Die Tochter der in der Türkei wegen Terrorvorwürfen verurteilten Kölner Musikerin Hozan Canê ist nach Angaben ihrer Anwältin dort ebenfalls verhaftet worden. Gegen Gönül Dilan Örs galt bereits seit Ende Mai eine Ausreisesperre. Nun werde ihr vorgeworfen, einen illegalen Grenzübertritt versucht zu haben, sagte ihre Anwältin Nevroz Akalin der DPA.
Details über den angeblichen Versuch, die Türkei zu verlassen, sind nicht bekannt. Örs sitzt jedenfalls in der westtürkischen Stadt Edirne im Frauengefängnis in Untersuchungshaft.
Teilnahme an Demonstration Grund für Ausreisesperre
Die kurdische Musikerin Hozan Canê, die mit bürgerlichem Namen Saide Inaç heißt, wurde vergangenen November von einem Strafgericht in Edirne wegen angeblicher „Mitgliedschaft in der PKK“ zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Die Kölnerin hatte den Wahlkampf der Demokratischen Partei der Völker (HDP) unterstützt und wurde am 23. Juni 2018, einen Tag vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen, in Edirne festgenommen und anschließend inhaftiert. Ihr wird vorgeworfen, in einem Spielfilm eine YPJ-Kämpferin dargestellt und kritische Beiträge in den sozialen Medien verbreitet zu haben.
Nachdem Hozan Canê im Frühjahr bis zum Vollzug ihrer Strafe freigelassen worden war, reiste ihre Tochter Gönül Dilan Örs am 24. Mai 2019 nach Istanbul, um ihre Mutter zu besuchen. Auch sie wurde festgenommen, anschließend wieder freigelassen und mit einer Ausreisesperre belegt. Der Grund für die Ausreisesperre sei eine Protestaktion in Köln, an der Örs im Jahr 2012 teilgenommen haben soll. Daran sei eine Gruppe beteiligt gewesen, die als PKK-nah gelte, argumentierte das Gericht.
Nächste Verhandlung in Fall Hozan Canê am 16. September
In der Türkei werden immer wieder deutsche Staatsbürger*innen festgenommen, unter anderem wegen Inhalten, die sie in den sozialen Medien teilen. Auch die Anklage gegen Hozan Canê stützte sich unter anderem auf Beiträge, welche die 48-Jährige zwischen 2014 und 2018 auf Facebook und Twitter geteilt haben soll. Sie selbst hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Gegen Hozan Canê liegt mittlerweile auch eine Klage wegen Beleidigung des türkischen Staatsoberhaupts Tayyip Erdoğan vor. Die nächste Verhandlung findet am 16. September statt. Bei einer Verurteilung drohen der Musikerin weitere ein bis fünf Jahre Freiheitsstrafe.