Mahnwache in Ravensburg: Klimaschutz ist kein Verbrechen
Am Donnerstag beginnt in Ravensburg ein Prozess gegen einen Klimaaktivisten. In Solidarität mit ihm findet vor Prozessbeginn eine Mahnwache statt.
Am Donnerstag beginnt in Ravensburg ein Prozess gegen einen Klimaaktivisten. In Solidarität mit ihm findet vor Prozessbeginn eine Mahnwache statt.
Klimaschützer:innen aus Ravensburg und dem Altdorfer Wald rufen in Solidarität mit dem Aktivisten Samuel Bosch zu einer Mahnwache am Amtsgericht Ravensburg auf. Dem Aktivisten werden Hausfriedensbruch und Verstöße gegen das Versammlungsgesetz wegen des Anbringens von Transparenten oder wegen des Baumhauscamps im Altdorfer Wald vorgeworfen. Die Mahnwache in der Herrenstraße 43 in Ravensburg beginnt um 8.15 Uhr, der Prozess gegen den Klimaschutzaktivisten um 9.00 Uhr im Amtsgericht.
„Wie Ende August, als wir zuletzt hier standen, hoffen wir auch dieses Mal auf einen guten Ausgang der Verhandlung", so Simone Meinhard aus Ravensburg. Am 27. August wurde das Verfahren gegen Samuel Bosch, das die Stadt wegen angeblicher Verstöße gegen Corona-Bestimmungen im Zuge einer Baumbesetzung angestrengt hatte, eingestellt.
„Trotz des immer realer drohenden Klimakakollaps engagieren wir uns mit friedlichen Mitteln für eine lebenswerte Zukunft", so Meinhard, „Anstelle Klimaaktivist:innen und deren Unterstützer:innen mit konstruierten Tatbeständen in eine kriminelle Ecke zu stellen, sollten die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung endlich überlegen, wie sie junge Menschen für konkrete Maßnahmen für mehr Klimagerechtigkeit gewinnen könnten!"
Der 18-jährige Tim Meyer erklärt, dass sie ihre Proteste sofort einstellen könnten, „wenn die große und kleine Politik in unserem Land endlich effektive Maßnahmen gegen den fortschreitenden Temperaturanstieg unternehmen würde". Meyer betont: „So lange undurchsichtige Interessen der Politiker wissenschaftlich begründeten Notwendigkeiten im Klimaschutz verhindern, solange werden wir mit aufsehenerregenden aber friedlichen Aktionen auf die Bedrohung unserer Zukunft hinweisen."
Mit ihren Protesten gegen den klimaschädlichen Regionalplan und für eine wirksame Begrenzung der Erderwärmung fordern Klimaschützer:innen in und um den Altdorfer Wald seit vielen Monaten ein entschlosseneres Handeln der Politik, von regionalen Verwaltungen und der Wirtschaft ein. Mit Banneraktionen, Baumbesetzungen und Demonstrationen nehmen sie nach eigenen Angaben ihre Bürgerrechte in Anspruch, ohne sie zu übertreten.
„Unsere Mahnwache verdeutlicht, dass wir auch bei den Folgen unserer Proteste solidarisch bleiben," so ein weiterer Klimaaktivist. „Wir lassen uns nicht einschüchtern, und irgendwann werden nicht wir, sondern die Verantwortlichen vor Gericht stehen, die uns tatenlos und wider besseren Wissens in die Klimakrise führen – Klimaschutz ist kein Verbrechen!"
Auch ein 66-Jähriger aus Waldburg bei Ravensburg unterstützt die Mahnwache und erklärt: „Vor Gericht sollten die Umweltbrecher stehen, nicht die jungen Menschen, die mit friedlichem zivilen Ungehorsam auf Missstände hinweisen."