Mit Baggern gegen die Munzur-Quellen

Der türkische Staat zerstört mit Baggern die Umgebung der Munzur-Quellen in Dersim, die für die alevitische Bevölkerung eine heilige Stätte sind.

Die Zerstörung der Umgebung der Munzur-Quellen in Dersim wird fortgesetzt. Der türkische Staat will das für die alevitische Glaubensgemeinschaft heilige Gelände kommerzialisieren und künftig Eintrittsgeld verlangen. Für die sogenannte „Landschaftsgestaltung“ werden Bagger eingesetzt. Das teilt das Untersuchungszentrum Dersim (türk. Dersim Araştırmalar Merkezi) auf Twitter mit.

Das Zentrum moniert, dass trotz gegenteiliger Zusage des Gouverneursamtes Baumaschinen eingesetzt werden: „Diesen Vorgang betrachten wir als einen Angriff auf eine unserer Glaubensstätten. Wir rufen die Verantwortlichen auf, von diesem Fehlen abzusehen.“

Das Gouverneursamt hatte zuvor aufgrund heftiger Proteste zugesagt, dass keine Bagger an den Munzur-Quellen eingesetzt werden. Für die alevitische Bevölkerung von Dersim ist die Fluss- und Gebirgslandschaft des Munzur ein Symbol für ihre Region, die sie als einzigartiges Wunder betrachtet. Neben der Versorgung mit Wasser, Fischerei und anderen wirtschaftlichen Aspekten besitzt der Munzur in den Augen der Menschen einen „heiligen” Stellenwert. Er hat seit Jahrhunderten eine große historische, kulturelle und landschaftliche Bedeutung. Der Munzur wird mit fast allen Mythologien, Sagen und Überlieferungen in Dersim in direkte Verbindung gebracht. Benannt wurde er nach dem Hirten Munzur Baba, der nach einer Sage an der heutigen Quellregion bei Pilûr (Ovacık) Buttermilch aus Schreck vergoss, wodurch die 40 Quellen des Munzur entstanden. Sie betreffen vor allem ein Gebiet, welches durch den türkischen Staat als Nationalpark unter Schutz gestellt wurde und in dem solche Eingriffe eigentlich illegal sind. Die Quellregion ist theoretisch durch internationale Konventionen geschützt, die von der Türkei ratifiziert wurden.