Festnahmeoperation gegen Gesundheitsgewerkschaft

Bei einer neuen Festnahmeoperation der türkischen Polizei sind zahlreiche Mitglieder der Gewerkschaft SES festgenommen worden. Unter ihnen befindet sich auch die Ko-Vorsitzende der Gewerkschaft.

Am Dienstagmorgen stürmte die türkische Polizei die Wohnungen vieler Mitglieder der Gewerkschaft der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen (SES) und nahm mehrere Personen fest. Die Polizeioperationen fanden in Istanbul, Ankara, Dersim und Wan (tr. Van) statt. Unter den Festgenommenen befindet sich die Ko-Vorsitzende der Gewerkschaft, Selma Atabey. Die Festgenommenen wurden zur Antiterrorabteilung der Polizei gebracht.

Bei den übrigen Festgenommenen handelt es sich um die ehemaligen Ko-Vorsitzenden Gönül Erden und Bedriye Yorgun, um die ehemaligen SES-Exekutivkomiteemitglieder Fikret Çalağan und Belkız Yurtsever sowie die Gewerkschaftsmitglieder Rona Temelli, Ramazan Taş und Erdal Turan. Die Festgenommenen sollen nach Ankara, wo die Ermittlungen geführt werden, gebracht werden.

Gesundheitsgewerkschaft im Fadenkreuz der Repression

Die „echten” Gewerkschaften befinden sich permanent im Visier des Staates. Da die Gesundheitsgewerkschaft SES immer wieder auf das Versagen der Corona-Politik des AKP/MHP-Regimes hinweist, aber auch an der Spitze der Demokratiebewegung steht, werden ihre Mitglieder inhaftiert, bedroht und manchmal sogar getötet. So wurde Abdülaziz Yural, der damalige Ko-Vorsitzende der Gewerkschaft SES in Cizîr (Cizre), 2015 von Scharfschützen der türkischen Spezialeinheit PÖH mit einem Kopfschuss getötet, als er versucht hatte, einer verletzten Frau erste Hilfe zu leisten.