Polizei verhindert Gedenkmarsch für die Toten von Pirsûs
Die Istanbuler Polizei hat den „Marsch für Gerechtigkeit” nach Ankara für die Opfer des Anschlags von Pirsûs gestoppt. Fünf Aktivisten sind gewaltsam festgenommen worden.
Die Istanbuler Polizei hat den „Marsch für Gerechtigkeit” nach Ankara für die Opfer des Anschlags von Pirsûs gestoppt. Fünf Aktivisten sind gewaltsam festgenommen worden.
Der „Marsch für Gerechtigkeit“ für die Toten von Pirsûs nach Ankara ist in Istanbul bereits wenige Meter nach dem Auftakt von der Polizei gestoppt worden. Fünf Mitglieder der Hinterbliebenen-Initiative wurden festgenommen und zum Polizeipräsidium Vatan gebracht. Begründet wurde die Maßnahme mit der Aufschrift auf den T-Shirts der Demonstrierenden: „Gerechtigkeit für Suruç – Gerechtigkeit für alle“.
Bei den Betroffenen handelt es sich um Volkan Uyar, Ümmühan Özdemir, Yaren Tuncer, Emrah Topaloğlu und Mustafa Kazak. Sie gehören einer achtköpfigen Delegation an, die sich heute von Istanbul aus im Rahmen einer symbolischen Demonstration mit ihren Fahrzeugen auf den Weg nach Ankara machen wollten. Besonders weit kamen sie aber nicht. Die Polize fing sie kurz nach einer öffentlichen Presseerklärung auf dem Weg zu ihren Autos ab. Auch Pressevertreter:innen wurden von den Sicherheitskräften traktiert.
Am 20. Juli jährt sich der Anschlag von Pirsûs (tr. Suruç) zum sechsten Mal. 33 hauptsächlich junge Menschen wurden von einem IS-Attentäter getötet, 104 weitere teils schwer verletzt. Der Anschlag ereignete sich, als sich auf Aufruf der Föderation Sozialistischer Jugendvereine (SGDF) 300 junge Menschen im Kulturzentrum Amara versammelten, um vor ihrer Abreise nach Kobanê eine Pressekonferenz abzuhalten. Die geplante Fahrt nach Nordsyrien sollte ein Akt der Solidarität sein. Die Jugendlichen wollten Kinderspielzeug und humanitäre Hilfsgüter in die vom IS zerstörte Stadt bringen.
Die Hinterbliebenen-Initiative „Gerechtigkeit für Suruç – Gerechtigkeit für alle“ führt seit dem Anschlag jeden 20. eines Monats einen Sitzstreik im Istanbuler Stadtteil Kadıköy durch. Zudem wird jedes Jahr im Juli eine „Woche für Gerechtigkeit“ gestaltet. Für die diesjährige Aktionswoche war ein „Marsch für Gerechtigkeit“ in die türkische Hauptstadt geplant. Obwohl inzwischen sechs Jahre seit dem verheerenden Anschlag vergangen sind, werden die Erwartungen der Angehörigen an eine juristische Aufklärung weiterhin bitter enttäuscht. Stattdessen gibt es nur einen Schauprozess einer politisch instrumentalisierten Justiz. Das wollen die Hinterbliebenen nicht länger hinnehmen.