Friedensmutter Akgül: Auch ich wurde nackt durchsucht

Die Friedensmutter Kumru Akgül berichtet: „Sieben Polizistinnen, die meine Enkel hätten sein können, schlugen auf mich ein und rissen mir mit Gewalt die Kleider vom Leib. Dabei filmten sie mich schamlos.“

Kumru Akgül ist Mitglied des Rats der Friedensmütter und hat sich gegenüber ANF zum Mandatsentzug des HDP-Abgeordneten Ömer Faruk Gergerlioğlu geäußert. Insbesondere bringt sie zur Sprache, dass der Menschenrechtler derjenige war, der das Thema Nacktdurchsuchungen am stärksten auf die Agenda gebracht hat. Akgül berichtet über die eigene Erfahrung mit dieser Praxis, als sie während eines Protests während des Hungerstreiks 2018/2019 vor dem Gefängnis Bakırköy in Istanbul festgenommen wurde: „Am 10. Mai 2019 wurde ich zusammen mit anderen Müttern vor dem Gefängnis von Bakırköy festgenommen. Wir wurden zur Istanbuler Polizei gebracht, wo ich von sieben Polizistinnen, die meine Enkel hätten sein können, einer Nacktdurchsuchung unterzogen wurde. Trotz meiner Schreie schlugen sie auf mich ein und rissen mir meine Kleider vom Leib, dabei filmten sie mich schamlos. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe. Niemand hat das Recht, einen Menschen mit Gewalt auszuziehen. Obwohl ich dem Richter erzählte, was passiert war, hat er kein Verfahren gegen die Polizei eingeleitet. Aber wir Mütter, die ihre Stimmen für ihre Kinder erheben, werden vor Gericht gestellt.“

Heute wieder Hungerstreik

Vor dem Hintergrund des aktuell stattfindenden Hungerstreiks in Fünftagesschichten ruft Akgül auf, das Geschehen genau zu verfolgen. Im Zusammenhang mit der Pandemie haben sich die Bedingungen für die Gefangenen, insbesondere die der Kranken unter ihnen, drastisch verschlechtert. Die Mutter verspürt tiefe Sorge angesichts des Hungerstreiks unter solchen Bedingungen und sagt: „Isolationshaft ist unmenschlich. Mein Bruder Erdal Özel hat eine lebenslange Haftstrafe erhalten und sitzt seit 16 Jahren isoliert in Einzelhaft in einer Zelle im F-Typ-Gefängnis von Tekirdağ. Obwohl er erst 42 Jahre alt ist, leidet er aufgrund der schlimmen Haftbedingungen an einer Nierenerkrankung, an Diabetes und Schizophrenie. Zwei Jahre befand er sich in der Psychiatrie in Bakırköy. Als er einen Herzinfarkt hatte, wurde er auf die Krankenstation gebracht und nicht ins Krankenhaus. Als ich ihn vor zwei Wochen sah, konnte er nicht sprechen. Normalerweise erhält er einmal im Monat eine Spritze. Aber im Moment wird ihm diese verweigert.“

Tore von Imrali sofort öffnen

Akgül betont, die Forderungen der Hungerstreikenden müssten sofort erfüllt werden. Sie schließt mit den Worten: „Ich wende mich speziell an das CPT (Europäisches Komitee zur Verhütung von Folter). CPT, wo bist du? Sind deine Augen geschlossen oder deine Ohren taub? Hörst du nicht das Wehklagen der Mütter? Wir wollen keine Tränen mehr vergießen. Und es wird über ein Verbot der HDP gesprochen. Bei allem Respekt, aber solange die Mütter Tränen vergießen, kann die HDP nicht geschlossen werden. Die Unterdrückung muss jetzt aufhören. Es reicht. Die Tore von Imrali müssen umgehend geöffnet werden und Herr Öcalan muss sich mit seiner Familie und seinem Rechtsbeistand treffen können.“