Gedenkveranstaltung in Solothurn für die Juli-Gefallenen

Im Schweizer Solothurn ist der Juli-Gefallenen der kurdischen Befreiungsbewegung gedacht worden. Erinnert wurde auch an die Kämpferinnen und Kämpfer der Guerilla, die im Zuge der türkischen Invasion in Südkurdistan gefallen sind.

In der schweizerischen Kantonshauptstadt Solothurn hat eine Gedenkveranstaltung für die Gefallenen des „Widerstands vom 14. Juli“ stattgefunden. Erinnert worden ist auch an die Kämpferinnen und Kämpfer der kurdischen Guerilla, die in den letzten Wochen und Monaten im Zuge der türkischen Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen sind.

Ausgerichtet wurde das gemeinsame Gedenken vom Verband der Angehörigen von Gefallenen und Verschwundenen (KOMAW), der Partei der Demokratischen Einheit (PYD) und den Jugendorganisationen TekoJIN und TCŞ. Im vollbesetzten Veranstaltungssaal blickten die Konterfeis vieler Persönlichkeiten des kurdischen Befreiungskampfes auf die Gedenkrunde. Neben Abdullah Öcalan und Hasan Adir war unter anderem auch der aus Dêrik in Rojava stammende Revolutionär Ferhad Şiblî, der kürzlich bei einem türkischen Drohnenangriff im Irak getötet wurde, zu sehen.


Todesfasten als Funke des Widerstands

Nach einer Schweigeminute erinnerte Metin Mintaş im Namen von KOMAW an den Beginn des „großen Widerstands“ der Gefangenen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die nach dem Militärputsch 1980 im berüchtigten Foltergefängnis in Amed (tr. Diyarbakır), der „Hölle von Amed“, inhaftiert waren. Am 14. Juli 1982 entschlossen sich die PKK-Mitglieder Kemal Pir, Mehmet Hayri Durmuş, Akif Yılmaz und Ali Çiçek aus Protest gegen die unmenschlichen Bedingungen in dem Militärgefängnis zum Todesfasten. Sie forderten das Ende der Folter, der Militärdisziplin und der Einheitskleidung. „Das Todesfasten hat eine hohe symbolische Bedeutung, da es als Funken des Widerstands gilt. Der Aufbruch unserer Freunde hinter den Gefängnismauern hat in Kurdistan das Feuer des Befreiungskampfes gegen Kolonialisierung und Unterdrückung angefacht. Diese Linie zieht sich bis heute durch den Widerstand. Gerade in diesem Moment wird sie von der Freiheitsguerilla in Südkurdistan in die Praxis umgesetzt“, sagte Mintaş.

Jugendbewegung: Organisierung ausbauen

Im Namen der Verbände der kurdischen Jugendbewegung richtete Arîn Özgür einige Worte an die Gäste der Veranstaltung. „Um die Verbundenheit mit den Gefallenen aktiv und bewusst zu pflegen, begreifen wir es als eine Pflicht, für die Guerilla einzutreten. Sie ist es, die Kurdistan unter hoher Opferbereitschaft verteidigt. Wir müssen unsere Organisierung ausbauen und den revolutionären Kampf unterstützen.“

Nach der Rede von Arîn Özgür berichtete der PYD-Politiker Abbas Omar über das Leben von Ferhad Şiblî und verlas ein für den Politiker verfasstes Gedicht. Şiblî war stellvertretender Vorsitzender des Exekutivrats der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien und kurz vor seinem Tod für eine medizinische Behandlung sowie für diplomatische Gespräche nach Silêmanî in Südkurdistan gereist. Am 17. Juni kam er zusammen mit drei weiteren Personen bei einem Drohnenangriff der türkischen Nato-Armee auf ein Auto im Distrikt Kelar ums Leben.

Antikriegsdemonstration am 23. Juli

Im Anschluss traten einige KOMAW-Mitglieder auf die Bühne und beschrieben ihre Gefühlslage als Mütter, Väter und Geschwister von Gefallenen. An die kurdische Gesellschaft wurden mahnende Worte gesprochen und Wünsche einer nationalen Einheit ausgedrückt. Zum Ende des Gedenkens bewertete Zozan Serhat von der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E) das Kriegsgeschehen in Südkurdistan. Die Aktivistin verwies auf den Einsatz von verbotenen Kampfstoffen und Nato-Waffen bei der türkischen Invasion in den Gebieten der Kurdistan-Region Irak und kritisierte die Barzanî-Familie für ihre Kooperation mit Ankara als „anti-kurdisch“ und „pro-türkisch“. Außerdem rief Serhat zur Teilnahme an einer Antikriegsdemonstration am 23. Juli auf.