Die Ökologiebewegung Mesopotamiens, an der neben der Demokratischen Partei der Völker (HDP) unterschiedliche Umweltinitiativen beteiligt sind, veranstaltet am Samstag, den 17. September, am Berg Cûdî in Nordkurdistan eine Demonstration gegen den vom türkischen Staat betriebenen Raubbau und die Zerstörung der Natur in Kurdistan. Der Sprecher der Ökologiekommission und stellvertretende Ko-Vorsitzende der HDP, Naci Sönmez, sprach mit ANF über die geplante Demonstration.
Zweiklassengesellschaft auch beim Umweltschutz
Die immensen Schäden durch die vorsätzliche Zerstörung der Natur in Kurdistan und ihre hemmungslose Ausbeutung zu Zwecken des Profits sei bisher ein kaum beachtetes Thema, so Sönmez: „Wie bei allen anderen Themen gibt es in der Türkei auch beim Thema Umweltschutz ein großes Gefälle zwischen dem türkische Westen und den Gebieten im Osten der Türkei. Das wird von der Regierung systematisch vorangetrieben. Leider sind auch die Gruppen und Organisationen im Westen der Türkei, die sich mit dem Thema beschäftigen, dieser Linie treu ergeben.“
Der Schutz unseres Planeten kann aber nur gemeinsam verwirklicht werden, unterstreicht Sönmez. Denn der Brand eines Waldes im nordkurdischen Şirnex (tr. Şırnak) oder Çewlîg (Bingöl) sei genau so zerstörerisch wie ein Brand im westtürkischen Muğla, darum müsse auch der Schutz der Natur gemeinsam organisiert werden. Doch das Zweiklassendenksystem sei in der Gesellschaft fest verankert.
Ohne Frieden kein Schutz der Natur möglich
Die Zerstörung der Natur geschehe aus zwei Gründen, erklärt Sönmez. Da sei einmal die Ausbeutung durch den neoliberalen Kapitalismus, dem alle Mittel recht sind, um Profitmaximierung und den Fortbestand des Systems zu gewährleisten. Globale Konzerne haben weltweit die natürlichen Ressourcen im Visier und beuten diese gnadenlos aus. Der zweite Faktor sei der Krieg, so Sönmez weiter. Der türkische Staat nutze die Umweltzerstörung gezielt als Kriegswaffe, um die Lebensgrundlagen der Menschen langfristig zu zerstören und ihnen so ein Leben dort unmöglich zu machen. Wie in allen Kriegen sei der Schaden, der der Natur durch den Krieg zugefügt werde, immens. Alles Lebendige werde durch den Krieg ausgelöscht.
Darum gebe es einen direkten, notwendigen Zusammenhang zwischen dem Kampf für den Schutz der Umwelt und dem Kampf für Frieden und gegen Gewalt, unterstreicht der HDP-Politiker: „Beide Kämpfe müssen gemeinsam und gleichzeitig geführt werden.“
Wer keine Vergangenheit hat, kann auch keine Zukunft haben
Auch die Ausbeutung und Zerstörung des kulturellen Erbes Mesopotamiens sei ein Teil des Krieges der Türkei gegen die Kurdinnen und Kurden. Man versuche durch die Auslöschung der Vergangenheit, die Zukunft zu zerstören. Um eine Zukunft aufbauen zu können, müsse das kulturelle Erbe verteidigt werden, so Sönmez. Auch dieser Kampf sei unzertrennlich verknüpft mit dem Kampf für den Erhalt der Natur. „Darum ist es uns als HDP wichtig, die Zukunft immer als demokratisch und ökologisch zu denken.“
Gemeinsame Stimme, gemeinsamer Kampf
Naci Sönmez wies zum Abschluss noch einmal auf die Wichtigkeit des vereinten Kampfes hin und rief alle Menschen, denen Umweltschutz, Demokratie und Frieden ein Anliegen sind, auf, am 17. September zum Cûdî zu kommen: „Wenn wir vom Cûdî aus eine kraftvolle gemeinsame Botschaft aussenden, können wir die Politik der Vereinzelung und Trennung, die bewusst gegen uns angewendet wird, überwinden. Es ist wichtig, dass wir dort zusammenkommen. Mit vereinter Kraft können wir der Zerstörung der Natur etwas entgegensetzen.“