Völkermord und Feminizid an den Ezid:innen
Zum zehnten Jahrestag des IS-Angriffs auf die Şengal-Region im Nordirak wird am 3. August auch in Europa an den Völkermord an der ezidischen Gemeinschaft erinnert werden. Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) und der Dachverband der êzîdischen Frauenräte in Deutschland e.V. (SMJÊ) stellen ihre Aktivitäten unter das Motto „Gegen Femizide - Seid die Stimme der Selbstverteidigung“ und knüpfen damit an eine am 8. März initiierte Kampagne der ezidischen Frauenbefreiungsbewegung TAJÊ (Tevgera Azadiya Jinên Êzidî) an.
Forderungen für Şengal
Die Kampagne fordert, dass das vom IS vor zehn Jahren in Şengal begangene Massaker auf allen Ebenen offiziell als Völkermord eingestuft und entsprechend verfolgt wird und dass Femizid als Kriegsverbrechen anerkannt und alle Täter und Unterstützer verurteilt werden. Zudem wird die Anerkennung der nach 2014 in Şengal etablierten Selbstverwaltung und Sicherheitskräfte als legitime Vertretung und Selbstverteidigung sowie die Einstellung aller Angriffe auf die ezidische Gemeinschaft eingefordert, vor allem der Drohnenangriffe durch den türkischen Staat. Die Kampagne setzt sich auch für eine gesellschaftliche und institutionelle Akzeptanz des Rechts von Frauen auf organisierte Selbstverteidigung ein.
„Am 3. August auf die Straße gehen“
„Als Frauenorganisationen in Europa werden wir am 3. August ein weiteres Mal auf die Straßen gehen, um gegen den 2014 mit dem Überfall des IS auf Şengal begonnenen Genozid am ezidischen Volk zu protestieren. Der damalige Vernichtungsfeldzug war eine Fortsetzung der aus der Vergangenheit bekannten Politik, die Ezidinnen und Eziden zu unterdrücken, zu vergewaltigen und zu versklaven und ihnen ihre Identität zu nehmen. Wir verurteilen dieses Massaker tausendfach“, erklärten TJK-E und SMJÊ in einem Aufruf zur Teilnahme an den in Europa für Samstag angekündigten Aktivitäten.
Kampf gegen Völkermord und Feminizid
Das Massaker sei insbesondere für Frauen sehr grausam gewesen, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Aufruf weiter: „Tausende ezidischen Frauen und Kinder wurden verschleppt, auf Sklavenmärkten verkauft und vergewaltigt. Bis heute konnten nur 1207 von 3548 Frauen aus der Gefangenschaft befreit werden. Ob die verschwundenen Frauen noch am Leben sind, ist nicht bekannt. Ihre Familien geben den Kampf nicht auf und hoffen auf ein Wiedersehen. Der Völkermord, den wir auch als Verbrechen an der Menschheit und als Feminizid einstufen, hat sich als großer Schandfleck des Jahrhunderts in unser Gedächtnis eingebrannt. Am zehnten Jahrestag dieser Gräueltaten werden wir das Recht der Ezid:innen und anderer unterdrückter Gemeinschaften auf Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit Schulter an Schulter mit allen solidarischen Menschen verteidigen.“
Aktionsplan
Die TJK-E und SMJÊ rufen zur Teilnahme an Aktionen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Belgien, Schweden, Dänemark, Norwegen, England und den Niederlanden auf. In Bremen findet bereits am 2. August eine Kundgebung statt, Beginn ist um 15 Uhr auf dem Marktplatz. Für die Aktivitäten am 3. August in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden folgende Termine bekannt gegeben:
Wien: 18.30 Uhr, Parlament
Saarbrücken: 17 Uhr, Europa Galerie
Frankfurt am Main: 13 Uhr, Rathenauplatz
Leipzig: 15 Uhr, Augustusplatz
Stuttgart: 14 Uhr, Königstr. / Ecke Marstallstr.
Düsseldorf: 15 Uhr, Platz des Landtages 1
Berlin: 18 Uhr, Bebelplatz / Unter der Linden
Hannover: 12 Uhr, Steintor
Göttingen: 12 Uhr, Gänseliesel
Kiel: Infozelt, 15-17 Uhr, Europaplatz
München: 15 Uhr, Sendlinger Str. 8
Zürich: 16.30 Uhr, Helvetiaplatz
Lausanne: 13 Uhr, Église Saint-Laurent