„Gerechtigkeitskette“ für die Opfer des Pirsûs-Anschlags

In Istanbul ist eine Kundgebung in Form einer „Gerechtigkeitskette“ für die Toten des Anschlags von Pirsûs vor sechs Jahren abgehalten worden: „Schweigt nicht, egal woher die Unterdrückung kommt, denn das ist ein Gebot der Menschheit.“

Jugendorganisationen haben im Gedenken an den Anschlag von Pirsûs (tr. Suruç) vor sechs Jahren am Anleger in Istanbul-Kadiköy eine „Gerechtigkeitskette“ mit Bildern der 33 Todesopfer und Schildern mit der Aufschrift „Gerechtigkeit für Suruç – Gerechtigkeit für alle“ gebildet.

Am 20. Juli jährt sich der Anschlag von Pirsûs (tr. Suruç) zum sechsten Mal. 33 hauptsächlich junge Menschen wurden von einem IS-Attentäter getötet, 104 weitere teils schwer verletzt. Der Anschlag ereignete sich, als sich auf Aufruf der Föderation Sozialistischer Jugendvereine (SGDF) 300 junge Menschen im Kulturzentrum Amara versammelten, um vor ihrer Abreise nach Kobanê eine Pressekonferenz abzuhalten. Die geplante Fahrt nach Nordsyrien sollte ein Akt der Solidarität sein. Die Jugendlichen wollten Kinderspielzeug und humanitäre Hilfsgüter in die vom IS zerstörte Stadt bringen.

Bei der „Gerechtigkeitskette“ in Kadiköy wurde auch auf weiteres ungesühntes Unrecht hingewiesen, so etwa der Mord an der HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz vor einem Monat in Izmir. Außerdem wurde eine Botschaft von Emine Şenyaşar verlesen, deren Mann und Söhne vor drei Jahren von Personenschützern eines AKP-Politikers in Pirsûs ermordet wurden: „Unser Kampf für Gerechtigkeit wird weitergehen, bis diejenigen, die meine Familie ausgelöscht haben, an dem Ort sind, der ihnen zusteht. Schweigt nicht, egal woher die Unterdrückung kommt, denn das ist ein Gebot der Menschheit.“

Emrah Topaloğlu erklärte im Namen der „Initiative der Suruç-Familien“, dass seit dem damaligen IS-Anschlag sechs Jahre vergangen sind und die Todesopfer „Traumreisende“ gewesen sind. „Sie wurden ermordet, weil ihre Träume anderen Angst gemacht haben. Es gibt jedoch unglaublich viel Unrecht in diesem Land, deshalb halten wir es nicht für richtig, nur den Schmerz von Suruç zu erwähnen. Wir werden an unserer Forderung nach Gerechtigkeit festhalten, bis für alle Massaker Rechenschaft abgelegt wird.“