Schluss wurde gemeinsam der Aufruf zum langen Marsch geschaut und es gab eine kurze Fragerunde, wobei eine Teilnehmerin auch die Bedeutung der Demonstration in Köln am 17. Februar hervorhob, die die Freiheit von Abdullah Öcalan fordert. So gehe es neben der physischen Freiheit von ihm auch um die kurdische Bewegung allgemein und eine Anerkennung dieser.