Köln: 1500 Menschen fordern Vergesellschaftung des Energiesektors

In Köln haben am Sonnabend rund 1500 Menschen für die Vergesellschaftung des Energiesektors und soziale Lösungen auf die steigenden Energiepreise demonstriert.

In Köln haben am Sonnabend rund 1500 Menschen für die Vergesellschaftung des Energiesektors und soziale Lösungen auf die steigenden Energiepreise demonstriert. Aufgerufen zu dem Protest unter dem Motto „Enteignen statt Krise – eine klimagerechte Zukunft“ hatten Fridays For Future, Ende Gelände, Lützerath lebt und RWE & Co. enteignen.

„Während im Herbst mehrere Millionen Menschen Strom und Gas nicht mehr bezahlen können und bereits jetzt hunderttausenden Haushalten jährlich der Strom abgestellt wird, fahren RWE, Shell & Co. Milliardengewinne durch die Energiekrise ein. Wir brauchen grundlegende Veränderungen in Form einer Vergesellschaftung des Energiesektors. Stromproduktion kann sich so an Bedarfen orientieren und allen Menschen einen sicheren Zugang zu Strom garantieren. Stromsperren und fette Konzernprofite werden Geschichte sein“, sagte Janou Reiser von RWE & Co. enteignen.

Fotos: Hubert Perschke

Die Demonstration startete am Mittag am Theodor-Heuss-Ring und zog begleitet von bunten Fahnen und Transparenten über den Ebertplatz durch die Kölner Innenstadt. Die veranstaltenden Gruppen kritisierten, dass die Polizei an verschiedenen Stellen versucht habe, die Beteiligten einzuschüchtern. Zudem soll es zu mehreren ungerechtfertigten Polizeimaßnahmen gekommen sein.

Konzerne und Regierungen haben kein Interesse an Lösungen

Auslöser für den Protest des Klimabündnisses war aber nicht nur die kommende Energiekrise, sondern auch die ausbleibenden Maßnahmen der Regierung, angemessene Lösung zu liefern. Fridays for Future kritisierte: „Mehrere Jahre auf der Straße zeigen uns deutlich: Konzerne und Regierungen haben weder Interesse daran solidarische und angemessene Lösungen für die Klimakrise noch für die sich immer weiter zuspitzende Energiekrise zu finden.“

Wir sind wütend

Heftige Waldbrände global und der ausgetrocknete Rhein in Deutschland etwa seien zwei der Symptome der Klimakrise. Trotz dessen werden neue Gasterminals gebaut und der Konzern RWE plant im Herbst das Dorf Lützerath für Braunkohle zu zerstören. „Klima- und Energiekrise sind die Folgen einer Wirtschaftsweise, die Gewinne der fossilen Industrien mit Kohle, Gas oder Öl über Mensch und Natur stellt. Diese Krisen kombiniert mit den fehlenden Lösungen und Antworten der Regierung machen wütend, denn es bedeutet nichts weniger, als dass mehrere Millionen Menschen in Deutschland Existenzangst verspüren, wenn sie an den Winter und die nächste Stromrechnung denken und mit Sorgen an der Supermarktkasse stehen“, kritisiert das Bündnis.

Mit Gewinnen der Krisenprofiteure die Energiewende bezahlen

Im Vorfeld der Demonstration hatten Fridays For Future, Ende Gelände, Lützerath lebt und RWE & Co. Enteignen zu einer Pressekonferenz am Ebertplatz geladen und über Antworten auf die Klima- und Energiekrise und über eine Vergesellschaftung der Energieproduktion informiert. Luka Scott, Pressesprecherin von Ende Gelände, sagte: „Die Krisenprofiteure der Energiewirtschaft gehören enteignet und mit ihren Gewinnen muss die längst überfällige Energiewende bezahlt werden.“ Mit Blick auf die geplanten Flüssiggas-Terminals in Deutschland fügte Scott weiter an, dass es mit der Klimagerechtigkeitsbewegung „kein fossiles Rollback“ geben werde.

Energieproduktion selbst in die Hand nehmen

Die Klimakrise wütet vor allem im Globalen Süden. Darauf machte Ende Gelände erst kürzlich wieder besonders intensiv im Rahmen einer Aktionswoche in Norddeutschland aufmerksam, mit Fokus auf den Zusammenhang zwischen fossiler Industrie in Deutschland und kolonialer Ausbeutung in den einkommensschwächeren Ländern in Afrika, Latein- und Südamerika sowie Asien. Um dem effektiv entgegenzuwirken, brauche es die Vergesellschaftung der Energiekonzerne. Die Profite zerstörten schon zu lange die Lebensgrundlagen von Menschen. „Wir müssen die Energieproduktion selbst in die Hand nehmen. Nur so können wir die Ohnmacht gegenüber den Krisen unserer Zeit beenden und global eine klimagerechte Zukunft aufbauen“, so das Bündnis.