Berlin: Mahnwache für Hozan Canê und Dilan Örs

Vor dem Auswärtigen Amt in Berlin hat eine Mahnwache für Hozan Canê und ihre Tochter Dilan Gönül Örs stattgefunden. Die beiden Kölnerinnen werden rechtswidrig in der Türkei festgehalten.

Vor dem Auswärtigen Amt in Berlin hat eine vierstündige Mahnwache für die Musikerin Hozan Canê und ihre Tochter Dilan Gönül Örs stattgefunden. Die Kölnerinnen – beide deutsche Staatsangehörige – werden rechtswidrig in der Türkei festgehalten.

An der Mahnwache nahmen neben Vertreterinnen und Vertretern des HDK-Berlin und kurdischen Einrichtungen Bundestagsabgeordnete verschiedener Parteien teil. In Redebeiträgen wurde das unrechtmäßige Vorgehen der türkischen Behörden verurteilt. Das Auswärtige Amt wurde zum Handeln aufgefordert.

Die kurdische Musikerin Hozan Canê war im Juni vergangenen Jahres in die Türkei gereist, um die HDP beim Wahlkampf zu unterstützen. Am 23. Juni 2018 wurde sie nach einem Auftritt bei einer Wahlkampfveranstaltung in der westtürkischen Stadt Edirne festgenommen und zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung Die Terrorvorwürfe gegen sie werden damit begründet, dass sie in einem Film mitspielte, der den Kampf der YPG und YPJ gegen den IS in Nordsyrien thematisiert.

Ihre Tochter Dilan Gönül Örs war am 10. September ebenfalls von türkischen Sicherheitskräften verhaftet worden. Zuvor war Ende Mai eine Ausreisesperre gegen sie erlassen worden, nachdem sie in die Türkei reiste, um ihre Mutter zu besuchen. Anfang Dezember wurde sie aus der Haft entlassen. Sie steht jedoch unter Hausarrest und darf das Land nicht verlassen.

Der Fall von Dilan Örs ist auch deswegen brisant, weil kürzlich bekannt wurde, dass ihr als Anklagepunkt die Teilnahme an einer Protestaktion aus dem Jahr 2012 in Köln vorgeworfen wird. Demnach soll Örs gemeinsam mit einer Gruppe von kurdischen Jugendlichen kurzzeitig einen Ausflugsdampfer auf dem Rhein besetzt haben, um mit der Verlesung einer Erklärung auf den damals in Straßburg durchgeführten Hungerstreik gegen die Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalans aufmerksam zu machen. Die Jugendlichen waren nach der Aktion kurzzeitig festgenommen worden. Die Anwält*innen von Gönül Dilan Örs erklärten Ende November, dass die deutschen Sicherheitskräfte nach dem Vorfall eine Untersuchungsakte gegen ihre Mandantin angelegt hatten und die darin enthaltenen Informationen über die deutsche Botschaft in der Türkei mit türkischen Polizeivertretern der Interpol teilten. Obwohl in Deutschland die Untersuchungen gegen Örs eingestellt worden waren, haben die türkischen Sicherheitskräfte den Vorfall zum Anlass genommen, um die deutsche Staatsbürgerin anzuklagen und anschließend festzunehmen.