Klimastreik Schweiz: Die ZAD ist geräumt, der Kampf geht weiter

Die erste Zone à défendre der Schweiz ist praktisch geräumt, der Kampf für eine klimagerechte Zukunft geht allerdings weiter. In den nächsten Monaten wollen verschiedene Gruppen in der Klimagerechtigkeitsbewegung weitere Projekte und Aktionen durchführen.

„Die ZAD ist geräumt, der Kampf für Klimagerechtigkeit geht weiter“, fasst der Klimastreik Schweiz als Fazit der gestrigen Auflösung der ersten Zone à Défrendre – eine zu verteidigende Zone in der Alpenrepublik zusammen. Über fünf Monate hielten Aktivist*innen aus verschiedensten Teilen der Schweizer Klimagerechtigkeitsbewegungen ein Areal auf dem Mormont-Hügel oberhalb von Lausanne besetzt, das im Besitz des internationalen Konzerns LafargeHolcim, dem weltweit größten Zementproduzenten, der seit 1953 eine Zementfabrik auf dem Hügel betreibt, ist. Die Besetzer*innen setzen sich für eine soziale und ökologische Welt ein und stellen sich gegen den klimaschädlichen und menschenrechtsverachtenden Konzern LafargeHolcim.

Jährlich 800.000 Tonnen Zement und 400.000 Tonnen CO2

Klimaschädlich, weil der Schweizer Ableger jährlich 800.000 Tonnen Zement auf dem Mormont produziert und dabei 400.000 Tonnen CO2 emittiert. Menschenrechtsverachtend wegen des gewaltigen Beitrags zur globalen Erwärmung, aber auch deshalb, weil LafargeHolcim seinen Standort Çelebiyê im Südosten von Kobanê bis 2014 weiterbetrieben hatte und vor Ort Gelder an Dritte gezahlt wurden, um Absprachen mit islamistischen Gruppierungen auszuhandeln, damit die Produktion weitergehen konnte. Allein zwischen 2011 und 2013 sollen dreizehn Millionen Euro an Bakschisch geflossen sein. Die Schmiergeldzahlungen gingen auch weiter, als die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im Juni 2014 Teile Syriens überrannte und die Errichtung eines Kalifats verkündete.

Einsatzkräfte in Kampfmontur | © Klimastreik Schweiz

Zwischen 150 und 200 „ZADisten“ waren an der Besetzung des Geländes von LafargeHolcim beteiligt. Klimastreikende, die Juso, die Jungen Grünen, Fridays for Future International und verschiedenste weitere Gruppierungen und Einzelpersonen solidarisieren sich mit ihrem Anliegen. „Sie wollten das biodiversitätsreiche Gelände mit Sitzblockaden, Baumhäusern, Hängematten und Zelten bewahren“, erklärt der Klimastreik Schweiz. Dagegen rückten am Dienstag 150 Polizisten in Kampfmontur an, um die Blockade unter Einsatz von Tränengas und Gummischrot zu beenden. Neben Wasserwerfern standen auch Räumungsfahrzeuge der Schweizer Armee bereit.

Polizisten tragen eine ZADistin vom Gelände | © Klimastreik Schweiz

Der Mormont ist ein Kalksteinhügel, der zum zentralen Juramassiv gehört. Auf sehr kalkreichem Boden gedeihen 24 seltene Orchideenarten, die alle national geschützt sind. Sie wachsen auf einer großen, von Eichen umgebenen Lichtung. Außerdem beherbergt der Mormont seltene Schlangenarten. Deshalb gehört er zu den „Landschaften und Naturdenkmälern von nationaler Bedeutung”. Zudem handelt es sich um eine wichtige archäologische Stätte, die wegen ihres keltischen Erbguts als europäisches Kulturerbe eingestuft ist. Mehr als 400 Opfergruben wurden 2006 bei archäologischen Grabungen gefunden. 2022 wird der Steinbruch LafargeHolcim die Grenze seines genehmigten Betriebsbereichs erreichen, weshalb der Zementmulti dessen Ausdehnung so schnell wie möglich genehmigt bekommen möchte. Zwei Schweizer NGOs versuchen die Erweiterung zu verhindern und haben beim Bundesgericht Einspruch eingereicht. Ein Urteil wurde bislang nicht gefällt. 

Ein Aktivist steht noch auf der Holzkonstruktion | © Klimastreik Schweiz

„Die erste Zone à défendre der Schweiz ist praktisch geräumt, der Kampf für eine klimagerechte Zukunft geht allerdings weiter“, kündigt der Klimastreik an. In den nächsten Monaten würden verschiedene Gruppen in der Schweizer Klimagerechtigkeitsbewegung weitere Projekte und Aktionen durchführen. Dazu gehörten Demonstrationen wie der Strike for Future am 21. Mai. „Dieser wird von verschiedenen Bewegungen, NGOs und Gewerkschaften vorbereitet und zielt darauf ab, in der Breite der Gesellschaft noch mehr Unterstützung zu gewinnen. Daneben wird es in den nächsten Monaten auch Aktionen des zivilen Ungehorsams geben. Noch immer besteht die Möglichkeit, die Klimakatastrophe abzuwenden, jedoch müssen wir schnell und entschieden handeln. Dies soll auch dieses Jahr deutlich in der öffentlichen Wahrnehmung ankommen.“