„Die Gefallenen leuchten und erleuchten uns den Weg“
Vor fünf Jahren starb der deutsche Guerillakämpfer Jakob Riemer (Şiyar Gabar) bei einem türkischen Luftangriff auf Çarçella in Nordkurdistan. Hêlîn Şiyar erinnert an ihn.
Vor fünf Jahren starb der deutsche Guerillakämpfer Jakob Riemer (Şiyar Gabar) bei einem türkischen Luftangriff auf Çarçella in Nordkurdistan. Hêlîn Şiyar erinnert an ihn.
Heute vor fünf Jahren ist Şiyar Gabar (Jakob Riemer) in Çarçella, einer Region im nordkurdischen Gever innerhalb des Zagros-Gebirges, bei einem Luftangriff der türkischen Armee ums Leben gekommen. Er hatte sich in jungen Jahren dazu entschlossen, sich dem Kampf der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) anzuschließen und seine Suche nach der Frage „Wie wollen wir leben?“ dort weiter zu führen.
„Die Gefallenen leuchten/ erleuchten uns unseren Weg“ – Ein Spruch, der in verschiedenen Kontexten auf unterschiedlichen Ebenen verstanden werden kann, der unterschiedliche Gefühle hervorholen und der variierende Bedeutungen haben kann. In Gedenken an Jakob, Şehid Şiyar und weiteren gefallene Genoss:innen hier ein paar Gedanken zu seiner Bedeutung.
Im Kampf um eine würdevolle und schöne Welt mussten in der Geschichte der Widerstände und des Aufbaus alternativer Systeme so viele Töchter, Söhne, Freund:innen, Genoss:innen, Revolutionär:innen bereits sterben. Jedes Mal ist es für eine gesamte Bewegung und für alle nahestehenden Menschen und darüber hinaus ein tiefer Schlag. So sehr es ein sehr schmerzhafter Teil des Kampfes ist, so sehr kann und möchte man sich nicht daran gewöhnen. Demnach bekommt die Erinnerung an die Gefallenen eine Bedeutung, die sich auf sehr viele Ebenen erstreckt.
Vor fünf Jahren, am 9. Juli 2018 ist Jakob Riemer, Kampfname Şiyar Gabar in Çarçella, Nord-Kurdistan als Kämpfer der HPG in Nordkurdistan gefallen
— Anja Flach (@AnjaFlach) July 9, 2023
Jakob ist auf St. Pauli großgeworden, wir werden ihn nicht vergessen
Sein Ziel war gegenüber der Ungerechtigkeit nie zu schweigen pic.twitter.com/0M42NFlpwY
Sie kann der Moment sein, in dem man sich den gestorbenen Menschen bewusst in Erinnerung ruft. Sie kann der Moment sein, in dem man an alle Gefallenen denkt. Sie kann der Moment sein, in dem man sich die revolutionäre Tradition bewusst macht, in der man steht und das, wofür man kämpft. Sie kann der Moment sein, in dem man sein eigenes Leben betrachtet und auch der Moment, in dem man sich die Frage stellt, die auch Şehid Şiyar immer weiter hat suchen lassen: „Wie wollen wir leben?“.
Die Geschichten gefallener Revolutionär:innen kennen zu lernen, ihre Beweggründe zu verstehen, ihre Wünsche, Träume und auch ihre inneren Kämpfe zu sehen, sie in Diskussionen, Analysen und Zukunftsgedanken mit einzubeziehen, auf diese Weise von ihnen zu lernen – aus den guten wie aus den schlechten Entscheidungen – war und ist ein unersetzlicher Teil revolutionärer Praxis. Alles Schöne, was das Leben so lebenswert macht, wurde erkämpft oder im Kampf erhalten. So kann auch aus der Erinnerung an einen geliebten Menschen neben dem Schmerz eine Kraft geschöpft werden, die es einem möglich macht, sich immer wieder auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen für das Leben und für den Kampf um eine würdevolle, respektvolle und gemeinschaftliche Welt zu entscheiden.
In diesem Sinne, in Gedenken an Şehid Şiyar Jakob Riemer und aller Gefallener: „Die Gefallenen leuchten und erleuchten uns unseren Weg“.