Die türkischen Behörden haben die Repressionsschraube an diesem Freitag wieder kräftig angezogen und unliebsame Oppositionelle in Polizeizellen manövriert. Aus mehreren Städten wurden Festnahmen unter offensichtlich konstruierten Terrorvorwürfen gemeldet.

In der nordkurdischen Provinz Wan wurde am frühen Morgen ein Wohnheim für Studierende gestürmt. Eine 22 Jahre alte Bewohnerin sowie ein 28-Jähriger wurden festgenommen. Der Einsatz erfolgte im Rahmen eines in der benachbarten Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) geführten Ermittlungsverfahrens. Dort wurde ein 50 Jahre alter Mann festgenommen. Den drei Betroffenen wird „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ und Terrorunterstützung vorgeworfen. Zu den Hintergründen des Verfahrens lagen zunächst keine weiteren Informationen vor.

In Amed (Diyarbakir) sind der frühere Ko-Vorsitzende der Gewerkschaft SES (Gewerkschaft der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen), Ramazan Kavak, und dessen Sohn Velat Kavak festgenommen worden. Wie erst heute bekannt wurde, befinden sich beide Männer bereits seit vergangenem Mittwoch in Polizeigewahrsam. Womit sie beschuldigt werden, ist aufgrund einer Geheimhaltungsverfügung über der Akte nicht klar.

In Ankara durchsuchte die Polizei am Freitag die Wohnungen von dreizehn Aktivist:innen, die am Donnerstag bei einer Kundgebung für den Revolutionsführer Ibrahim Kaypakkaya und die Mai-Gefallenen festgenommen worden waren. Die Veranstaltung linker Organisationen wie dem Demokratischen Kongress der Völker (HDK), Kaldıraç und Partizan hatte im Tekmezar-Park im Stadtbezirk Mamak stattgefunden. Die Polizei war gewaltsam gegen die Beteiligten vorgegangen und hatte insgesamt 15 Personen festgenommen. Die Dauer des Gewahrsams für die nach wie vor im Polizeipräsidium festgehaltenen Aktivist:innen ist derweil verlängert worden. Aus Istanbul wurden zwei Festnahmen in den Bezirken Alibeyköy und Esenler gemeldet.