„Alan Kurdi“ in Italien festgesetzt

Die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye kritisiert die Festsetzung des Rettungsschiffes „Alan Kurdi“ in Italien und sieht in der Überprüfung des Schiffs einen Vorwand, um eine Fortsetzung der Rettungsmission im Mittelmeer zu verhindern.

Am Dienstagabend wurde das zivile Rettungsschiff ALAN KURDI der Regensburger Organisation Sea-Eye e. V. im Hafen von Palermo festgesetzt. Als Begründung gaben italienische Behörden an, das Schiff weise Mängel auf, die die Sicherheit beeinträchtigen würden. Jedoch wurde das Schiff vor dem letzten Einsatz einer fünfwöchigen Werftzeit unterzogen, die im März endete. Hierbei wurde das Schiff in vielen Bereichen grundlegend überholt.

„Dass unser Schiff festgesetzt wurde, ist reine Schikane, um die zivile Seenotrettung stückweise zum Erliegen zu bringen. Die ALAN KURDI kommt gerade aus der Werft und ist grundlegend überholt. Das einzige Ziel dieser Blockade ist, uns aktiv an der Seenotrettung zu hindern. Statt Menschenrechte zu schützen, werden diejenigen, die es tun, an allen Stellen aufgehalten”, sagt Sprecher Julian Pahlke.

Der Verein Sea-Eye e. V. als Betreiber des Schiffes hat sich bereits mit den deutschen Behörden in Kontakt gesetzt, um darauf hinzuwirken, die Blockade zu beenden.

„Die Argumentation der italienischen Behörden, dass man um die Sicherheit der Crew und der Geretteten besorgt sei, wirkt grotesk. Wenn man um die Sicherheit der Geretteten tatsächlich besorgt gewesen wäre, dann hätte man sie zuvor nicht zwölf Tage an Bord der ALAN KURDI festhalten dürfen”, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V. Tatsächlich wird das Handelsschiff MV MARINA eines Hamburger Reeders in diesen Stunden vor Lampedusa blockiert, weil es 78 Menschen gerettet hat. Der Reeder weist auf die Notlage der geretteten Menschen hin und erhält bisher keine Unterstützung.

„Der politisch motivierte Missbrauch dienstlicher Machtbefugnisse durch die italienische Küstenwache verhindert unseren geplanten Einsatz im Mai. Das ist unverantwortlich”, sagt Isler weiter. Sea-Eye steht im Austausch mit den deutschen Behörden. Dort ist man ebenfalls um eine schnelle Klärung der Situation bemüht. Einen Grund, die ALAN KURDI behördlich festzusetzen, bestätigten die deutschen Behörden gegenüber Sea-Eye am Mittwoch nicht.

Die ALAN KURDI hatte am 6. April 150 Menschen aus Seenot gerettet und musste anschließend zwölf Tage auf eine politische Lösung warten, ehe die verbliebenen 146 Menschen in Sicherheit gebracht wurden. Vier Personen mussten schon vorher aus medizinischen Gründen evakuiert werden. Am Montag lief das Schiff schließlich nach weiteren 16 Tagen in Quarantäne in den Hafen von Palermo ein, wo es heute festgesetzt wurde.