In der Türkei inhaftierte Mitglieder PKK und PAJK sind am 27. November zur Unterstützung der internationalen Kampagne „Freiheit für Öcalan und eine politische Lösung für die kurdische Frage" in einen Hungerstreik getreten. Der Hungerstreik wird im gruppenweisen Wechsel geführt. Gefangene aus dem Kırıklar-Gefängnis in Izmir und aus dem Frauengefängnis von Kayseri richteten sich nun mit Briefen an die Öffentlichkeit.
Krokodilstränen über Gaza offenbaren Scheinmoral
Die Gefangenen in Kırıklar äußerten sich zunächst zum Gaza-Krieg: „Wir möchten unsere große Wut und unser Bedauern über die Ereignisse in Gaza zum Ausdruck bringen. Es ist vollkommen klar, dass es zu den grundlegenden menschlichen Pflichten gehört, sich gegen die humanitäre Tragödie im Gazastreifen zu stellen. Doch die Regierung und viele Menschen in der Türkei, die Krokodilstränen um die Geschehnisse in Gaza vergießen, blicken nicht einen Augenblick lang auf die Tragödie, die dem kurdischen Volk zugefügt wird. Sie vergießen ihre Krokodilstränen über das, was in Palästina geschieht, während sie die Vernichtung des kurdischen Volkes befürworten.“
„Hexenjagd“ auf Kurd:innen
In dem Brief kritisierten die Gefangenen die Sprachpolitik des türkischen Regimes. So erhalten die Menschen keine Bildung in Muttersprache. Für eine Verteidigung in Muttersprache müssen Kurd:innen einen Übersetzer selbst bezahlen. Die Gefangenen erklärten weiter: „Das kurdische Volk ist einem Völkermord ausgesetzt, weil es sich weigert, seine Kultur und soziale Identität aufzugeben. Die kurdischen Berge werden täglich mit Chemiewaffen bombardiert, in den Städten gibt es mehr Soldaten und Polizisten als Zivilist:innen. In ihren Dörfern werden systematisch Ausgangssperren verhängt. Die ‚Hexenjagden‘ der Vergangenheit werden so im Heute fortgesetzt. Jeden Monat werden Dutzende, manchmal Tausende von Kurd:innen festgenommen und inhaftiert. So wird ein politischer Völkermord betrieben. Der kurdische Repräsentant Abdullah Öcalan wird von einem auf seine Person zugeschnittenen Justizregime, außerhalb jedes nationalen und internationalen Rechts, inhaftiert. Vergleichbares hat es noch nicht gegeben. Ihm werden nicht einmal die elementarsten Rechte zugestanden. Hunderte von schwerkranken kurdischen Gefangenen werden nicht freigelassen. Kurdische politische Gefangene, die schreckliche 30 Jahre im Gefängnis verbracht haben, werden nicht entlassen, obwohl sie die Haftstrafe, zu der sie verurteilt worden waren, abgesessen haben.“
„Schluss mit den Versuchen, die Menschen zu brechen“
Die Gefangenen unterstrichen, dass sich das kurdische Volk der ganzen Repression nicht unterworfen habe und fuhren fort: „Die letzten fünfzig Jahre Krieg im Besonderen und 200 Jahre Krieg im Allgemeinen haben gezeigt, dass sich das kurdische Volk nicht unterwirft. Deshalb muss die Haltung, die kurdische Frage dadurch lösen zu wollen, indem man die Kurd:innen bricht, aufgegeben werden. Diese Mentalität hält nicht nur Kurdistan und die Türkei, sondern auch den ganzen Nahen Osten im permanenten Chaos der Krise gefangen und hat zur Durchdringung der Region mit antidemokratischen Praktiken, Korruption und Wirtschaftskrise geführt.“
„Unterstützt den Kampf um Würde“
Die Gefangenen wiesen darauf hin, dass die Überwindung des Mangels an Demokratie und Freiheit und der Wirtschaftskrise für die Türkei und den Nahen Osten nur darin bestehen kann, die kurdische Frage auf demokratische Weise zu lösen. Dies werde nur möglich sein, wenn der vom kurdischen Volk bestimmte Repräsentant, Abdullah Öcalan, freigelassen wird.
Die Gefangenen riefen die Bevölkerung in der Türkei und Kurdistan auf, sich aktiv an der Offensive „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“ zu beteiligen: „Wir als politische Gefangenen befinden uns seit dem 27. November 2023 in einem in Schichten rotierenden Hungerstreik. Mit diesem Steik wollen wir dieses Problem lösen. Wenn unsere gerechten Forderungen nicht erfüllt werden, werden wir unsere Aktionen fortsetzen und den Druck erhöhen. Wir rufen alle, die noch eine Würde haben auf, diesen Kampf zu unterstützen.“
„Wir werden unserer Verantwortung gerecht werden“
Auch die Gefangenen des Frauengefängnisses von Kayseri haben über ihre Anwält:innen eine Botschaft nach draußen übermittelt. Sie erklärten, dass ihr Hungerstreik ein wichtiger Schritt für die Freiheit von Abdullah Öcalan sei: „Wir, fünf Genossinnen hier, haben uns dem rotierenden Hungerstreik angeschlossen, denn die Menschen brauchen Abdullah Öcalan. Heute ist der Tag gekommen. Wir können nicht mehr warten. Das kurdische Volk muss sich hinter diesen Aufbruch stellen und seinen Kampf noch weiter ausbauen. Das Ziel und der Wunsch der Gefangenen ist die physische Freiheit von Herrn Abdullah Öcalan. Wir werden unseren Teil dazu beitragen. Wir wollen, dass unser Volk und unsere Freund:innen diese Offensive mit uns fortsetzen. Unsere Hoffnung und unser Glaube wachsen jeden Tag. Egal, was passiert, wir werden sicher gewinnen. Der Sieg ist unser.“