Ein Jahr Kampagne „Zeit für Freiheit“
Seit einem Jahr läuft die vom Exekutivrat der KCK initierte Kampagne „Schluss mit Isolation, Besatzung und Faschismus – Zeit für Freiheit“.
Seit einem Jahr läuft die vom Exekutivrat der KCK initierte Kampagne „Schluss mit Isolation, Besatzung und Faschismus – Zeit für Freiheit“.
Vor genau einem Jahr, am 10. September 2020 wurde die Kampagne „Dem Dema Azadîyê“ – „Zeit für Freiheit – Schluss mit Isolation, Faschismus und Besatzung“ vom Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) ins Leben gerufen. Seit dem 12. September 2020 wird die Kampagne mit großer Leidenschaft von der Guerilla, den Gefangenen, Kurd:innen in allen vier Teilen Kurdistans, der Diaspora und von Internationalist:innen in aller Welt geführt. Die Kampagne stellt eine Antwort auf den umfassenden Angriff des AKP/MHP-Regimes dar.
Der KCK-Exekutivrat hatte am 10. September erklärt, dass die „AKP/MHP/Ergenekon“-Regierung, ihre Existenz vollkommen an die Vollendung des Genozids an den Kurd:innen durch die Vernichtung der kurdischen Freiheitsbewegung gebunden habe, und daher eine Offensive notwendig sei, nicht nur um den Angriff zu stoppen, sondern um die Existenz des Regimes zu beenden. Die KCK warnten, dass die Ambitionen des AKP/MHP-Regimes weit über die Türkei und Nordkurdistan hinausgingen und bis nach Südkurdistan in den Irak, nach Rojava und Syrien reichen. Daher beträfen diese Attacken das kurdische Volk als Ganzes und stellten eine Frage „von sein oder nicht sein“ dar.
Um diese Angriffe zurückzuschlagen und ein demokratisches und freies Leben zu erringen, wurde das Startsignal für die Kampagne „Zeit für Freiheit“ gegeben. Diese Kampagne sollte sowohl regional als auch international geführt werden und sich im Zentrum gegen das Isolationssystem, das gegen den kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan aufgestellt wurde, sowie den Spezialkrieg richten und das Ende des Regimes einläuten. Die KCK fügte an, dass sich die Kampagne entsprechend regionalen Bedingungen und Besonderheiten in allen Teilen Kurdistans entwickeln und in diesem Sinne erfolgreich sein werde. So läuft die Kampagne gemeinsam, aber unter verschiedenen Slogans und Forderungen, in den unterschiedlichen Regionen.
Die Kampagne in Nordkurdistan und der Türkei
Der Kampf gegen den AKP/MHP-Faschismus in Nordkurdistan und der Türkei stand im Mittelpunkt der Kampagne und geht angeführt vom Demokratischen Kongress der Völker (HDK) und dem Demokratischen Gesellschaftskongress (KCD/DTK) sowie deren Teilorganisationen trotz der massiven Repression in allen gesellschaftlichen Bereichen, vom Parlament bis auf die Straßen weiter. In den Gefängnissen findet seit dem 27. November 2020 ein unbefristeter Hungerstreik statt, der von den Gefangenen aus PKK und PAJK angeführt wird. Die Gefangenen fordern ein Ende der zerstörerischen Haftbedingungen und die Aufhebung der Isolation von Abdullah Öcalan. An dem rotierenden Hungerstreik, der jeweils für 15 Tage geführt wird, nahmen bereits viele Tausend Gefangene teil.
Südkurdistan: „Beendet die Besatzung, Zeit zur Verteidigung Kurdistans“
In Südkurdistan wurde die Kampagne „Beendet die Besatzung, Zeit zur Verteidigung Kurdistans“ ins Leben gerufen. Es wurde ein kritisches Bewusstsein über die Präsenz des türkischen Staates in Südkurdistan geschaffen und die Kollaboration der Regierungspartei PDK mit dem türkischen Faschismus ans Licht gebracht. Neben dem Guerillawiderstand geht hier auch der politische, soziale und diplomatische Kampf weiter.
Rojava und Nordostsyrien: „Schluss mit der Besatzung, Zeit die Revolution zu schützen“
In Rojava findet die Kampagne unter dem Motto „Schluss mit der Besatzung, Zeit die Revolution zu schützen“ statt. Mit der Kampagne wurde eine Reihe von Maßnahmen gegen die Ambitionen der Türkei, die von ihr besetzten Gebiete auszuweiten, innere Konflikte zu schüren und die Region ökonomisch zu ersticken, umgesetzt. Die militärischen und politischen Kräfte der Revolution waren in der Lage, die Möglichkeiten einer internationalen Anerkennung des Status der Region zu vergrößern. Damit wurde der Isolationsstrategie des türkischen Staates ein Riegel vorgeschoben.
Ostkurdistan: „Schluss mit den Hinrichtungen, Zeit für Demokratie“
Die Menschen in Ostkurdistan entwickelten die Kampagne unter dem Motto „Schluss mit den Hinrichtungen, Zeit für Demokratie“ weiter. Die politischen Kräfte PJAK, KOMAW und die militärischen Einheiten setzen ihre Stationierungs-, Organisierungs- und Verteidigungsarbeiten im Sinne der Kampagne fort.
Tausende Aktionen weltweit
Angeführt von Frauen und der Jugend wurden die Kurd:innen in der Diaspora zur treibenden Kraft der Kampagne. Trotz der Pandemie nahmen Künstler:innen, Intellektuelle, Akademiker:innen, Politiker:innen, Prominente sowie Millionen weiterer Menschen aus allen Gesellschaftsschichten an der Kampagne teil. Es wurden weltweit Tausende Aktionen durchgeführt. Überall wurde diplomatischer Druck aufgebaut. Viele Aktionen wurden gemeinsam mit Freund:innen der kurdischen Freiheitsbewegung durchgeführt und spezielle Kampagnen realisiert. Eine kurze Zusammenfassung der Aktionen:
- In vielen Ländern wurden Anzeigen an Rathäusern, Bahnen und Werbetafeln in den Stadtzentren geschaltet, auf denen die Freiheit für Abdullah Öcalan gefordert wurde. Es fanden Demonstrationen und Protestaktionen, unter anderem Projektionen an öffentlichen Gebäuden statt, um auf die verschärfte Isolation auf Imrali aufmerksam zu machen.
- In Deutschland, Frankreich, Österreich, Kanada, Australien sowie in mehreren südamerikanischen Staaten und vielen anderen Ländern wurden Zeitungsanzeigen, in denen die Freiheit des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan gefordert wurde, geschaltet. Dabei wurden auflagenstarke, bekannte Blätter priorisiert.
- Es fanden lange Märsche gemeinsam mit Internationalist:innen in vielen verschiedenen Teilen Deutschlands und der Schweiz statt, auf denen die Aktivist:innen ihren Protest zum Jahrestag der Verschleppung von Abdullah Öcalan am 15. Februar zum Ausdruck brachten. Gleichzeitig gab es lokale und landesweite Protestaktionen.
- Unter Führung südafrikanischer Gewerkschaften wurde eine Briefkampagne an die Vereinten Nationen (UN) für die Freiheit Abdullah Öcalans gestartet. Diese Aktion wurde weltweit durch die kurdischen Volksräte gestützt. Insgesamt wurden bisher 150.000 Briefe an die UN geschickt.
- Jede Woche wurden neue Protestzelte mit der Forderung nach Freiheit für Abdullah Öcalan in verschiedenen Ländern errichtet.
„Keinen einzigen Tag Stillstand“
Der Ko-Vorsitzende des größten kurdischen Europadachverbands, KCDK-E, Yüksel Koç, fasste die Kampagne mit folgenden Worten in der Zeitung Yeni Özgür Politika zusammen: „Es gibt so gut wie keine Länder oder Städte, in denen wir nichts gemacht haben. Es gibt keinen Tag, an dem wir keine Aktionen durchgeführt hätten.“
„Defend Kurdistan“: Bewusstsein über türkische Verbrechen schaffen
Koç erinnert an die Delegation von „Defend Kurdistan“, die aufgrund der Angriffe nach Südkurdistan gereist ist und teilweise von der deutschen Polizei aufgehalten wurde: „Die Friedensgruppen kehrten dann nach Europa zurück und verbreiteten die Nachricht über die Massaker in Kurdistan durch Seminare, Versammlungen und verschiedene Veranstaltungen in der europäischen Öffentlichkeit. So wurde die schmutzige Politik des türkischen Staates erneut ins Bewusstsein gerückt.“
Die Guerilla als Basis der Kampagne
Zweifellos nimmt die Guerilla, die immer noch die grundlegendste Kraft und der wichtigste Motor des kurdischen Befreiungskampfes ist, einen wichtigen Platz in der Kampagne ein. Sie spielt ihre Rolle, indem sie die Kräfte des Faschismus in Kurdistan direkt trifft. In einer Botschaft an alle Kräfte erklärte die Guerilla, dass diese Kampagne auch bedeute, zum „revolutionären Volkskrieg“ überzugehen: „Unser Kampf befindet sich an einem wichtigen Scheideweg, bei dem es um die Frage des totalen Widerstands gegen den totalen Angriff des Feindes geht. Dabei sind alle unsere Kräfte verpflichtet, eine dem Geist der Kampagne entsprechende Teilnahme zu garantieren und die Verantwortung ihrer Führungsrolle zu übernehmen.“
Die Guerilla führt permanent effektive Aktionen durch und widersetzt sich gleichzeitig den Invasions- und Vernichtungsangriffen des türkischen Staates in Nord- und Südkurdistan. Sie stoppte mit ihren Aktionen die türkische Offensive, bewahrte ihre Präsenz in Nordkurdistan und brachte dem türkischen Staat in Gare eine Niederlage bei. Als die Angriffe in der Nacht vom 23. auf den 24. April auf die Medya-Verteidigungsgebiete Avaşîn, Zap und Metîna begannen, startete die Guerilla eine Gegenoffensive, mit der sie die Pläne des türkischen Staates über den Haufen warf und zeigte, dass sie eine Verteidigungskraft Südkurdistans ist.