Klimaaktivist:innen blockieren Autozug und tarnen ihn als Straßenbahn

Aktive der Klimagerechtigkeitsbewegung haben in Wolfsburg einen Autozug von VW blockiert und ihn als Straßenbahn verkleidet. Die Gruppe fordert, dass das VW-Stammwerk künftig lieber Züge und Straßenbahnen herstellen soll.

Mehrere Aktivistinnen und Aktivisten aus der Klimagerechtigkeitsbewegung haben in Wolfsburg einen Zug mit neuen Fahrzeugen von Volkswagen blockiert. Die Gruppe wollte damit auf die verfehlte Klimapolitik der Bundesregierung und die Notwendigkeit der Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels hinweisen. „Schon jetzt gibt es verheerende Auswirkungen der Klimaerhitzung von Überschwemmungen bis zu Dürren und Hitzewellen in allen Regionen der Welt. Wir wollen nicht hinnehmen, dass durch weitere Produktion von Autos, egal ob mit konventionellem oder Elektro-Antrieb weiter das Klima geschädigt wird“, kommentierte eine Aktivistin.

Der Lieferzug voller Neuwagen verließ am Dienstag in den Mittagsstunden das VW-Werk in Wolfsburg. Als sich der Schlepper auf der Brücke über dem Mittellandkanal befand, kletterten plötzlich einige Verkehrswende-Aktivisti der „Aktion Autofrei“ auf den Zug. In einer Überraschungsaktion warfen die Demonstrierenden ein großes Banner über den Lieferzug, das eine Straßenbahn abbildet. „Der Zug bietet ein symbolträchtiges Bild, welches das Ziel der Aktivist:innen sehr anschaulich zeigt“, heißt es in einer Mitteilung der Gruppe.

ÖPNV umweltfreundlicher und sozial gerechter

Die „Aktion Autofrei“ forderte mit dem Protest, dass das VW-Stammwerk in Wolfsburg künftig keine Autos, sondern lieber Züge und Straßenbahnen für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) herstellen soll. Diese seien umweltfreundlicher und zudem noch sozial gerechter. Weitere Forderungen der Gruppe lauten: „Gratis Umschulungsprogramme für alle Mitarbeitenden von VW, eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden oder weniger bei vollem Lohnausgleich sowie bessere Arbeitsbedingungen für Lok- und Busfahrer:innen plus Umschulungsprogramme für alle, die auf diese Berufe umsteigen wollen.“

Kein Totschuften für einen Umwelt-Schmutz-Konzern

Im Frühling 2023 findet eine Investitionsplanungsrunde von VW statt, in der festgelegt werden soll, was und wie künftig produziert wird. Verschiedene Aktionsgruppen legen mit solchen Aktionen ihre eigenen Vorschläge vor. Die „Aktion Autofrei“ formuliert in ihrem Ergebnisvorschlag: „Keine Entlassungen mehr, keine Kurzarbeit, kein Totschuften für einen Umwelt-Schmutz-Konzern“ – sofortiger Umbau der Produktion von Autos auf öffentliche Verkehrsmittel und Hand in Hand mit einem Umbau der Konzernstruktur zu einem gemeinwohlorientierten Kooperativbetrieb.

„Es geht darum, eine Produktion danach auszurichten, was gebraucht wird und nicht, was Profite für Wenige abwirft. Um eine gemeinwohlorientierte Produktion durchzusetzen, müssen sich alle von der Produktion Betroffenen zusammensetzen und gemeinsam Entscheidungen treffen. Die meisten von der Automobilproduktion Betroffenen werden heutzutage überhaupt nicht gefragt“, kritisiert die Gruppe.

VW gehört zu 20 Prozent dem Land Niedersachsen, zu 53 Prozent der Familie Porsche-Piech und zu 17 Prozent dem Emirat Katar. Doch Gewinne würden privatisiert und Verluste sozialisiert, so die Aktion Autofrei: „Das darf nicht länger sein! Das Motto der Zukunft, ‚VW für alle‘ steht für einen gemeinwohlorientierten, kollektiv geführten Verkehrswende-Betrieb, bei dem Betroffene entscheiden, was produziert wird.“

ÖPNV-Produktion sichert gute Arbeitsplätze

Ein Umbau des VW-Stammwerks auf Straßenbahnproduktion würde sichere Beschäftigungsperspektiven bieten, betont Aktion Autofrei. Allein in den zurückliegenden drei Jahren seien in der Auto- und Zulieferindustrie bereits 90.000 Arbeitsplätze abgebaut oder verlagert worden. „Das sind viermal so viel, wie in der Braunkohle in zwanzig Jahren abgebaut werden sollen. Ein Umbau des VW-Stammwerks auf ÖPNV-Produktion sichert gute Arbeitsplätze.“