Seit dem 27. November findet in türkischen Gefängnissen ein Hungerstreik für die Aufhebung der Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan und gegen die Repression gegen Gefangene im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie statt. Gruppen von Gefangenen lösen sich jeweils nach fünf Tagen Hungerstreik ab. Im M-Typ-Gefängnis von Bayburt haben Gurbet Ceylan und Leyla Saraç den Hungerstreik übernommen. Sie berichten, dass Gefangene, die im Rahmen der Protestaktion getanzt und kurdische Lieder gesungen haben, mit einer Kommunikationssperre sanktioniert wurden.
Ermittlungen wegen „Tanzen und Singen in einer unverständlichen Sprache“
Nach Berichten der Hungerstreikenden hatten die politischen Gefangenen Sibel Kaya, Nurcan Ersöz, Ayfer Başlığ und Mülkiye Doğan am 26. November während des Hofganges getanzt und auf Kurdisch gesungen. Gegen sie wurde eine Ermittlung von der Gefängnisleitung wegen „Tanzen und Singen in einer unverständlichen Sprache“ eingeleitet. Anschließend wurden sie wegen „Tanzen und des Rufens von Parolen“ mit einer Kommunikationssperre belegt.
Widerstand soll im Keim erstickt werden
Mit Beginn des Hungerstreiks wurde die Repression in den Gefängnissen angezogen. Das Regime befürchtet, aus der niedrigschwelligen Protestaktion könnte ein Massentodesfasten wie im vergangenen Jahr erwachsen. Damals hatten tausende Gefangene unter der Führung von Leyla Güven mit ihrem mehr als 200-tägigen Hungerstreikprotest die Isolation Öcalans zeitweilig durchbrochen.