Dank an die Uni Hamburg für das Lehrstück erfolgreicher Widerstandspraxis

Ist es am Ende dieser erfolgreichen Konferenz nicht auch angebracht, dem Präsidium der Universität Hamburg dankbar zu sein? Es ließ Veranstalter und Teilnehmende immerhin einen Blick werfen auf das Machtgefüge dieses Staates und seiner Institutionen.

Wenige Tage vor Beginn des vierten Teils der internationalen Konferenz „Die kapitalistische Moderne herausfordern“, dieses Mal unter dem Titel „Wir wollen unsere Welt zurück!“, kündigte die Leitung der Universität Hamburg die zugesagten Räume. Hintergrund war eine Warnung des Inlandsgeheimdienstes („Verfassungsschutz“), es handele sich um eine „Werbeveranstaltung für die mit einem Betätigungsverbot belegte PKK“.

Daraufhin brach ein beispielloser Sturm der Entrüstung los. Innerhalb kürzester Zeit unterschrieben Hunderte aus dem In- und Ausland eine Protestnote an das Präsidium der Universität. Sie sahen politische Zensur, einen Angriff auf die Freiheit der Wissenschaft. Mehrere Gesprächsangebote der Veranstalter – der AStA der Uni Hamburg und das Network for an Alternative Quest – wurden ignoriert.

Nun, die Organisator:innen hatten ein paar Tage lang viel zu tun, um – auch mithilfe eines großen Solidaritätsnetzwerks – alternative Räume zu finden und das Programm etwas zu modifizieren.

Dann startete die Konferenz – vielfältig, inspirierend, großartig. Der irisch-mexikanische Politikwissenschaftler Prof. John Holloway fand drastische Worte zum Versuch, die Veranstaltung zu verhindern: „Fuck off Verfassungsschutz“. Andere begnügten sich mit einem „Ätsch!“ in Richtung Prof. Dr. Hauke Heekeren.

Doch ist es am Ende dieser erfolgreichen Konferenz nicht auch angebracht, dem Präsidium der Universität dankbar zu sein? Es ließ Veranstalter:innen und Teilnehmer:innen immerhin einen Blick werfen auf das Machtgefüge dieses Staates und seiner Institutionen. Der Inlandsgeheimdienst warnt vor einer Organisation (hier PKK), die aufgrund außenpolitischer Interessen Deutschlands verboten ist. Die lange genährte Stigmatisierung der PKK wirkt, die Uni-Leitung knickt ein. Die Angst vor einer Gefährdung ihrer „Exzellenzstrategie“ und dem Verlust von Fördergeldern wiegt schwerer als der Vorwurf, die Freiheit der Wissenschaft aufzugeben. Die Studierenden durften lernen, was im Wissenschaftsbetrieb der kapitalistischen Moderne wirklich zählt.

Vielleicht noch wichtiger ist, dass die Absage der Uni umgemünzt wurde zu einem Lehrstück erfolgreicher Widerstandspraxis: Gib nicht auf! Organisiere dich! Sei solidarisch! Suche Alternativen!

Die Veranstalter der Konferenz verharrten nicht in Wut und Bitternis und blieben immer dialogbereit. Aber sie ließen sich keinen Millimeter von ihrem Ziel abbringen. Niemand wartete ab, ob die Uni-Leitung sich vielleicht doch umstimmen lässt. Man suchte und fand alternative Wege an der Institution vorbei. Mit der Kraft und Entschlossenheit einer breiten Basis hieß es: Einfach machen!

Diese Haltung kennzeichnet auch die PKK-Bewegung, die das Glück hat, in Abdullah Öcalan einen Vordenker zu haben, der einen Bruch mit dem staatsfixierten Denken und Leben vorschlägt. Er plädiert dafür, im Hier und Jetzt mit dem Aufbau von demokratischen Strukturen zu beginnen.

Meint der Verfassungsschutz etwa diese Strategie, wenn er die Konferenz als „PKK-nah“ zu denunzieren versucht? Vermutlich verfügt er nicht über die Fähigkeit, dieses Konzept in seiner Wirkmächtigkeit zu verstehen. Doch sei ihm geflüstert: Die Bewegung wird größer, die Zeit der armseligen Nationalstaaten und ihrer Machteliten nähert sich dem Ende.

Es gibt das geflügelte Wort von den Blumen, die man abschneiden, aber damit den Frühling nicht aufhalten kann. Die PKK-Bewegung ist eine unter vielen Blumen. Ihr könnt sie verbieten, ihr werdet sie nicht aufhalten können …