Zum 75. Geburtstag: Bäume für Öcalan
Abdullah Öcalan ist heute 75 Jahre alt geworden. Die kurdische Bevölkerung begeht diesen Tag traditionell mit dem Pflanzen von Bäumen.
Abdullah Öcalan ist heute 75 Jahre alt geworden. Die kurdische Bevölkerung begeht diesen Tag traditionell mit dem Pflanzen von Bäumen.
Am heutigen 4. April wurde der seit 1999 in türkischer Geiselhaft gehaltene kurdische Vordenker Abdullah Öcalan 75 Jahre alt. In Kurdistan wird dieser Tag traditionell mit dem Pflanzen von Bäumen begangen – als Symbol der Wiedergeburt. Die Maxime dabei lautet: „Jeder 4. April wird die Hoffnung auf Freiheit aufs Neue erblühen lassen”.
Auch in der Autonomieregion Nord- und Ostsyriens werden alle Jahre wieder rund um den Geburtstag des politischen Repräsentanten der Kurdinnen und Kurden Baumpflanzaktion initiiert. In Rojava, wo das Paradigma Öcalans einer direkten kommunalen Demokratie mit radikaler Ökologie und feministischer Emanzipation praktiziert wird, sind die Menschen überzeugt, dass ökologische Probleme unserer Zeit nur mit einer demokratischen Gesellschaft gelöst werden können. So wird die Revolution von Rojava auch als eine Öko-Revolution bezeichnet.
Baumpflanzaktion der YPJ in der Firat-Region
Gleichzeitig markiert der 4. April in Rojava den Gründungstag der Frauenverteidigungseinheiten YPJ (Yekîneyên Parastina Jin), die seit 2013 bestehen. Daher gab es in Nord- und Ostsyrien heute gleich zwei Anlässe, um ausgiebig zu feiern. Die YPJ selbst luden zunächst in Şedadê zu einem militärischen Zeremoniell und einer anschließenden Feier ein, auf der ausgiebig getanzt wurde. Später gab es eine Baumpflanzaktion mit den Kämpferinnen, an der sich viele Menschen aus der Bevölkerung beteiligten. Die YPJ-Kommandantin Sozdar Dêrik bezeichnete den 4. April in einer Rede als „Feiertag der demokratischen Nation und der Frauen“. Sie zitierte Öcalans Definition einer demokratischen Nation; eine Gesellschaft, „die durch den freien Willen des freien Individuums und der gesellschaftlichen Gruppen geschaffen wurde“. Daran seien in Rojava vor allem Frauen und ihr von den Ideen Öcalans inspirierter Widerstand beteiligt gewesen. „Deshalb betrachten wir den 4. April als unseren Tag. Rojbûna me pîroz be!“
Auch in vielen anderen Regionen, darunter in Til Temir und Zirgan, Dirbêsiyê, Hol, Til Berak, Tirbespiyê, Çilaxa, Til Hemîs, Dêrik, Şehba und Aleppo fanden Feiern und Baumpflanzaktionen statt. Unter den Beteiligten waren auch zahlreiche Aktive und Handelnde aus Politik und Verwaltung sowie Zivilgesellschaft und Selbstverteidigung. In Qamişlo wurde der 4. April zum Anlass genommen, einen zweiten Standort der Abteilung für Herz- und Augenheilkunde zu eröffnen.
Später lud die Frauenplattform Ökologie in den Öcalan-Park ein, um 75 Schösslinge verschiedener Baumarten zu setzen. In Raqqa wurden ebenfalls neue Bäume gepflanzt, zudem veranstaltete die Frauenunion Zenobiya eine Ausstellung. In Tabqa eröffnete ein „4. April Park“ und in Minbic fand eine Open-Air-Feier unweit der Qereqozaq-Brücke statt.
In Südkurdistan fanden ebenfalls Feierlichkeiten statt. In Çemçemal bei Silêmanî etwa luden die Ortsverbände der Jugendbewegung zu einer Baumpflanzaktion ein, in der Berggemeinde Binarê Qendîl gab es auf Einladung der Bewegung Tevgera Azadî eine Blumenpflanzaktion auf dem nach Mehmet Karasungur benannten Gefallenenfriedhof.
Im ezidischen Hauptsiedlungsgebiet Şengal fiel mit einer von der Frauenbewegung TAJÊ organisierten Demonstration der Startschuss einer ganzen Aktionswoche rund um den Geburtstag von Öcalan. Das Programm enthält Theaterperformances, Ausstellungen, Tanz, musikalische Acts und vieles mehr. Auch in Mexmûr wurde ausgiebig gefeiert, ebenso in den Städten Nordkurdistans.
Nürnberg: Ein guter Tag, einen Baum zu pflanzen...
Heute ist ein guter Tag, um einen Baum zu pflanzen, dachten sich ebenfalls Jugendliche aus Nürnberg. Sie gruben ein Loch und setzten ein junges Bäumchen hinein und erklärten: „Bald werden die Wurzeln Kraft aus der fruchtbaren Erde ziehen. Sie halten den Baum stabil und versorgen ihn mit Wasser und Nährstoffen. Zusammen mit der Kraft der Sonne wird der junge Baum wachsen und Früchte tragen.
Heute ist ein guter Tag, denn es ist der Geburtstag des Mannes, der in die Herzen so vieler Menschen einen Samen der Hoffnung gepflanzt hat. Es ist die Hoffnung auf ein freies Leben in Würde und im Gleichklang mit der Natur.
Dieser Mann heißt Abdullah Öcalan – Rêber Apo. Seine Ideen und Vorschläge, seine Philosophie des Lebens fielen gleich einem Samen auf fruchtbaren Boden und sind heute tief verwurzelt in der kurdischen Freiheitsbewegung. Diese Wurzeln geben Millionen von Menschen Stärke und Halt. Sie nähren die Kraft für den Widerstand und trotzen Stürmen. Rojbûna Me Pîroz Be!“
Eine Blutpflaume für Magdeburg
„Am 4. April vor 75 Jahren wurde die Sonne der kurdischen Freiheitsbewegung in Amara geboren“, erklärte die Jugendkommune Magdeburg und pflanzte zusammen mit einigen anderen Jugendlichen eine Blutpflaume, um sich mit dem Leben und Wirken von Öcalan auseinanderzusetzen und seinen Kampf zu würdigen. „Die Sonne als Spender von Licht und Wärme, als Urquelle eines jeden Lebens, bietet den Menschen Hoffnung ‒ so wie es auch die Ideen und die Philosophie von Abdullah Öcalan bietet. Wir als Teil der revolutionären Jugend Magdeburgs haben uns anlässlich des Geburtstages von Reber Apo mit ihm und seinem Leben beschäftigt und diesen Tag nicht einfach vorbeistreifen lassen.“
Die Aktivist:innen hatten sich in einem Jugendtreff zusammengefunden und sich mit der Reise Öcalans von dem kleinen Dorf Amara, nach Ankara, zur Gründung der PKK bis schließlich zu dem internationalen Komplott und der Isolation auf Imrali auseinander gesetzt, um ihn und seine Arbeiten näher kennenzulernen. Mit dem gemeinsamen singen diverser Arbeiter:innenlieder und kleinerer Diskussionen bei einem Spaziergang sind sie dann zu dem naturellen Herzens Magdeburgs gegangen, um symbolisch für die tiefe Verbindung und der aufkeimenden Saat der Revolution einen Baum in den Stadtpark zu pflanzen.
Die Blutpflaume steht auf der einen Seite für Schutz, Wachstum und Geborgenheit und auf der anderen durch ihre Steinfrüchte auch für Nährendes. Während der Baum jetzt noch klein ist, so wird er doch im Verlaufe des Jahres immer tiefere Wurzeln schlagen und immer schöner blühen.
„Auch in Zukunft wird er uns an Reber Apo, an unsere jugendliche Kraft und an die kurdische Befreiungsideologie erinnern und einen Raum des Zusammenkommens und gemeinschaftlicher Energie bieten“, so die jugendlichen Aktivist:innen.
Aktualisiert am 5.4.
Mit Bildmaterial von MA, RojNews, YPJ und ANHA