Make Rojava Green Again: Internationales Treffen in Italien

Die Kampagne „Make Rojava Green Again" hat ihr drittes internationales Treffen im Val de Susa in Italien veranstaltet. Diskutiert wurden die Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit der Ökologie-Bewegungen.

Vom 28. bis 30. Juni trafen sich Menschen aus Italien, der Schweiz, Deutschland und Großbritannien in den italienischen Alpen zu einem Treffen der internationalen Initiative „Make Rojava Green Again“.

Make Rojava Green Again (MRGA) ist eine internationale Kampagne, die sich auf die ökologischen Säulen der Rojava-Revolution konzentriert. In Kurdistan hat die MRGA ihren Sitz in der Internationalistischen Gemeinde Rojava. In Europa zielt die MRGA-Kampagne darauf ab, das Bewusstsein der Umweltaktivisten für die Rojava-Revolution zu schärfen.

Gastgeber des Treffens war Val de Susa, das die Heimat des drei Jahrzehnte alten No-TAV-Kampfes gegen den Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke von Lyon in Frankreich nach Turin in Italien ist.

Workshops und Diskussionen

Das Treffen bot Platz für drei Tage Workshops zur Weiterentwicklung der Kampagne in Europa und eine Diskussion über Sozialökologie, die von der italienischen MRGA-Gruppe organisiert wurde.

Am letzten Tag der Zusammenkunft tauschten MRGA-Aktivist*innen und Mitglieder der Kampagne „No-TAV" ihre Erfahrungen im Kampf aus. Çiya Demhat sprach über die ökologischen Probleme, die durch das Assad-Regime, den türkischen Staat und „Daesh“ in Rojava verursacht wurden: „Vor der Rojava-Revolution förderte das Assad-Regime Monokultur, um sicherzustellen, dass Rojava nie zu einer tragfähigen eigenständigen Einheit werden konnte. Gleichzeitig wurden andere Arten der Landwirtschaft, wie das Pflanzen von Obstbäumen, verboten. Diese Monokultur war sehr stark vom Wasser abhängig. Und von Chemikalien und Düngemitteln, von denen einige in Europa verboten sind. Das Verbot der Baumpflanzung hat schwerwiegende negative Auswirkungen auf den Boden gehabt.“

Seit der Revolution gebe es auch viel Druck vom türkischen Staat, der die Umwelt beeinflusst hat, führte Çiya Demhat weiter aus: „So hat beispielsweise der Staudammbau in der Türkei zu einer verstärkten Dürre in Rojava geführt. Das türkische Militär hat auch Olivenbäume in Brand gesteckt. Abgereichertes Uran wurde in der Gegend verwendet. Dieses verwandelt sich in Staub in der Luft und verursacht Krebs, besonders bei Kindern."

Praktische Arbeit in Rojava

Ein internationalistischer Freiwilliger aus der Internationalistischen Gemeinde Rojava erklärte die Arbeit von „Make Rojava Green Again“ in Rojava: „Eines unserer Hauptziele ist es, die Kämpfe des demokratischen Konföderalismus, der Frauenbefreiung und des ökologischen Kampfes zu verbinden. Wir forschen mit Menschen, die in der Gegend leben, über die Art und Weise, wie sie früher gelebt haben und wie Menschen früher mit Tieren und der Natur gearbeitet haben. Wir haben eine Baumschule eingerichtet, in der wir viele Baumarten gesammelt haben, von denen einige in Rojava nicht mehr existierten. Wir haben praktische Arbeit mit einer Gemeinde in der nächsten Stadt Dêrik geleistet, indem wir Bäume am Flussufer gepflanzt haben."

In der Internationalistischen Kommune ist ein Grauwasserprojekt zur Wiederverwendung von Abwasser eingerichtet worden, berichtete der Aktivist weiter. In der Stadt Qamişlo wird daran gearbeitet, ein Abfallverwertungssystem aufzubauen. „Internationalismus ist eine zentrale Sache für MRGA, denn der Schutz der Natur ist wichtig, aber er wird uns nicht von selbst zur Revolution führen", sagte er.

Europaweites Netzwerk

Abschließend sprach Francesca von MRGA über die Arbeit der Kampagne außerhalb von Rojava:

„Wir sind ein europaweites Netzwerk. Und wir haben Unterstützung in Südamerika und den USA. Wir versuchen, das Bewusstsein für die ökologischen Aspekte der Revolution zu schärfen. Wir versuchen auch, Wissen über Low-Tech-Technologien auszutauschen und zu teilen, die demokratisch verwaltet und gesteuert werden können. Dieses Wissen ist besonders nützlich wegen der Auswirkungen des Embargos gegen Rojava auf die technologische Entwicklung".

No-TAV in Val des Susa

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten auch eine Präsentation aus der Kampagne „No-TAV" von Val de Susa. Nicol, der seit vielen Jahren in der „No-TAV"-Bewegung engagiert ist, sagte:

„Unser Kampf im Val de Susa dauert seit 30 Jahren an. Es ist nicht nur ein Kampf gegen eine Bahnstrecke, es ist ein ökologischer Kampf gegen die Zerstörung des Landes. Die Arbeiten am Tunnel für die Hochgeschwindigkeitsstrecke haben noch nicht begonnen, aber sie haben bereits viele 100 Jahre alte Bäume zerstört. Es ist ein Kampf gegen das internationale Modell der schnellen, konsumorientierten Entwicklung. Ein System, das den ständigen Fluss von Geld und Waren fördert, aber nicht die Bewegung von Menschen."

Die italienische Regierung hat es versäumt, die kleinen Eisenbahnlinien, die für die Menschen gebaut werden, richtig zu verwalten, sagte Nicol: „Aber sie will dieses neue Projekt unterstützen, das nur im Interesse des Geldes ist und die Geschäftsleute sehr schnell bewegt. Wir sind sehr solidarisch mit dem Kampf für den demokratischen Konföderalismus in Rojava, denn wie unsere Bewegung ist es ein Kampf des Volkes von unten nach oben."

Ein besetztes Tal

Valentina, eine lokale Aktivistin, fuhr fort:

„2005 kam die Polizei, um unser Präsidium zu vertreiben. Sehr schnell kamen Tausende von Menschen, um sie zu verteidigen. Die Polizei versuchte, die Straße zu blockieren, aber die Leute drängten sich durch."

Danach wurde das Projekt für mehrere Jahre auf Eis gelegt. Im Jahr 2011 wurden neue Pläne gemacht, den Tunnel für den Hochgeschwindigkeitszug in einem kleineren Tal zu graben, was für Polizei und Militär leichter zu verteidigen war. Aber die „No-TAV"-Aktivist*innen fanden den Ort heraus, besetzten das Tal und erklärten eine autonome Republik. Der Platz wurde für einen Monat gehalten.

Roberto sprach über die polizeiliche Repression der autonomen Zone:

„2500 Polizisten kamen und schlugen und verprügelten die Leute und stellten die Kontrolle wieder her. Sie zwangen die Leute raus. Dann begannen die Erkundungsarbeiten am Tunnel."

Möglichkeiten der Zusammenarbeit

Eine weitere Aktivistin von „No-TAV", Andrea, fuhr fort:

„Die Tatsache, dass sie nur explorative Arbeiten durchführen konnten und nicht mit den eigentlichen Arbeiten am Tunnel beginnen, ist auf den Widerstand der Talbewohner und der No-TAV-Bewegung zurückzuführen. Wir halten sie davon ab, echte Arbeit zu leisten. Über 30 Jahre Kampf haben gezeigt, dass wir nicht auf Regierungen warten können. Die No-TAV-Bewegung wird ihr Ziel erst erreicht haben, wenn wir das globale Entwicklungsmodell geändert haben. Wir müssen dieses Modell von unten nach oben ändern. Das neue Modell, das wir entwickeln, wird nicht nur ein lokales sein. Wir müssen gemeinsam Lösungen finden und international zusammenarbeiten."

Eine weitere Sache, die wir gelernt haben, ist, auf die Erfahrungen anderer Kämpfe zu hören und zu lernen. Wir müssen lernen, wie man Selbstkritik übt. Nach und nach, nach Inspiration durch den kurdischen Kampf und anderswo haben wir begonnen, ein starkes autonomes System zu schaffen im Val de Susa.“

Auf dem Treffen wurde außerdem über Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Ökologie-Bewegungen diskutiert.