In Rojava dreht das türkische Regime den Menschen das Wasser ab, zerbombt Olivenhaine und setzt Felder in Brand. Aktivist:innen der internationalistischen Kampagne „Make Rojava Green Again“ haben am Donnerstagabend in Wien über ökologische Kriegsführung in Nord- und Ostsyrien sowie den Widerstand dagegen berichtet. Mehr als 50 Personen kamen im Knoten Wien im 20. Bezirk zusammen, um dem Vortrag „Krieg und Ökozid in Rojava“ zu folgen. Organisiert wurde der Abend vom Bündnis Defend Kurdistan Wien – insbesondere der Kurdistan-Solidaritätsgruppe „Rise Up Wien“ und der Klimagerechtigkeitsgruppe „System Change not Climate Change“.
Bereits die Tage zuvor waren die Aktivist:innen der Kampagne in den Städten Innsbruck und Graz. In ihren Vorträgen sprachen sie über die verheerenden Auswirkungen der ökologischen Kriegsführung in Nord- und Ostsyrien. Mit einer kurzen Einführung in die Geschichte der Freiheitsbewegung in Kurdistan und das neue Paradigma schafften sie für die Anwesenden zudem eine Grundlage, die Voraussetzungen und die Bedeutung der Revolution in Rojava zu verstehen. Unter anderem mit Satellitenbildern aus Efrîn machten sie die Auswirkungen der türkischen Politik und ihrer dschihadistischen Helfer deutlich: Wo 2018 – und somit vor der Invasion der Türkei – aus der Luft noch Wälder und Olivenbäume zu erkennen waren, finden sich auf Bildern aus dem Jahr 2021 nur verwüstete Felder. Die Aktivist:innen betonten in ihren Vorträgen jedoch auch den Widerstand der Bevölkerung vor Ort gegen die ökologische Zerstörung und sie präsentierten die Arbeiten der Kampagne. Diese widmet sich unter anderem der Wiederaufforstung in Rojava.
Beitrag der österreichischen Klimagerechtigkeitsbewegung
Dem Vortrag in Wien folgte ein Kommentar aus der lokalen Klimagerechtigkeitsbewegung. Eine Aktivistin der Gruppe „System Change not Climate Change“ widmete sich der Frage, inwiefern die österreichische Klimagerechtigkeitsbewegung auch eine internationalistische Bewegung sei. Sie machte deutlich, dass es sich bei der Klimakatastrophe um ein internationales Problem handle, das auch internationale Antworten brauche. Für diese Antworten gelte es, lokal anzusetzen, den Blick für die globalen Zusammenhänge aber nicht zu verlieren. Einer dieser Zusammenhänge sei der Kriegskomplex. Die Referentin ging darauf ein, dass ein Bau der Lobau-Autobahn in Wien nicht nur die CO2-Emmissionen steigen ließe. Er stelle auch ein wichtiges Verbindungsglied des EU-weiten TEN-T-Straßennetzes dar, das unter anderem der „Verbesserung der militärischen Mobilität“ diene.
Frieden ohne Klimagerechtigkeit gäbe es genauso wenig wie Klimagerechtigkeit ohne Frieden. Deswegen müsse die Klimagerechtigkeitsbewegung nicht nur eine internationalistische, sondern auch eine antimilitaristische sein, so die Aktivistin. Dabei verwies sie selbstkritisch auf die Nicht-Positionierung der lokalen Linken zu Waffenlieferungen in die Ukraine. Es müssten mehr Bemühungen angestellt werden, sozial-ökologische, antimilitaristische und Perspektiven der Verteidigung gegen einen Angriffskrieg zusammenzuführen. Gerade die letzte These wurde unter den Anwesenden im Anschluss intensiv diskutiert und warf die Frage auf, wie es um die Solidarität in der westlichen Linken mit Genoss:innen in der Ukraine aktuell bestellt ist. Mit Blick auf Rojava wurde festgehalten, dass aus den praktischen Errungenschaften der Revolution genauso zu lernen ist wie aus ihren theoretischen und ideologischen Vorbedingungen.