Am 8. und 9. September fand in der irischen Grafschaft Sligo die Global Solidarity Summer School des Gewerkschaftskongresses Irish Congress of Trade Unions (ICTU) statt. Es handelte sich um die zwölfte Sommerschule, die eine Gelegenheit zum Austausch, zur Vernetzung und zur Entwicklung von Techniken für die Organisation internationaler Kampagnen und Solidaritätsaktionen bot. Unter den Teilnehmenden befand sich auch die Internationale Initiative „Freiheit für Öcalan - Frieden in Kurdistan“.
Global Solidarity ist das entwicklungspolitische Bildungsprogramm des ICTU. Der Fokus liegt darauf, das Bewusstsein für menschenwürdige Arbeit zu schärfen, die wichtige Rolle der Gewerkschaften bei der Armutsbekämpfung, der Verwirklichung der Gleichstellung und der Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung hervorzuheben, und Strategien gegen den Klimawandel und den globalen Rechtsextremismus zu entwickeln. Der ICTU sieht sich als Teil der globalen Arbeitnehmerbewegung und bezeichnet den Internationalismus als „Herzstück“ der irischen Gewerkschaftsbewegung. So zählt zu den wichtigsten Zielen die Hilfe beim Aufbau stärkerer Gewerkschaften, um sicherzustellen, dass Unternehmen und Regierungen zur Verteidigung von sozialer Gerechtigkeit, Gleichheit und Menschenrechten zur Rechenschaft gezogen werden können. Ein Schwerpunkt liegt auf der Unterstützung von Werktätigen in autokratisch regierten Ländern und Solidarität mit Arbeiterinnen und Arbeitern im globalen Süden.
All dies zeichnete sich auch in dem Programm der ICTU-Sommerschule ab, das trotz der kurzen Zeit von gerade einmal zwei Tagen mit zahlreichen Veranstaltungen und Workshops gefüllt wurde. Nach einer herzlichen Begrüßung und Eröffnungsrede des Kongresspräsidenten Kevin Callinan starteten die Schulungen: Klimagerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit in Kolumbien, Unterstützung für Palästina und Solidarität mit dem kurdischen Widerstand.
Die Internationale Initiative „Freiheit für Öcalan - Frieden in Kurdistan“ bot ebenfalls einen Workshop an. Seckin Guneser, Sprecher der in Köln beheimateten Kampagne, verdeutlichte die Schwere der Menschenrechtskrise in der Türkei und betonte im Besonderen die Situation von Abdullah Öcalan. Der PKK-Begründer befindet sich seit 1999 unter Verletzung des Völkerrechts und aller Menschenrechtskonventionen in politischer Geiselhaft in einem eigens für ihn eingerichteten Hochsicherheitsregime im türkischen Inselgefängnis Imrali, die meiste Zeit davon in totaler Isolation. Heute wird das „Imrali-System“ im gesamten Gefängnissystem der Türkei implementiert. „Deshalb betrifft die Isolation von Abdullah Öcalan die gesamte Gesellschaft”, sagte Guneser. „Seine Freiheit ist mit der Freiheit des kurdischen Volkes, aber auch mit der Befreiung jedes Einzelnen von uns verbunden.“
Der Workshop konzentrierte sich im weiteren Verlauf auf Öcalans gesellschaftliches Paradigma vom „demokratischen Konföderalismus“ – nicht nur im Hinblick auf eine Lösung der kurdischen Frage in den Nationalstaaten Türkei, Iran, Irak und Syrien, sondern auch als ein Grundsatz, der bei den Konflikten und Problemen in Irland und in der ganzen Welt berücksichtigt werden könnte. Guneser gab ausführliche Antworten auf alle Fragen, die zahlreich aus den Reihen der Schulungsteilnehmenden kamen, und zeigte sich optimistisch, dass „im gemeinsamen Kampf gegen Unterdrückung und Kolonialisierung“ eine noch stärkere und sich ständig weiterentwickelnde Zusammenarbeit mit den irischen Gewerkschaften entstehen wird. Der Workshop unterstrich, dass sowohl das irische als auch das kurdische Volk aufgrund der Geschichte der Kolonisierung mit dem Kampf des jeweils anderen vertraut sind und dass in der Einheit die Stärke liegt.