Demonstration und Gedenken für Jakob Riemer
Für Jakob Riemer, der im vergangenen Jahr als Guerillakämpfer in Kurdistan ums Leben gekommen ist, hat in Hamburg eine Demonstration mit anschließender Gedenkveranstaltung stattgefunden.
Für Jakob Riemer, der im vergangenen Jahr als Guerillakämpfer in Kurdistan ums Leben gekommen ist, hat in Hamburg eine Demonstration mit anschließender Gedenkveranstaltung stattgefunden.
In Hamburg hat eine Gedenkveranstaltung für Jakob Riemer (Şiyar Gabar) stattgefunden, der am 9. Juli 2018 in Çarçella in Nordkurdistan als Kämpfer der Volksverteidigungskräfte HPG bei einer Militäroperation der türkischen Armee gefallen ist.
Vor Beginn der Veranstaltung fand eine Demonstration statt. Hunderte Menschen zogen mit Transparenten und Bildern von Jakob Riemer von Altona nach St. Pauli. In Redebeiträgen wurde auf das Leben des 1994 geborenen Hamburgers aufmerksam gemacht, der Ende 2013 nach Kurdistan ging, um sich der Guerilla anzuschließen und für seine Vorstellungen von einer besseren Welt zu kämpfen. Vor der Roten Flora gab es eine Solidaritätsaktion und einen Redebeitrag der YPG International.
Der Demonstrationszug wurde mehrmals von der Polizei mit der Begründung gestoppt, dass das Mitführen von Bildern des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan unzulässig sei. Der PKK-Gründer befindet sich seit seiner Verschleppung in die Türkei im Jahr 1999 in Isolationshaft. Seit 2011 haben seine Anwälte keinen Kontakt mehr zu ihm. Er wird vollkommen von der Außenwelt abgeschottet. Für die Aufhebung seiner Isolation finden seit November Hungerstreiks statt, die jederzeit Todesfälle befürchten lassen.
Die Demonstration endete am FC St. Pauli-Museum, in dem eine liebevoll und sorgfältig vorbereitete Gedenkveranstaltung stattfand. Nilüfer Koç erklärte als Ko-Vorsitzende des Kurdistan Nationalkongress (KNK) in einem Redebeitrag, welche Bedeutung der Kampf junger Internationalisten wie Jakob Riemer in Kurdistan hat – einer Region, in der sich die weltweiten Machtkämpfe konzentrieren.
Auf der Veranstaltung kamen viele weitere Freundinnen und Freunde Jakob Riemer aus seiner Zeit in Deutschland und in Kurdistan zu Wort und teilten ihre Erinnerungen vor einem gefüllten Saal. Nach einer Schweigeminute wurde zunächst ein Video gezeigt, welches das Leben und den Weg Jakobs erzählte. Bilder aus seiner Jugend, Aufnahmen aus Hamburg, dieser Stadt, in welcher es seit Beginn viel Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung gab und gibt, Zitate von Freunden: All das zusammen zeigte die Konsequenz, mit der Jakob seine Entscheidung traf, sich der PKK anzuschließen.
Zudem wurde an andere Internationalist*innen erinnert, die im gemeinsamen Kampf ihr Leben gaben. Ein Video mit Interviews, die mit Şiyar Gabar in den Bergen Kurdistans geführt wurden, zeigten seine Entschlossenheit und die Freude, welche er im Leben in Freiheit in den Bergen fand.
Ein Mitglied der Vereinigung der Familien der Gefallenen sprach über die bemerkenswerte Entscheidung eines deutschen Jugendlichen, sich der Freiheitsbewegung anzuschließen, um für die. Freiheit aller Völker zu kämpfen. Er betonte die Besonderheit der kurdischen Freiheitsbewegung, so offen für Internationalist*innen zu sein. Weiterhin kontextualisierte er den Kampf und verwies auf die Hungerstreikenden.
In Kurdistan treffen zwei Pole zusammen
Anschließend sprach Nilüfer Koç im Namen des Kurdischen Nationalkongresses (KNK). Sie sprach vom Einsatz all derjenigen, welche für die demokratischen Rechte der Unterdrückten, für Gerechtigkeit und Freiheit, ihr Leben gaben. Sie betonte die Konzentration der kapitalistischen Machthabenden auf Kurdistan, weshalb der Kampf dort gegen Ungerechtigkeit Einfluss auf alle anderen Regionen habe. In Kurdistan kommen zwei Pole aufeinander, der der Gerechten und der der Ungerechten, und wird dadurch zum Kern des Kampfes. Der Kampf dort ist somit auch der Kampf aller, wie es Jakob und so viele weitere verstanden haben. Das impliziert auch, all diejenigen in den kapitalistischen Zentren zu bekämpfen, welche direkt das faschistische Regime der Türkei unterstützen, wie beispielsweise die Rüstungsindustrie und die deutsch-türkische Waffenbrüderschaft. Es sei an der Zeit, die Zusammenarbeit der Herrschenden durch die Zusammenarbeit der Gerechten, der demokratischen Kräfte und der Völker abzulösen.
Anekdoten aus den Bergen Kurdistans
Als nächstes sprach ein Vertreter der Revolutionären Jugendbewegung. Er erinnerte an die gemeinsame Zeit in Hamburg und an die Suche Jakobs nach der Wahrheit und nach der Einheit zwischen Theorie und Praxis. Anekdoten aus den Bergen Kurdistans zeugten von seiner Entschlossenheit, aber insbesondere von seiner Menschlichkeit und Fürsorge, mit welcher er seine Aufgaben in den Bergen ausführte. Denn, so wie er selbst immer wieder betonte, am meisten beeindruckt habe ihn die Genossenschaftlichkeit innerhalb der PKK.
Die Gedenkveranstaltung endete mit einem für Jakob Riemer von einer Freundin geschriebenen Gedicht und einer Videobotschaft der Internationalen Kommune aus Rojava.