Adana: Festnahmen bei Gedenken an Tote von Pirsûs
Die türkische Polizei hat in Adana eine Gedenkkundgebung für die Toten des Massakers von Pirsûs angegriffen. Mindestens 19 Personen sind festgenommen worden.
Die türkische Polizei hat in Adana eine Gedenkkundgebung für die Toten des Massakers von Pirsûs angegriffen. Mindestens 19 Personen sind festgenommen worden.
Die türkische Polizei ist in Adana gewaltsam gegen eine Gedenkkundgebung für die Toten des Massakers von Pirsûs vorgegangen. Mindestens neunzehn Personen wurden von Beamten der Bereitschaftspolizei abgeführt. Unter ihnen befinden sich auch zwei Aktivistinnen des Kollektivs studierender Frauen. Die beiden Ko-Vorsitzenden des Provinzverbands der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Gülseren Tural und Mehmet Masum Eriğ, wurden zunächst zur Festnahme abgeführt, anschließend jedoch mit einem Platzverweis belegt.
Die von linken Jugendverbänden im Inönü-Park im Bezirk Seyhan organisierte Gedenkveranstaltung verlief zunächst friedlich. Nach dem Verlesen einer Erklärung, in der die juristische Aufarbeitung des Anschlags von Pirsûs gefordert wurde, versuchten die Teilnehmden den Platz zu verlassen, um im nahegelegenen Heykel-Park ene Schweigeminute vor dem „Denkmal für die 33 Traumreisenden” abzuhalten. Die Polizei drängte einen Teil der Menschenmenge zusammen und prügelte auf die Eingekesselten ein. Informationen zur gesundheitlichen Verfassung der Betroffenen liegen nicht vor, da sie sich weiterhin in Polizeigewahrsam befinden.
Adana| İnönü Parkı'nda yapılan Suruç anmasına polis saldırdı. 2'si Üniversiteli Kadın Kolektifi üyesi 15 kişi darp edilerek gözaltına alındı.
— Üniversiteli Kadın Kolektifi (@kadinkolektifi) July 18, 2021
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Der Anschlag von Pirsûs
Nachdem Anfang 2015 die westkurdische Stadt Kobanê in Nordsyrien von der Terrormiliz „Islamischer Staat” (IS) befreit wurde, rief die Föderation der sozialistischen Jugendverbände der Türkei (SGDF) für den 19. bis 24. Juli 2015 zu einer Kampagne für den Wiederaufbau der zerstörten Stadt auf. Aus mehreren Städten der Türkei und Nordkurdistans kamen daraufhin am 20. Juli etwa 300 Jugendliche in der Grenzstadt Pirsûs (tr. Suruç) in der Provinz Riha (Urfa) im Kulturzentrum Amara zusammen, um anschließend gemeinsam nach Kobanê einzureisen. Bereits im Vorfeld auf dem Weg dorthin hatte es immer wieder Provokationen mit Festnahmen durch Polizeikräfte gegeben.
Vor der Abreise nach Kobanê wollten die Jugendlichen noch eine Pressekonferenz im Amara abhalten. Um die Mittagszeit verursachte ein polizeibeobachteter Selbstmordattentäter des IS in direkter Umgebung der SGDF-Versammlung eine Explosion, bei der 33 hauptsächlich junge Menschen ihr Leben verloren. Weitere 104 Menschen wurden bei dem Anschlag teils schwer verletzt.
Aktualisiert 19.11 Uhr
Hinweis: In einer ersten Version hieß es, dass auch Gülseren Tural und Mehmet Masum Eriğ festgenommen wurden. Wir haben den Fehler korrigiert